Umweltschutz Kempen bastelt am Plastikverbot

Kempen · Bei Veranstaltungen und in der Gastronomie will die Stadt, dass künftig Plastik vermieden wird. Ein entsprechendes Verbot bei Events könnte 2021 in Kraft treten.

Vor allem in der Gastronomie fällt weiterhin eine ganze Menge Plastikmüll an.

Foto: dpa-tmn/Alexander Heinl

Die Currywurst mit Pommes oder die Portion Spaghetti zum Mitnehmen – meist sind entsprechende kulinarische Genüsse mit Plastikmüll verbunden. Ebenso der oft erwähnte „Coffee to go“, aber auch die kühle Erfrischung mit Wasser während des Kempener Altstadtlaufs. Bei all’ diesen Aspekten spielt Plastik eine Rolle. Noch.

Denn die Stadt Kempen will am 29. Oktober im Ausschuss für Umwelt, Planung und Klimaschutz (UPK) zum einen beschließen, dass ab 2021 bei genehmigten Veranstaltungen kein Einweg-Plastik mehr erlaubt sein wird. Ebenso will die Verwaltung gemeinsam mit dem Werbering ein Konzept erarbeiten, um den Plastikverbrauch in der Gastronomie (Cafés, Bäckereien, Imbiss etc.) zu verringern. Ausgangspunkt dieser Beschlüsse sind Anträge des fraktionslosen Ratsherrn Jeyaratnam Caniceus und der SPD.

Stadt setzt so eine Richtlinie
der Europäischen Union um

Mit Blick auf das Plastikverbot bei Veranstaltungen wie Altstadtlauf oder Weihnachtsmarkt handelt die Stadt Kempen nun gemäß einer Richtlinie der Europäischen Union (EU). Diese besagt, dass Waren wie Plastikteller oder -becher und unter anderem Strohhalme ab 2021 nicht mehr gehandelt werden dürfen. Ratsherr Caniceus will das Verbot mit seinem Antrag schon ab 2020 erwirken. Dies ist der Stadt aber zu kurzfristig. Die Verwaltung will zunächst ein Konzept zur Einführung des Verbots erarbeiten, in das auch Erfahrungen anderer Kommunen einfließen sollen, heißt es im Beschlussvorschlag.

Bislang wird in Kempen nicht auf die Einführung von beispielsweise kompostierbarem Besteck oder recyclebaren Matierialen geachtet, schreibt die Stadt in der Verwaltungsvorlage. Ausnahmen waren die Veranstaltungen „Sommermusik an der Burg“ und „Kempen genießt“ (Radwandertag). Bei diesen Events seien ein Mehrwegsystem umgesetzt bzw. kompostierbare Materialien verwendet worden.

Bei künftigen Genehmigungen von Veranstaltungen will die Verwaltung nach eigenen Angaben zwei Aspekte in Erwägung ziehen. Eine Möglichtkeit ist die Einführung eines Mehrweg-Pfandsystems. Gastronomische Betriebe und Stände sollen sich an diesem System beteiligen. An zentralen Stellen können Geschirr und Besteck zurückgegeben werden. Diese werden dort gespült. Ebenso soll der Müll an diesen zentralen Stellen gesammelt und sortiert werden. Zudem erfolgt die Ausgabe von Getränken nur noch in wiederverwertbaren Bechern oder Gläsern bzw. in Pfandflaschen. Vorbild dieser Idee ist das Zeltfestival Ruhr in Bochum-Witten, so die Stadt Kempen. „Die Einführung eines solchen Systems muss durch den Ausrichter der jeweiligen Veranstaltung umgesetzt und finanziert werden“, heißt es in der Vorlage für den Ausschuss.

Eine weitere Möglichkeit zur Plastikvermeidung ist aus Sicht der Stadt die Nutzung von kompostierbaren bzw. recyclebarem Besteck und Geschirr. Per Satzung könnte diese Nutzung zur Vorschrift gemacht werden. Das Ordnungsamt würde die Kontrollfunktion übernehmen. Zudem müsse mit den beauftragten Entsorgungsfirmen ein geeignetes Trennsystem entwickelt werden. Dieses Trennsystem müsste vom jeweiligen Veranstalter umgesetzt und finanziert werden.

Bäckereien, Cafés und Imbissbetriebe im Fokus

Der Antrag der SPD zielt in erster Linie auf die Vermeidung von Einwegbechern in der Gastronomie ab. Hierbei erwähnt die SPD ausdrücklich die „Coffe-to-go-Becher“, in denen häufig der Kaffee zum Mitnehmen verkauft wird. Dem Antrag der SPD, in diesem Zusammenhang ein Konzept zur Verringerung des Mülls zu erarbeiten, will die Verwaltung folgen. Allerdings will die Stadt den Werbering als Vertreterverband von Handel und Gastronomie mit ins Boot holen.

Die Stadt will nicht nur die Kaffeebecher, sondern auch Plastikgeschirr- und besteck ins Visier nehmen. „Aufgrund der Problematik beim angestrebten Verbot von Einweggeschirr bei öffentlichen Veranstaltungen muss auch die Nutzung von Eingweggeschirr/-besteck/-bechern in Cafés, Bäckereien und Imbissbetrieben geregelt werden“, heißt es in der Ausschussvorlage. „In enger Abstimmung mit dem Werbering müssen hier Lösungsansätze bzw. Lösungen gefunden werden, wie eine Umsetzung erfolgen kann“, so die Stadt.

In ihren Ausführungen beschreibt die Stadt, dass bei Bäckerei- und Cafébetrieben der Verkauf von Kaffee in Mehrwegbechern bereits „rege umgesetzt“ werde. Die Betriebe folgen in diesem Zusammenhang Leitlinien, die das Selbstbefüllen von mitgebrachten Kaffeebechern möglich machen. Allerdings bemängeln Verbände in diesem Zusammenhang aufwendige hygienische Auflagen, so die Stadt. In den Empfehlungen des Bundes für die Betriebe heißt es unter anderem, dass „nur geschultes Personal die Becher befüllen darf“. Zudem müssten die Arbeitsabläufe dokumentiert werden.

Die UPK-Sitzung findet am Dienstag, 29. Oktober, ab 18 Uhr im Rathaus am Buttermarkt statt.