Verabschiedung von Pfarrer Michael Gallach Verabschiedung von Pfarrer Michael Gallach in der Thomaskirche

Kempen · Nach 30 Jahren in der Evangelischen Kirchengemeinde in Kempen geht Pfarrer Michael Gallach nun in den Ruhestand. In seinem Abschiedsgottesdienst fand er mitreißende Metaphern.

Die Thomaskirche war zur Verabschiedung von Pfarrer Michael Gallach bis auf den letzten Platz gefüllt.

Foto: Theresa Szorek

Dass die Thomaskirche am vergangenen Sonntagnachmittag bis auf den letzten Platz gefüllt war und in den hinteren Gängen die Leute sogar dicht an dicht standen, sagt etwas aus über den Abschied von Pfarrer Michael Gallach, der nach 30 Jahren in der Evangelischen Kirchengemeinde in Kempen nun in Rente geht. In seinem Abschiedsgottesdienst sprach er über das Brot des Lebens, über Amazon – und stellte auch lokale Bezüge her.

Wenn Gallach spricht, ist es leicht, ihm zu folgen. „Bitte beten Sie mit mir den Psalm 84“, spricht er seine Gemeinde im Gottesdienst an. Doch aus dem verbreiteten „Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth“ wird in einer modernen Übersetzung ein „Wenn ich meine Kirche betrete, dann kriege ich Herzklopfen, schon im Vorraum, wenn die Glocken läuten und die Orgel spielt.“

Beim Abschiedsgottesdienst spielen allerdings nicht nur die Orgel, sondern auch der Posaunenchor und die Kantorei. Die Gemeinde hat sich ins Zeug gelegt für ihren Pfarrer, der in einer Zechensiedlung in Neukirchen-Vluyn aufwuchs und 1995 mit Frau und Sohn nach Kempen kam. „Nachdem ich vor 30 Jahren hierher gezogen bin, fuhr ich einmal mit dem Fahrrad durch die Stadt“, erzählt Gallach in seiner Predigt. „Auf einmal wehte mir ein köstlicher Geruch in die Nase, und ich bekam wahnsinnige Lust auf Käsekuchen.“ Die Gemeinde lacht, Gallach fügt hinzu, er werde keine Firmennamen nennen. „Aber was wäre, wenn wir Christen auch so ein Aroma verbreiten würden? Durch Herzlichkeit und Zuhören, und auch mal durch Zurücktreten?“

In seiner Ansprache nutzt er das Brot und das Backen als Metapher, passend zur Lesung über die Speisung der Fünftausend und dem Sinnspruch für diese Woche: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“

Brot und Brot seien nicht dasselbe, betont Gallach. Die Kempener, die sonntags vor bestimmten Läden Schlange stehen, wüssten, was er meine. Sie wüssten auch, dass der Weg und das Warten sich lohnten – und dass man währenddessen interessante Menschen treffen könne. Das zeige auch die Geschichte der Speisung der Fünftausend. „Amazon würde es so sagen: ,Kunden, die Brot bestellt haben, interessierten sich auch für Wunder und einen mitreißenden Anführer.‘“

Gallach werde sich mit seiner Entpflichtung nun aus der Backstube zurückziehen. „Den Wecker muss ich mir nun nicht mehr stellen, aber ins Café komme ich noch sehr gerne“, sagt er. „Ohnehin kommt es auf den an, der sagt, dass er das Brot des Lebens ist.“