Trampolin-Turner Gerlach: Sprung bis unter die Decke
Simon Gerlach ist Trampolin-Turner. Er träumt von einer Medaille bei den Deutschen Meisterschaften.
Kempen. Angefangen hat alles mit einem kleinen, runden Kindertrampolin im Garten. „Eigentlich sogar noch früher, auf dem Bett meiner Eltern“, sagt Simon Gerlach (Foto). „Da bin ich immer mit meinem kleinen Bruder drauf ’rum gesprungen.“
Bis das Bett kaputt ging und es seinem Vater zu bunt wurde: „Wie wär’s mit einem Schnupperkurs auf dem Trampolin?“, schlug dieser vor. Der wurde nämlich gerade vom Kempener Turnverein (KTV) angeboten.
Simon wechselte also vom Eltern-Schlafzimmer in die Turnhalle und fand schnell Gefallen am Trampolin-Sport. Denn es ging hoch hinaus: An Ringen wurde der Sechsjährige gleich bis knapp unter die Hallendecke gezogen. Von dort sollte er sich auf die Matte fallen lassen.
„Das war beeindruckend, ein bisschen Angst hatte ich auch“, erinnert er sich. Und es half, gleich Vertrauen in den Trainer zu bekommen.
Heute, mit über zehn Jahren Erfahrung, springt Simon einfach so bis unter die Decke. „Fünf bis sieben Meter sind schon drin“, sagt der 17-Jährige. Denn auch auf die Höhe komme es bei den Wettkämpfen an: Seit zwei Jahren wird neben der Schwierigkeit der Sprünge auch die „Time of Flight“ bewertet, wie lange also der Athlet während seiner Kür in der Luft ist. „Gut 15 Sekunden brauche ich für zehn Sprünge“, sagt Simon.
Auf dem Trampolin ist vor allem Körperspannung gefragt, um Figuren kontrolliert ausführen zu können. „Schrauben mache ich nicht so gerne“, so Simon. „Dann lieber einen Doppelsalto.“
Was passieren kann, wenn ein Sprung daneben geht, hat er selbst erlebt: Mit zehn Jahren schlug er sich beim Training das Knie vor den Mund — und zwei Schneidezähne aus. „Ich dachte, er steigt nie wieder auf’s Trampolin“, sagt der Vater. Aber: „Seine einzige Sorge war, am folgenden Wochenende nicht beim Wettkampf antreten zu können.“
Wettkampfpraxis sammelte der Schüler bereits mit sieben Jahren bei seinen ersten Stadtmeisterschaften. Es folgten zahlreiche nationale und internationale Wettkämpfe. Die Qualifikation zur jüngsten Jugend-Europameisterschaft verpasste er allerdings.
Zwar wird dreimal in der Woche trainiert, dennoch bleibt der Sport für Simon ein Hobby: „Als Trampolinturner wird man entweder Olympiasieger, oder man wird überhaupt nicht wahrgenommen“, sagt er. Selbst in der 1. Bundesliga könne man, anders als beim Fußball oder anderen populären Sportarten, nicht vom Turnen leben.
Aber Simon hat auch noch andere Interessen: Neben dem Abitur, das im nächsten Jahr am Thomaeum ansteht, ist dem Jugendlichen sein großer Freundeskreis sehr wichtig. Arbeiten würde er später gerne im Bereich Medien.
Wichtig ist ihm der Sport aber dennoch, vor allem das Miteinander im Verein: „Wir unternehmen viel gemeinsam, machen Paddeltouren und Ausflüge.“ Konkurrenz-Denken gebe es im Team nicht: „Jeder freut sich für den anderen.“
Aber auch sportlich hat Simon noch einiges vor: „Gerne möchte ich wieder in den Bundesjugend-C-Kader kommen“, sagt er. Dazu hatte es in den vergangenen zwei Jahren nicht gereicht. „Und es wäre natürlich ein Traum, einmal eine Medaille bei den Deutschen Meisterschaften zu gewinnen.“