Kunden erhalten Geld von den Stadtwerken zurück

Da der Winter 2014 mild war, wurden die Abschläge neu berechnet

Nettetal. Bei den Stadtwerken an der Leuther Straße in Kaldenkirchen stehen zurzeit die Telefone nicht still. Die Kunden haben ihre Jahresabrechnung für 2014 erhalten und stellen dazu viele Fragen. „Nein“, sagt Prokurist Harald Rothen. „Es gibt weniger Fragen zu den Abrechnungen als vielmehr immer wieder die Bitte, die neu festgelegten Abschläge nicht zu niedrig anzusetzen.“ Vor allem die Gaskunden reiben sich die Augen. Sie haben über die monatlichen Abschläge im vergangenen Jahr weit mehr fürs Gas gezahlt als sie verbraucht haben. Das hat zur Folge, dass das Unternehmen „eine gute siebenstellige Summe“ (Rothen) zu viel eingezogen hat.

Für die Versorgungsunternehmen sind in den Jahren 2013 und 2014 zwei nicht vorhersehbare Extreme aufeinandergestoßen, die die Kalkulationen durcheinanderwirbelten. Das Jahr 2013 hatte im Winter zwar keine extremen Niedrigtemperaturen. Aber es war bis weit in den April hinein ständig so kalt, dass die intensive Heizperiode wesentlich länger dauerte als üblich.

Rothen schätzt, das damals etwa 15 Prozent mehr Gas abgenommen wurde als in einem normalen Jahr. Abschläge wurden meist heraufgesetzt. Das Jahr 2014 brachte genau das Gegenteil. Die Stadtwerke gaben im Vergleich zum Jahr 2013 rund 28 Prozent weniger Gas ab, weil der Winter keiner war. Ob sich bei den niedrigen Verbrauchsrechnungen auch das Energiesparen in größerem Maße bemerkbar macht, will Rothen allerdings nicht bewerten. „Wir werden im Nettebetrieb im April wetterbereinigte Zahlen präsentieren. Sie werden in etwa Aufschluss liefern. Dennoch bleiben viele mathematischen Unschärfen“, sagt er.

Dass sehr viele Kunden des Unternehmens zunehmend sensibel auf ihren Energieverbrauch schauen, sei allerdings unstrittig. „Sie sind eindeutig sensibilisiert. Das merke ich ja schon in vielen Privatgesprächen. Dabei geht es aber weniger um den Preis als vielmehr um eine wirksame Energieberatung“, berichtet der Prokurist.

Er ist überzeugt, dass auch das Kundenforum der Stadtwerke seine Wirkung nicht verfehlt hat. „Es hat die Aufmerksamkeit über den Teilnehmerkreis hinaus erhöht. Die Kunden haben die Themen wahrgenommen und gelesen, was diskutiert wurde. Daraus resultiert der Wunsch nach individueller Beratung“, meint Rothen.

Bemerkenswert sei, dass „viele ihre Heizung modernisiert und auch ihr Haus gedämmt haben, aber irgendwo noch einen oder gar mehrere Stromfresser haben. Das kann ein alter Kühl- oder Gefrierschrank oder auch ein Wäschetrockner sein“, meint Rothen. Daher sei es auch sinnvoll, sich mit dem Energieberater des Unternehmens zu verabreden. „Dazu braucht man zurzeit allerdings ein wenig Geduld. Er ist ziemlich ausgebucht“, berichtet Rothen.

Die Stadtwerke verrechnen die zu viel gezahlten Abschläge zum 15. Februar. Sie haben in der Abrechnung für ihre Kunden einen neuen Abschlag festgelegt. Das macht das Unternehmen weder nach Gutsherrenart noch nach dem berühmten „pi mal Daumen“. In der „Grundversorgungsverordnung“ ist das Regelwerk zu Berechnung der Abschläge festgelegt. Rothen hat aber Verständnis dafür, dass einigen Kunden bei zu niedrig angesetzten Zahlen mulmig wird. Sie können nach Rücksprache, aber auch nach eigener Vorstellung die Abschläge festlegen. Ein E-Mail reicht bereits.