Suche nach der Halbschwester
Drei Schwestern, die aus Norddeutschland stammen, suchen eine Frau mit dem Mädchennamen Ursula Schmitz. Die Spur führt nach Kempen.
Kempen. „Wir suchen unsere Halbschwester. Können Sie uns helfen?“ Mit dieser Bitte haben sich Heidi Matt, Inga Mensing und Siegrun Becker an die WZ gewandt. „Ihr Mädchenname ist Ursula Schmitz und sie muss 1948 in Kempen gelebt haben“, wissen die drei Schwestern. Die Suche mit Hilfe des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), von Standesamt, Stadtarchiv und über das Internetportal Facebook sei ohne Ergebnis verlaufen.
Vater der Geschwister war Hugo Bomert. Die Familie wohnte früher in der Region Stade (Niedersachsen). „Unterm Deich, wie man sagt“, erklärt Friedrich Mensing, der mit der mittleren der drei Schwestern verheiratet ist. Das Ehepaar Mensing lebt heute in Baden-Württemberg. Es sei früher im Norden Tradition gewesen, dass man immer einen Flutkoffer im Haus aufbewahrt habe mit wichtigen Dokumenten und Fotos darin. „Und das war auch gut so“, sagt Friedrich Mensing. „Denn so haben wir erfahren, dass mein Schwiegervater zwei außereheliche Kinder, einen Buben und ein Mädchen, hatte“, sagt Mensing. Den Jungen habe man per Zufall gefunden.
Hugo Bomert starb 1947 mit 35 Jahren. Von den drei Töchtern hatten nur die beiden älteren vage Erinnerungen an den Vater. Das Nesthäkchen hat ihn nicht mehr erlebt. Ihre Mutter war mit ihr schwanger, als der Vater am 1. Dezember 1947 plötzlich starb.
Hugo Bomerts Frau Frieda überlebte ihren Mann um 55 Jahre. In ihrem Nachlass fand sich der schon erwähnte Flutkoffer. Mensing: „Neben vielem fanden wir auch zwei kleinere Schreiben, in welchen die Absender, unabhängig voneinander, Erbansprüche für ihre Mündel stellten.“ Die Forderung für den Jungen kam vom Jugendamt Cuxhaven und die für Ursula vom Oberkreisdirektor des Landkreises Kempen/Krefeld.“ Die Schwestern seien sehr betroffen und bestürzt gewesen: Eine Situation, die sie erst einmal hätten verarbeiten müssen.
Zu Ursula haben die Drei einige Vermutungen: „Wir denken, dass Hugos Freundin Schmitz hieß, die Mutter jung und nicht verheiratet gewesen ist. Jetzt den Namen Schmitz zu erforschen, scheint etwas für Experten zu sein“, sagt Mensing.
Offensichtlich hat Ursula 1948 in der Region Kempen/Krefeld gelebt. Das heißt, sie wohnte wohl in einem Heim oder bei Pflegeeltern. Auch eine Nachfrage beim Kreis Viersen auf Grundlage des Schreibens aus dem Flutkoffer hatte keinen Erfolg. Ebenso ergebnislos verliefen die Anfragen bei Behörden, Jugendamt und die Durchforstung in genealogischen Datenbanken. Mensing: „Wir sind nahezu sicher, dass Ursula nicht in Kempen geboren wurde, sonst wäre sie sicherlich beim dortigen Standesamt im Geburtenbuch registriert.“
Hugo Bomert war während des 2. Weltkrieges überwiegend im Weser-Elbe-Dreieck eingesetzt. Der Reichsarbeitsdienst hatte mit der Zivilbevölkerung Kontakt und beschäftigte auch Zivilisten, beispielsweise für den Betrieb von Lagern für Kriegsgefangene. „Es ist möglich, dass er da mit Ursulas Mutter Kontakt hatte.“ Eventuell war sie Flakhelferin oder Krankenschwester. Sie müsste nach dem Krieg in die Region Kempen/Krefeld gezogen sein, wo sie wohl früh starb und der Landkreis sich des Mädchens annahm. Mensing: „Die Zweisamkeit mit Ursulas Mutter muss im Zeitraum 1940 bis 1947 stattgefunden haben. Demnach wäre Ursula heute zwischen 65 und 72 Jahre alt. Dies lässt uns hoffen, dass sie noch lebt.“