Mehr Grau statt Grün Vorgärten: Stadt Kempen ahndet Verstöße, nennt aber keine Zahlen

Kempen · Immer häufiger herrscht bei der Gestaltung Grau statt Grün vor. Dabei sind die Vorschriften in der Satzung geregelt. Nun gibt es Hinweise aus dem Rathaus.

 Viel Grau, wenig Grün – dieses Beispiel findet man in Krefeld. Entsprechende Vorgärten gibt es aber auch zahlreich in der Stadt Kempen.

Viel Grau, wenig Grün – dieses Beispiel findet man in Krefeld. Entsprechende Vorgärten gibt es aber auch zahlreich in der Stadt Kempen.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Allein der Blick in Neubaugebiete zeigt immer öfter, dass es keine grünen Rasenflächen, Pflanzen oder bunte Blumen mehr in den Vorgärten gibt, sondern oft nur graue Steine. Einbetonierte Vorgärten oder mit Kies bedeckte Flächen sind  – nicht nur in Kempen – zu einem regelrechten Trend geworden. Aber den Regeln entspricht dies nicht, betont die Stadt Kempen nun in einer Pressemitteilung.

Durch Vorschriften in Bebauungsplänen und Gestaltungssatzungen versucht die Stadt nach eigenen Angaben darauf einzuwirken, dass bestimmte Flächen grün gelassen werden. Die Gestaltungssatzung für neue Baugebiete schreibt beispielsweise im Punkt 6 eindeutig vor: „Die Vorgärten sind wasseraufnahmefähig zu belassen oder herzustellen, zu begrünen und zu bepflanzen. Flächenversiegelungen sowie Kies- und Schotterbeläge sind  unzulässig. Ausgenommen hiervon sind die Hauszugänge sowie die planungsrechtlich zulässigen Flächen für Stellplätze und Nebenanlagen.“

Infobroschüre soll auf die Vorschriften aufmerksam machen

Nun ist es aber so, dass Gestaltungssatzungen oder sonstige Abhandlungen zu Vorschriften schon mal eine gewisse Seitenstärke erreichen können. Daher will die Stadt etwas komprimierter auf die Vorschriften in Sachen Vorgärten hinweisen. Nach Angaben der Verwaltung wird den Satzungen eine Infobroschüre beigelegt, um auf diese Problematik aufmerksam zu machen. Schließlich, so teilt die Stadt mit, hätten einbetonierte Vorgärten nicht nur „gravierende Folgen für das Straßen- und Siedlungsbild, d.h. für die Qualität des Wohngebietes“, sondern auch „gravierende ökologische Konsequenzen”. Denn grüne Gärten seien von immenser Bedeutung für das Stadtklima, den Grundwasser-, Hochwasser- und Artenschutz. Gerade zu einer Zeit, in der überall über Klimaschutz diskutiert werde.

Aber wieso kommen immer mehr Menschen auf die Idee ihre Vorgärten einzupflastern, statt Pflanzen blühen zu lassen? Viele Leute sind der Auffassung, dass versiegelte Vorgärten pflegeleichter seien, so die Stadt in ihrer Mitteilung. Dabei ist die Behörde der Auffassung, dass organisches Material, das sich auf den Flächen ansammelt, den Steingarten unansehnlich macht und dies dazu beiträgt, dass die Pflege besonders aufwendig wird. Ein begrünter Vorgarten sei zwar ebenfalls mit Arbeit verbunden, allerdings ziehe dies weitaus positivere Konsequenzen mit sich. Zitat aus der Pressemitteilung: „Man sollte aber auch nicht die positiven Aspekte der (Vor-) Gartenarbeit aus dem Auge verlieren. Es ist ein Engagement nicht nur für ein attraktives und angenehmes Wohnumfeld und der persönliche Beitrag zum Umweltschutz; es fördert auch Kontakte mit den Nachbarn und stärkt die Identifikation mit dem Baugebiet und der Stadt. Und schließlich ist der ständige Einsatz rund ums Haus auch noch der Gesundheit förderlich, physisch wie psychisch.“ Nach diesen eher soften Argumenten wird die Stadt Kempen dann noch ziemlich deutlich: „Wer zu solch einem Engagement nicht bereit ist, sollte sich kein Eigenheim zulegen. Eigentum verpflichtet.“

Andere Kommunen haben
die Regeln bereits verschärft

Wegen des Trends, die Vorgärten zu versiegeln, nehmen immer mehr Kommunen Veränderungen in ihren Satzungen vor, um genauere Vorschriften zu erlassen. So verschärften bereits Xanten, Köln, Moers und Kleve die Vorgaben für neue Bauanträge. Ein Vorgehen bezüglich schon bestehender Grundstücke ist jedoch in vielen Kommunen weitgehend unklar. Außerdem stellt sich häufig die Frage, wie weit die Behörden in die Privatsphäre der Eigentümer eingreifen und Gartengestaltung vorschreiben dürfen.

Die Stadt Kempen geht nach eigenen Angaben gegen Verstöße vor. Auf „Schotter- und Betonwüsten“ würde meist durch anonyme Anzeigen aufmerksam gemacht, teilt die Stadt Kempen auf Nachfrage der WZ mit. Außerdem gebe es „gelegentlich Kontrollen vor Ort oder zufällige Ortsbesichtigungen“ durch städtische Mitarbeiter.

Generell werde, so teilt die Stadt mit, nur gegen besonders gravierende Verstöße vorgegangen. Bei einem entsprechenden Verstoß werde zunächst versucht, eine informelle, aber den Vorgaben entsprechende Lösung zu finden. Sollten sich Bürger und Stadt nicht einigen können, werde ein „formelles, ordnungsbehördliches Verfahren“ eröffnet. Je nach Verstoß, so macht die Stadt deutlich, müsse man mit einer Anordnung zu „Rückbau, Entsiegelung oder Bepflanzung entsprechend den Vorschriften“ rechnen. Unter Umständen könne auch ein zusätzliches Bußgeld verhängt werden. Wie hoch dieses sein kann, teilte die Stadt nicht mit. Auch zur Anzahl der bereits geahndeten Verstöße in Kempen machte die Verwaltung auf Nachfrage der Redaktion keine Angaben. Dazu lägen keine Zahlen vor.