Messe für den ganz speziellen Genuss Whisky aus aller Welt — und Kempen

Kempen · Whisky oder Whiskey — bei der Whisk(e)y-Konferenz in Kempen sollen alle Gaumenfreunde auf den Geschmack kommen. Sogar ein Whisky mit einem Etikett, auf dem man das Kempener Kuhtor sieht, ist im Angebot.

Ziemlich beste Whiskeyfreunde: Martin Kittner (vorne), Kathrin Baltruschat und Carlo Goertsches. Sie stellen bei der Whisk(e)y-Konferenz das Getränk in vielen Variationen vor.

Foto: Axel Küppers

Es ist eines der größten Kulturgetränke, die die Welt kennt. Kaum ein anderes Getränk erzielt ähnliche Preise, um keines gibt es eine ähnliche Kultur wie um Whisky. Im Jahr 2019 stellte ein „Macallan 1926 Fine and Rare“ den aktuell gültigen Weltrekord mit 1 680 000 Euro für eine Flasche auf. So teuer wird es allerdings nicht, wenn am Wochenende des 1. Mai Händler aus vielen Ländern in Kempen ihren Whisky vorstellen.

Dabei stellt sich den Initiatoren um Martin Kittner bereits im Vorfeld ein Problem, nämlich die richtige Namensgebung. In weiten Teilen der Welt, unter anderem in Schottland oder Großbritannien, wird das Getränk „Whisky“ geschrieben. In den USA oder Irland ist die Schreibweise „Whiskey“.

So entschieden die Veranstalter, die Messe „Whisk(e)y Konferenz“ zu nennen. „Wir wollen den Menschen im Endeffekt einen tieferen Einblick in Whisky bieten. Es gibt heute eine unglaubliche Bandbreite. Es gibt Spitzenprodukte aus Ländern, die man gar nicht auf dem Radar hat. So zum Beispiel der Schweiz, Finnland, Israel oder Japan“, sagt Kittner. Das Land der untergehenden Sonne stellt in der Breite sogar die aktuell teuersten Whiskys der Welt. „Dafür haben wir auch einen ganz besonderen Besucher: Chris Herbst. Er ist Inhaber eines Sushi-Restaurants in München und eigentlich nicht auf Messen aktiv. Aber er nennt die größte Sammlung japanischen Whiskys außerhalb Japans sein Eigen und ist ein absoluter Experte“, sagt Kittner. Und noch einen anderen Spezialgast, ebenfalls aus der Bayerischen Landeshauptstadt, soll es geben.

„Mike Werner unterhält in München einen Lampen-Laden, in dem er eine Bar hat, in der er Bourbon-Tastings veranstaltet. Er hat ein unglaubliches Wissen über Bourbon und hat auch mir schon Getränke empfohlen, die schlicht beeindruckend waren. Er hat Bourbons im Sortiment, die es in Deutschland nirgendwo zu kaufen gibt“, erzählt der Organisator.

Auf der Konferenz gibt sich mit Mareike Spitzer aus Issum auch die „Grande Dame“ des Irish Whiskeys die Ehre. Die 35-Jährige hat mit ihrem Label dazu beigetragen, irischen Whiskey in Deutschland immer populärer zu machen, als binnen einer Dekade durch ambitionierte Start-Ups neue Whiskey-Destillerien auf der grünen Insel entstanden. In der hiesigen Genießer-Szene etablierte sie sich über Messeauftritte und Tastings als Expertin, hat sich auch als Abfüllerin, die in den Anfangsjahren erste Fässer in den irischen Lagerhäusern ausgewählt hat und unter eigenem Markennamen auf den Markt brachte, etabliert. „Einige der älteren Abfüllungen daraus sind heute begehrte Sammlerstücke“, sagt Carlo Goertsches.

Apropos Irland: Auf der Konferenz gibt es noch eine weitere Spezialität – einen Kempen-Whisky oder besser geschrieben: Kempen-Whiskey, denn es handelt sich dabei um ein echt irisches Erzeugnis. Spitzer half dabei, ihn in Irland auszuwählen, abzufüllen und nach Kempen zu importieren. „Wir haben in einer irischen Destillerie ein Fass ausgesucht“, erinnert sich Kittner. „Es handelt sich dabei um einen Whiskey, der knapp dreieinhalb Jahre in einem alten Portweinfass gefinished wurde. Er ist in Fassstärke abgefüllt worden und hat darum etwa 60 Prozent Alkoholgehalt. Er wurde in Irland abgefüllt und dann in unetikettierten Flaschen her geliefert.“ Das Etikett des 2011 gebrannten und 2021 abgefüllten Spezialwhiskeys zeigt unter anderem das Kempener Kuhtor. Für Käufer hat Kittner übrigens einen klaren Tipp: „Es heißt ja, man müsse Whisky mit dem passenden Wasser verdünnen. Das ist ein Mythos. Ich habe noch niemanden getroffen, der das am Ende herausschmecken konnte. Zumindest, wenn es kein extrem mineralisiertes Wasser war.“

Im Vordergrund der Konferenz, die in Präsenz stattfindet, aber auch einige Online-Angebote bietet, steht aber der Ländervergleich. Käufer einer Eintrittskarte erhalten ein Set zugeschickt, das sechs Whiskys aus verschiedenen Ländern enthält. „Dazu gibt es dann neun Länder zur Auswahl. Wer den Whisky dem richtigen Land zuordnen kann, erhält einen Punkt. Der Sieger kann etwas gewinnen. Außerdem wird angegeben, welcher am besten schmeckte“, erläutert er.

Im Vorjahr, der ersten, rein online ausgetragenen, Kempener Whisk(e)y-Konferenz habe der Sieger am Ende vier Länder richtig zugeordnet. „Sieger des Blind-Tastings war am Ende total überraschend Indien. Das zeigt, wie viele Länder mittlerweile starke Whiskys herstellen“, sagt der 50 Jahre alte Kempener, in dessen Halle – er erwarb vor einiger Zeit das ehemalige Bauerfeind-Gelände – die Konferenz stattfindet. Und noch ein weiteres Beispiel hat er: „Wir haben Länderwettkämpfe, in denen zwei Länder gegeneinander antreten. Im Vorjahr hieß der Bestbesuchte davon Schweiz gegen Schottland. Die Teilnehmer waren vor allem dabei, weil sie erklärte Fans der schottischen Single-Malts waren. In der Blindverkostung war das Rennen dann auch sehr eindeutig: Der Sieger holte ein klares 3:0 – und hieß Schweiz“, erzählt er schmunzelnd.

Besucher der Messe dürfen sich also auf interessante geschmackliche Reisen einstellen. Der Alkohol sei dabei nicht so problematisch, wie man denken möge. „Wer an einigen Tastings teilnimmt, der nimmt vergleichsweise wenig Alkohol auf. Typischerweise etwa wie ein großes Glas Wein. Trotzdem bitten wir natürlich alle Besucher, mit dem ÖPNV oder Fahrrad anzureisen, oder sich bringen zu lassen. Das Auto sollte stehen bleiben. Vom Kempener Bahnhof sind es nur rund zehn Fußminuten, und es fährt sogar ein Bus“, sagt Kittner. Einem schönen Erlebnis steht dann nichts mehr im Wege.