Krätze-Fälle nehmen seit Januar dramatisch zu

In Altenheimen, Kindergärten und Krankenhäusern gab es 2016 bereits 54 Ausbrüche.

Foto: Kreis Viersen

Kreis Viersen. Die Krätze breitet sich im Kreis Viersen aus. „An manchen Tagen müssen wir ein Drittel unserer Tagespatienten wegen Krätze behandeln. Es ist ein großes Problem“, sagt Hautärztin Birgit Mehrdausl. „Von Mitte Januar bis Mitte Februar kamen pro Tag 20 bis 30 Patienten in meine Praxis“, so Dermatologin Marianne Winterscheidt. Seit April 2015 konnten beide die Zunahme an Krätze-Fällen feststellen. Dies kann Martina Kruß vom Gesundheitsamt des Kreises Viersen bestätigen: „Es gibt eine deutliche Zunahme. Allein von Januar bis März 2016 wurden im Kreis Viersen 54 Ausbrüche gemeldet.“ 2015 seien es nur 109 Ausbrüche gewesen.

Dabei steht fest: Die Dunkelziffer ist deutlich höher. Zum einen, weil Krätze nach dem Infektionsschutzgesetz keine meldepflichtige Krankheit ist. Lediglich Mitarbeiter in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen, Krankenhäusern, Altenheimen oder Kitas müssen ihre Chefs informieren und diese dann das Gesundheitsamt. Zum anderen, weil durch einen Ausbruch mehrere Menschen infiziert sind. „Pro Ausbruch gibt es meist mehrere Kranke, weil eine Einrichtung oder eine Familie betroffen ist“, erklärt Kruß. Ein Problem bei Krätze, die durch Milben übertragen wird: „Sie ist schwer zu erkennen“, so die Medizinerin. Die Milben, die auf Kuscheltieren oder Decken bis zu 14 Tage überleben können, legen ihre Eier in Kanäle unter der Haut. Dies löst einen Juckreiz aus, die Infizierten kratzen sich — zurück bleiben verschorfte Wunden auf der Haut.

Dagegen helfen laut Marianne Winterscheidt nur „eine konsequente Behandlung und ein akribisches Handeln der Patienten“. Das bedeute wie bei Läusebefall: Bettwäsche und Handtücher müssen täglich gewechselt werden, auch Decken und Kuscheltiere müssen bei 60 Grad gewaschen oder eingefroren werden, um Milben zu töten.

Einen Grund für die Ausbreitung der Krätze im Kreis Viersen können die Medizinerinnen nicht nennen. „Die Krätze kann jeden treffen“, sagen sie übereinstimmend. Deshalb könne keinesfalls ein Zusammenhang mit der steigenden Zahl von Asylbewerbern hergestellt werden.