Kempen/Kreis Viersen Verkauf von Diesel-Autos bricht ein

Der Abgasskandal verunsichert die Autokäufer. Das merken auch die Händler — bei Autohäusern und im Online-Geschäft.

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Abgasskandal und die Diskussionen um Fahrverbote für Diesel-Autos in Innenstädten verunsichern potenzielle Autokäufer — und auch bei einigen Autohändlern sorgt das Thema offensichtlich für Unbehagen. Die WZ hat sich bei Händlern in der Region umgehört.

„Benziner laufen ganz normal. Kunden, die einen Diesel kaufen würden, warten zurzeit eher ab“, berichtet der Verkaufsleiter eines Kempener Autohauses, das nicht namentlich genannt werden möchte. Die Verunsicherung bei den Kunden sei groß. Nur wenige würden nun aber statt eines Diesels einen Benziner kaufen wollen. Daher würden sie abwarten. „90 Prozent der Autos, die wir hier haben, sind Euro 6. Die sind davon gar nicht betroffen“, so der Händler mit Blick auf die Diskussion um Fahrverbote in Innenstädten. Dazu würde er sich auch mehr Klarheit und deutliche Worte von der Politik wünschen.

Im Oedter Autohaus Erens an der Süchtelner würden die Kunden zurzeit lieber Benziner kaufen als Diesel.

Hermann Wolters ist Vertriebsleiter bei der von Richard von Raffay gegründeten Internet-Plattform Neuwagen Online und ihm liegen eigene Zahlen zur Diesel-Entwicklung der letzten Monate vor, die eine deutliche Sprache sprechen: „Ja, wir stellen einen dramatischen Einbruch fest! Zurzeit beträgt der Dieselanteil bei uns zirka 21 Prozent. Im Juli 2016 lag er noch bei 48 Prozent.“ Wolters sieht in dem Skandal einen Imageschaden für die deutsche Autoindustrie. „Ich selbst bin beruflich in vielen Ländern unterwegs und ich unterhalte mich leider nur noch mit meinen Kunden über dieses leidige Thema. Mir wurden sogar schon Diesel-Neuwagen der Marke Audi mit über 40 Prozent Rabatt angeboten. Und ich bin mir sicher, dass man sogar noch einen weiteren Rabatt hätte erzielen können.“ Wolters rät Autokäufern, die Bundestagswahl abzuwarten und nicht überstürzt zu reagieren.

Laut Wolters sind zurzeit BMW 1er, Nissan Qashqai, Fabia und Octavia von Skoda sowie Seat Alteca besonders gefragt. Der Grund für den Erfolg? „Einfach nur im Rabatt. Hier gibt es mittlerweile Hersteller, die sich gegenseitig überbieten, um Marktanteile zu generieren“, so Wolters.

Auf dem Gebrauchtwagenmarkt sorgen die Diskussionen für eine besonders große Unruhe. „Diesel werden zurzeit auf den Markt geworfen. Benziner sind dagegen schwer zu bekommen“, sagt Nina Birkhoff, zuständig für An- und Verkauf beim Automeister Christoph Kohnen in St. Tönis, die nun verzweifelt auf der Suche nach Benzinern ist — und das bis nach Hamburg und München. Wer einen hat, der behält ihn nun lieber. Dagegen sind große Diesel eher Ladenhüter, was dazu führt, dass diese Modelle teilweise schon günstiger zu haben sind als die Benzin-Modelle. In dieser Form habe sie eine solche Situation auf dem Automarkt noch nicht erlebt, schildert Nina Birkhoff.

Einen Ansturm auf Elektroautos hat man bei den Autohäusern trotz der Abgas-Diskussionen aber noch nicht verzeichnet. Im Gegenteil. Bisher werden diese nur vereinzelt nachgefragt. „Es fehlt einfach noch ein flächendeckendes Lade-netz und die Reichweite ist noch nicht hoch genug“, so ein Autohändler. Hinzu komme der doch noch recht hohe Preis. Auch bei Kohnen in St. Tönis kann von einem Ansturm auf E-Mobil keine Rede sein. Es gebe nur vereinzelte Nachfragen, so Nina Birkhoff.