WZ-Wahlcheck Wie soll sich Kempen fortbewegen?

Kempen · Um den Verkehr und entsprechende Veränderungen für Auto, Fahrrad und ÖPNV geht es im letzten Umfrage-Teil vor der Wahl.

Die Busverbindung nach Tönisberg ist ein Thema der Parteien.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Mehr Fahrrad, weniger Auto. Das veränderte Mobilitätsverhalten der Menschen auf diese Formel zu reduzieren, ist sicher verkürzt. Die Verkehrsstruktur eine Kommune wird sich aber ohne Frage verändern. Daher ist das Thema auch eins für den WZ-Wahlcheck in Kempen. Pkw, Lieferverkehr, E-Bikes, klassische Fahrräder – die Neugestaltung des Verkehrs erscheint vielen als wichtiges Thema. „Wie sollen sich Kempen, St. Hubert und Tönisberg aus der Sicht Ihrer Partei bzw. Wählervereinigung verkehrstechnisch entwickeln?“ Diese Fragen haben wir an die Vertreter der Parteien verschickt.

Und das sind die Antworten von CDU, SPD, Grünen, FDP, Freien Wählern, Linken, ÖDP-BIKK, Piraten und AfD.

CDU: Die Fahrradstadt
noch besser machen

CDU: „Moderne Mobilität hat heute viele Facetten. Bei uns wird es unter anderem darum gehen, die Nahmobilität und die Verknüpfung von unterschiedlichen Verkehrsträgern zu gestalten. Wir wollen als bereits ausgezeichnete Fahrradstadt hier noch besser werden. Daher gilt es, das erarbeitete Radverkehrskonzept schrittweise umzusetzen. Der ÖPNV ist durch Stärkung der Bahn- und Busanbindungen weiterzuentwickeln, die Park- und Abstellanlagen am Bahnhof sind zu verbessern. Durch die geplante neue Regionalbahn 41 wird die Anbindung für Pendler und Besucher noch attraktiver. Darüber hinaus sind Möglichkeiten zu Temporeduzierungen sowie Vermeidung von Lkw-Durchgangsverkehr weiter zu prüfen. Dem Ausbau der Infrastruktur für nachhaltige Antriebstechniken sowie tragfähigen Sharing-Modellen stehen wir positiv gegenüber.“

SPD: Verbesserung des ÖPNV
ist der Schlüssel zur Wende

SPD: „Eine wesentliche Rolle für die Schaffung einer Verkehrswende auch im ländlichen Raum ist ein funktionierender und attraktiver öffentlicher Personennahverkehr. Für die Umsetzung dieser Forderung setzen wir Sozialdemokraten uns schon seit Jahren ein.  Dieser ÖPNV wird aber gerade hier in Kempen nur einen Teilbereich der Fortbewegung sicherstellen können. Ob die Verkehrswende durch die E-Mobilität und Fahrräder sichergestellt werden kann, hängt sicherlich stark von den Bedürfnissen jedes einzelnen ab. Fest steht aber, dass ein Verkehrskonzept für ganz Kempen entwickelt werden muss, damit Nutzen und Lasten auch von allen getragen werden können. Eine Belastung Einzelner oder auch bestimmter Stadtteile wird es mit der SPD Kempen nicht geben.“

Grüne fordern Tempo 30
im gesamten Stadtgebiet

Bündnis 90/Die Grünen: „Für uns geht Verkehrspolitik vom Menschen aus. Mobilität muss neu gedacht werden. Es geht um eine faire Verteilung des öffentlichen Raums, mit der beim Neu- und Umbau von Straßen alle Verkehrsteilnehmenden gleichberechtigt berücksichtigt werden: Fahrradstraßen und Tempo 30 im gesamten Stadtgebiet, Einführung eines öffentlichen Verleihsystems für Lastenräder, Angebot von E-Car- und Bike-Sharing, Förderung alternativer Logistikkonzepte. Einsatz für einen weiteren Ausbau des ÖPNV, vor allem RE10/RB41 ab 2025 auch mit Haltestelle in Voesch. Als Bündnis 90/Die Grünen wollen wir die Verkehrswende nachhaltig voranbringen. Ältere Menschen und Kinder sollten sich ungefährdet im Straßenbereich aufhalten und bewegen, die Anwohner an vielbefahrenen Straßen nachts wieder in Ruhe schlafen können.“

FDP: E-Ladestationen
und Wasserstofftankstelle

FDP: „Es existieren bereits für verschiedene Bereiche genügend gute Konzepte. Die daraus resultierenden Empfehlungen gilt es nun gezielt und angemessen (Kosten und Nutzen) umzusetzen. In der letzten Legislatur wurde ein zukunftsweisendes Radverkehrskonzept erarbeitet. Demnach haben wir in Kempen, im Vergleich zu europäischen Metropolen, schon ein sehr gutes Radwegenetz. Der ÖPNV ist darüber hinaus weiter auszubauen, um allen Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu bieten, mobil zu sein (insbesondere Tönisberg und St. Hubert). Weiter gehört das Auto derzeit bei vielen Bürgerinnen und Bürgern noch zum Alltag und sollte daher nicht „verteufelt“ werden. Wir stehen für die Erweiterung der E-Ladestationen und die Errichtung einer zentralen Wasserstoff-Tankstelle, um Fortschritt zu ermöglichen.“

