Im Freilichtmuseum in Grefrath gab es Wissenswertes rund um den 11. November Von Gänsen und anderen Martinsbräuchen
Grefrath · Im Freilichtmuseum gab’s Fackelbasteln und Wissenswertes zum 11. November.
Sicher, Kinder können ihre Martinsfackeln aus schwarzem Karton basteln. Die traditionellere Variante, zumal in unserer Region, ist jedoch eine Fackel, gemacht aus einer Zuckerrübe. Sabine Heck führte interessierte Kinder und ihre Eltern beziehungsweise Großeltern am Sonntag im Freilichtmuseum in diese Kunst ein. Zur Einführung gehörten unter anderem Informationen über St. Martin und das gemeinsame Singen eines Martinsliedes – zur Belohnung gab es selbstverständlich Süßigkeiten.
Als Leibgadist hatte St. Martin eigentlich einen weißen Mantel
Erstaunlich, was einige der Kinder bereits alles über den bekannten Heiligen, der im vierten Jahrhundert gelebt hat und 81 Jahre alt geworden ist, wussten. Aber Sabine Heck hatte dennoch einiges an Wissen hinzuzufügen. War der Mantel, den St. Martin spontan mit einem frierenden Bettler geteilt hat, wirklich rot? „Er gehörte der Leibgarde des Kaisers an und die hatte weiße Umhänge“, verriet Sabine Heck. Völlig ungeklärt ist, ob er seinerzeit tatsächlich auf einem weißen Pferd, also einem Schimmel, gesessen habe.
Als der Mönch Martin Bischof von Tours werden sollte, versteckte er sich aus Bescheidenheit in einem Gänsestall. Das Versteck verrieten die Tiere durch ihr lautes Geschnatter. Die Kinder schauten sich jetzt die Gänse im Freilichtmuseum an. „Dass die Gänse damals zur Strafe geschlachtet wurden, stimmt nicht“, erfuhren die Kinder. Das dürften auch die meisten Erwachsenen nicht gewusst haben: Den Gänsebraten ließ man sich einst vor dem 11. November eines jeden Jahres schmecken, weil dieses Datum den Beginn des Adventsfastens markierte. „Der Oedter Gänsehüter bekam am 11. November seinen Lohn“, erklärte Sabine Heck.
Weckmänner hatten früher statt einer Pfeife einen Bischofsstab
Vor dem Backhaus erklärte sie, wie es zum heutigen Weckmann gekommen ist: „Menschen, die kein Abendmahl in der Kirche empfangen konnten, brachte man geweihtes Brot nach Hause. Statt der Pfeife hatte der Weckmann früher einen Bischoftsstab.“
In der Scheune ging es dann ans Laterne-Basteln. Zunächst wurde das Unterteil der Zuckerrübe abgeschnitten, damit die spätere Fackel einen festen Stand bekam. Mit einer Bürste reinigten Kinder die Oberfläche der Feldfrucht, mit einem Löffel wurden die Rüben ausgeschabt. Rolf Mock aus Schwalmtal naschte davon: „Das ist ein Bio-Bonbon“, scherzte der 53-Jährige, der sich daran erinnern konnte, in seiner Kindheit Martinsfackeln aus Zuckerrüben gebastelt zu haben. Jetzt half er seinem Sohn Pascal (14), vor allem aber seiner achtjährigen Tochter Sara.
Manche Kinder verliehen ihrer Rübe menschliche Züge mit Augen und einem Mund, andere schnitzten Sterne in die Schale. Mit einem Licht versehen, taugen diese Fackeln auch als Außendekoration – eine Deko, die auch den Mäusen gefällt, weil sie Rüben zum Fressen gern haben.
Sabine Heck verriet zum Schluss noch weitere interessante Fakten: „Den ersten Martinsumzug in dieser Region hat es im Jahre 1867 gegeben, und zwar in Dülken.“ Ein St. Martin sei damals allerdings noch nicht dabei gewesen. 20 Jahre später konnten Kinder dann den ersten Fackelzug mit St. Martin bewundern, und zwar in Düsseldorf.