Zug defekt: Strecke gesperrt, Pendler warten stundenlang
Zwischen Kempen und Krefeld bleibt ein Zug stehen. Evakuierung von 500 Reisenden läuft sehr schleppend.
Kempen/Krefeld. „Ab Kempen verlief die Fahrt sehr langsam. Irgendwann ging dann nichts mehr und der Zug blieb um 6.55 Uhr stehen.“ Tim Hegmanns (Foto) und mehr als 500 andere Pendler strandeten am Dienstag mit dem Niers-Express in Richtung Düsseldorf zwischen Kempen und Krefeld — etwa in Höhe Schicksbaum. „Die Ursache war ein technischer Defekt“, sagte ein Sprecher der Nordwestbahn (NWB).
Der defekte Zug blockierte die Strecke zwischen Kempen und Krefeld in beiden Richtungen für mehrere Stunden. Die Evakuierung der zirka 500 Fahrgäste lief schleppend. „Erst um 8 Uhr wurde die Polizei alarmiert“, so Pendler Hegmanns aus Kempen. Gemeinsam mit Rettungskräften und Feuerwehrleuten holten die Beamten dann auf freier Strecke die Reisenden aus dem Zug.
An einer Sammelstelle in der Nähe der Gleise wurden die Kunden von der NWB informiert, dass sie mit Ersatz-Bussen nach Krefeld gebracht würden. Von dort sei die Weiterfahrt mit dem Zug in Richtung Düsseldorf möglich. „Der erste Bus mit Platz für 90 Personen kam aber erst nach 10.30 Uhr“, so Hegmanns. Die Pendler mussten also bis zu vier Stunden vor Ort ausharren. Einige ließen sich deshalb abholen, machten sich auf eigene Faust auf den Weg zur Arbeit.
„Ersatzbusse transportierten die Reisenden leider erst deutlich später weiter nach Krefeld. Ein zusätzlicher Busnotverkehr überbrückte den im Nachgang gesperrten Streckenabschnitt zwischen Kempen und Krefeld“, teilte die NWB mit. „Aufgrund der hohen Fahrgastzahlen konnte allerdings kein angemessen schneller Ersatzverkehr geschaffen werden — für viele Reisende führte das zu großen Verspätungen“, erklärt Hark Neumann, Regionalleiter.
Die NWB stehe in Kontakt mit dem Busunternehmen vor Ort, wie sie die Zusammenarbeit bei „Störungen in dieser Größenordnung optimieren können“. Ebenfalls prüfe die NWB derzeit, „warum das zweite Gleis von der DB Netz für den Verkehr gesperrt und eine Evakuierung der Fahrgäste des betroffenen Zuges mit Hilfe eines zweiten Zuges untersagt wurde“. Neumann: „Wir haben großes Verständnis für allen Unmut, der durch die Situation entstanden ist. Wir werden versuchen, die betroffenen Fahrgäste angemessen zu entschädigen.“
Die Vorbereitungen für eine solche Entschädigung verliefen nach Angaben mehrerer Pendler „sehr chaotisch“. So hätten im Zug entsprechende Formulare gefehlt, mit denen den Reisenden in der Regel bescheinigt wird, im betroffenen Zug gewesen zu sein. „So etwas brauchen viele für den Arbeitgeber oder eventuelle Regressansprüche“, so Pendler Hegmanns. In seiner Not habe der Zugführer auf Papierfetzen und Pappe den Reisenden bestätigt, betroffen gewesen zu sein.
Der defekte Zug wurde laut NWB gegen 10 Uhr vom Gleis entfernt, die Strecke kurz danach wieder freigegeben. Die Verspätungen und Ausfälle zogen sich bis in den späten Nachmittag.