Freie Wähler wollen Nutzer
von Autos nicht verteufeln

Freie Wähler Kempen (FWK): „Wir haben bereits im Mai beantragt, dass die Stadt den Erwerb von Lastenfährradern und Fahrradanhängern finanziell unterstützt. Der Verkehr muss so weit wie möglich vom Auto auf andere Verkehrsmittel verlagert werden. Das funktioniert aber nicht, indem man Verbote verhängt und Verbrennungsmotoren samt ihren Nutzern verteufelt. Es müssen Anreize geschaffen werden, die es der Bevölkerung schmackhaft machen, das Auto freiwillig stehen zu lassen. Die Planungen dürfen nicht mehr nur das Auto als alleiniges Verkehrsmittel berücksichtigen, sie müssen sich primär aufs Fahrrad fokussieren. Von dieser Verkehrswende müssen die Menschen in Kempen überzeugt werden, denn sie kann nur gelingen, wenn so viele wie möglich sie positiv mittragen und leben.“

Linke fordern einen Ringbus
für alle vier Ortsteile

Die Linke: „Seit über 50 Jahren nur reden und planen. Die Linke fordert, den ÖPNV besser zu takten und die vier Ortsteile mit einem Ringbus zu verbinden. Ferner eine weiterführende Schule in St. Hubert, das schafft drastisch den Schülertourismus ab und spart jährlich 800 000 Euro. Wenn dennoch Schülerbusse nötig sind, dann bitte auch die Bürger mit einsteigen lassen. Das erspart Leerfahrten. Für den Autoverkehr gilt es endlich den Ringschluss  des Außenringes im Westen von Kempen zu bauen und in St. Hubert den Markt autofrei zu gestalten. Dies muss aber mit einer Verkehrsführungs-Neuplanung im inneren St. Hubert geschehen. Dabei sind Bürgerinnen und Bürger von Anfang an einzubinden. Ein Briefverkehr mit Heimatverein und einigen  Geschäftsfürsten reicht als Meinungsbild nicht aus.“

ÖDP-BIKK: Hagelkreuz-Viertel wurde bislang ausgeklammert

Ökologisch-Demratische Partei/Bürgerinitiative (ÖDP/BIKK): „Das Radfahrkonzept wäre ein Meilenstein, wenn es in weiten Teilen umgesetzt würde. Wir möchten nicht, dass das Radfahrkonzept als Beruhigungspille für die Bevölkerung dient. Wir erwarten eine konsequente Umsetzung. Im Hagelkreuz-Viertel wollen wir, dass vor den Mehrfamilienhäusern überdachte und abschließbare Radstellplätze errichtet werden, indem auch Lademöglichkeiten vorgesehen sind. Im Hagelkreuz-Viertel müssen auch Lademöglichkeiten für Elektroautos vorgesehen werden. Bisher wurde in der Klimaschutzdebatte das Hagelkreuz weitgehend ausgeklammert. Wir werden in der kommenden Ratsperiode darauf achten, dass das Hagelkreuz auch von der angedachten Verkehrswende profitiert. Der angedachte Radschnellweg muss außerhalb des Stadtgebiets geführt werden, keinesfalls durch die dicht bewohnten Wohngebiete.“

Piraten plädieren für eine autofreie Kempener Innenstadt

Piraten-Partei: „Die Zukunft des Verkehrs liegt in der Vielfalt. Fahrräder und E-Bikes dürfen verkehrsplanerisch nicht mehr als „Mitnutzer“ von Autostraßen und Fußwegen betrachtet werden. Es muss ein Verkehrskonzept erstellt werden, das alle Beteiligten angemessen berücksichtigt. Die Kempener Innenstadt könnte autofrei werden (Ausnahmen für Lieferverkehr und Anwohner). Die Infrastruktur für (E-)Radfahrer muss ausgebaut werden. Der angedachte Radschnellweg zwischen Krefeld, Kempen und Venlo muss umgesetzt werden. Der ÖPNV muss insbesondere nach St. Hubert und Tönisberg ausgebaut werden. Hier wären kleinere Transporteinheiten mit höherer Taktung sinnvoll. In Verbindung mit einer fahrscheinlosen Nutzung, die sich inzwischen in mehreren Regionen weltweit bewährt hat, wäre Kempen für die Zukunft gerüstet.“

AfD lehnt jeglichen
Zwang in diesem Thema ab

Alternative für Deutschland (AfD): „Die AfD ist eine Partei der freien Entscheidung. Deshalb sollen die Bürger auch selber entscheiden, welche Form der Mobilität ihnen am meisten zusagt. Wir lehnen jegliche Form des Zwangs und der Manipulation, besonders aus ideologischen Gründen, ab. Auch jede Form der Verbesserung des Verkehrsflusses und der Parkplatzsituation wird von uns unterstützt. Je schneller der Bürger sein Ziel erreicht, desto geringer die Belastung für die Umwelt.“

(tkl)