Kempener Aktion für Flüchtlinge Fahrradwerkstatt an neuer Stelle

Kempen · Das Team macht nun am Kauertzacker 9 Räder für Flüchtlinge fit. Die Nachfrage ist weiterhin groß.

Zur Eröffnung der Fahrradwerkstatt für Flüchtlinge kamen Gehard Franck, Propst Thomas Eicker, Bjarne Norlander, Franz Steier, Theo van Treeck, Michael Lohmann, Michael Klee und Michael Kluge (v. l.).

Foto: JA/Lübke, Kurt (kul)

Die Räume im Keller unter dem Kindergarten Hermann-Josef am Kauertzacker (früher Oedter Pfad) kennt Franz Steier noch gut. Früher wurden sie als Internetcafé genutzt, damals als er in den letzten Jahren des „Kommas“ das Jugendheim ehrenamtlich betreut hatte. Das alte Komma-Gebäude ist mittlerweile abgerissen. Und die Kellerräume haben seit Mittwoch eine neue Nutzung. Dort ist nun die Fahrradwerkstatt für Flüchtlinge zu finden, die Franz Steier mit Gerhard Franck, Michael Lohmann und Michael Kluge betreibt.

2015 war die Fahrradwerkstatt in Trägerschaft der Aktion „Kempen hilft“, der Pfarrgemeinde St. Mariae Geburt sowie des Sozialdienstes SKM  im Keller des Hauses am Buttermarkt 4 – hinter der Heilig-Geist-Kapelle – gestartet. Die Räume darüber hatte die Stadt von der Pfarrgemeinde angemietet, um dort Flüchtlinge unterbringen zu können. Der Mietvertrag wurde dann gekündigt. Die Fahrradwerkstatt blieb zunächst bestehen. Nun ist aber eine neue Nutzung in Sicht, was genau, das will die Pfarrgemeinde in Kürze vorstellen. Für Franz Steier und sein Team hieß das aber, dass sie sich hätten verkleinern oder umziehen müssen. Bei der Suche nach einer neuen Anlaufstelle fand Steier dann bei Propst Thomas Eicker direkt Unterstützung. Am Mittwochnachmittag öffnete die Fahrradwerkstatt in den Räumen der Pfarrgemeinde am Kauertzacker 9 nun zum ersten Mal. Es gibt einen eigenen Eingang, man stört niemanden. Die Lage hinter dem Edeka-Parkplatz ist gut. Für Franz Steier und sein Team die optimale Anlaufstelle.

Und gleich kamen die ersten Kunden. Wie der Mann aus Syrien, der für sein Rad ein neues Licht benötigt.

Die Ehrenamtler nehmen gut erhaltene, gebrauchte Räder als Spenden entgegen und machen sie fit, um sie für einen kleinen Betrag, zwischen 20 und 40 Euro, an Flüchtlinge weiterzugeben. So wie das Jungen-Rad, das noch überholt werden muss. Gerhard Franck prüft die Bremsen. Die Kette springt immer ab und muss gespannt werden. Ein neues Licht wird auch notwendig.

Außerdem hilft das Team, wenn Ersatzteile oder Reparaturen gebraucht werden. Auch Flüchtlinge unterstützen das Ehrenamtlichen-Team. Aber da einige eine Arbeitsstelle gefunden haben oder an Integrationskursen teilnehmen, wechselt die Mitarbeit.

Dem Team ist wichtig, dass den Menschen verkehrssichere Fahrräder zur Verfügung stehen. Als die Werkstatt 2015 an den Start ging, kamen noch viele Geflüchtete auf einmal nach Kempen. Mittlerweile verzeichnet Theo van Treeck von der Stadt Kempen etwa alle zwei Wochen eine Zuweisung. Anfang der Woche ist gerade eine Familie mit sechs Personen neu zugewiesen worden. So haben sich auch die Aktionen von „Kempen hilft“ verändert, weiß Koordinator Bjarne Norlander zu berichten. Große Erfolge habe man bei der Sprachförderung. Zudem gibt es immer wieder viel projektorientierte Helfer, wie ein Kochprojekt von Studenten, die zur Integration beitragen. Angespannt, so Sozialdezernent Michael Klee, ist weiterhin die Unterbringungssituation. Wohnungen zu finden, ist ein großes Problem für die Stadt.

Trotz der Entwicklungen ist die Nachfrage bei der Fahrradwerkstatt weiter enorm. Besonders Kinder- und Jugendräder werden dringend gebraucht. Und das Team erfährt viel Dankbarkeit. Wenn die Menschen neu nach Kempen kommen und durch ein Fahrrad mobil werden, kommen sie im wahrsten Sinne des Wortes in Bewegung. Und für Kinder ist ein Rad sowieso ein Highlight. „Das ist dann wie Weihnachten“, freut sich Steier.

Weil die Nachfrage so groß ist, würde sich das Team über Unterstützung freuen. Wer Zeit und Lust hat, Fahrräder zu reparieren, oder wer ein gut erhaltenes Rad zur Verfügung stellen kann, kann sich in der Fahrradwerkstatt melden. Geöffnet ist mittwochs, 14 bis 18 Uhr, am Kauertzacker 9. Kontakt kann man auch per E-Mail aufnehmen: