„Unverständlich und rufschädigend“
Oberarzt Johannes Ammon reagiert auf die Aussagen von Karl Hensel. Noch im Mai wurde im Mitarbeiterbrief, der unserer Redaktion vorliegt, die Arbeit des Oberarztes gelobt.
Kempen. Das Hospital zum Heiligen Geist kommt nicht zur Ruhe. Die Aussagen von Aufsichtsrats-Chef Karl Hensel zum Weggang von Chefarzt Walter Josef Faßbender und Oberarzt Johannes Ammon haben viel Unverständnis ausgelöst: Leserbriefe und Anrufe erreichten am Montag die WZ-Redaktion. Bei der Vorstellung der neuen Chefärzte für die Innere Abteilung erklärte der Ex-Bürgermeister zur Trennung von Faßbender: „Er hat seine Tätigkeit mehr auf Wissenschaft und Verbandstätigkeiten konzentriert.“ Und zu Ammon: „Mit seiner Arbeit waren wir nicht zufrieden.“
Daraufhin meldete sich Dr. Ammon am Montag in der Redaktion: „Ich habe lange überlegt, ob ich reagieren soll. Aber da mein guter Ruf als Arzt und Kempener Bürger angegriffen wird, habe ich mich zu einer Reaktion entschlossen.“ Für ihn ist die Behauptung, dass das Haus mit seiner Arbeit nicht zufrieden war, „unverständlich und rufschädigend“.
Ammon: „Während meiner Tätigkeit konnte der Geschäftsführer Friedhelm Sicking seine Unzufriedenheit mit meiner Arbeit trotz mehrfacher Nachfrage nicht mit konkreten Versäumnissen meinerseits begründen.“
Im Gegenteil: Noch im Mai wurde im Mitarbeiterbrief, der unserer Redaktion vorliegt, die Arbeit des Oberarztes gelobt: Ammon und seine Mitarbeiter werden als „hervorragend eingespieltes Team“ beschrieben, „die mit dem bisherigen Funktionsbereich Kardiologie schon weitreichende Anerkennung gefunden haben“.
Mit Blick auf die wissenschaftliche Tätigkeit seines Kollegen Faßbender sagt Ammon: „Als Lehrbeauftragter der Uni an einem akademischen Lehrkrankenhaus war es seine Aufgabe, Wissenschaft zu betreiben.“ Deshalb könne man das Hensel-Zitat, dass das Krankenhaus kein „Sponsor der Wissenschaft“ sein kann, nicht stehen lassen. „Herr Faßbender hat finanzielle Mittel ins Haus geholt und Möglichkeiten eröffnet, die ohne ihn unmöglich gewesen wären.“
Außerdem belegten die Statistiken einen Anstieg der Patientenzahlen während der Amtszeit von Faßbender (seit 2004) und Ammon (seit 2002). „Dass die Ablehnung der Geschäftsleitung nichts mit der Qualität meiner Arbeit zu tun haben kann, wurde mir von Ärzten, Pflegekräften und Patienten versichert. Trotzdem wünschte das Hospital die Trennung, der ich schließlich zugestimmt habe.“ Ammon habe das Haus nicht zusätzlich belasten wollen.
Für den Mediziner ist es verständlich, dass die Leitung nach der Unruhe der letzten Monate Erklärungsnot verspürt — die Aussagen von Hensel kann er aber nicht akzeptieren: „So nachzutreten ist nicht nur vollkommen unnötig, sondern auch erschreckend kleingeistig.“
Der gebürtige Stuttgarter blickt jetzt positiv in die Zukunft: Beruflich hat er vorläufig eine Kehrtwende vollzogen und sich mit einer Firma für medizinische Software selbstständig gemacht.
Johannes Ammon: „Im Sinne unserer Patienten, die mir weiterhin am Herzen liegen, wünsche ich den neuen Kollegen eine glückliche Hand, die sie beim Neuaufbau der internistischen Abteilung benötigen.“