Friedhöfe: Nicht viel Zeit für neue Konzepte
Experte empfiehlt der Stadt, nicht mehr lange zu warten: Die Konkurrenz im Umland ist groß.
Kempen. Bei der Erstellung eines neuen Konzeptes für die Friedhöfe sollte die Stadt keine Zeit verlieren. Das machte Klaus Güß vom Beratungsbüro Plan-Rat aus Kassel im Planungsausschuss deutlich. Er hatte von Politik und Verwaltung den Auftrag bekommen, das Kempener Friedhofswesen zu überprüfen. Und Impulse für ein neues Konzept zu geben. „Mit der Umsetzung sollten Sie nicht mehr lange warten“, sagte Güß. „Die Vielzahl von Konkurrenten im Umland könnten zum Problem werden.“
Bereits seit mehr als zwei Jahren ist die Verwaltung dabei, ihr Friedhofswesen zu überprüfen. Hintergrund sind „erhebliche Veränderungen in der Bestattungskultur“, wie Dezernent Stephan Kahl in der Ausschusssitzung sagte. Inzwischen würde der Anteil der Urnenbestattungen in Kempen bereits bei über 50 Prozent liegen. „Darauf müssen wir reagieren.“
„Langfristig werden Sie auf dem Friedhof an der Berliner Allee eine Überhangfläche von 30 Prozent haben“, prognostizierte Experte Güß. Im Vergleich zu anderen Kommunen sei das wenig. „Andere Städte kämpfen mit bis zu 50 Prozent.“ Trotzdem bestehe Handlungsbedarf. Deshalb empfiehlt Güß dem Grünflächenamt unter anderem die Schaffung von „nachfrageorientierten Bestattungsangeboten“ und die „Aufstellung eines Zielbelegungsplans“. Diese und andere Maßnahmen sollten zunächst an der Berliner Allee in die Wege geleitet werden. In Tönisberg und St. Hubert sei der Druck nicht so groß. Dort sei der Anteil der Sargbestattungen noch deutlich höher als in Kempen.
Vor allem am Gebührenzuschnitt muss die Stadt nach Angaben von Klaus Güß etwas tun. „Im Vergleich zu einem Wahlgrab ist ein Reihengrab in Kempen zu günstig. Einen Urnengrab ist sogar sehr günstig“, sagte Güß. Er empfiehlt eine Gebührenanpassung. Heißt: Reihen- und Urnengräber sollen teurer werden.
Einen „großen Einbruch“ hat es in Kempen bei der Nutzung der Kühlräumlichkeiten gegeben, zitierte Güß aus den Statistiken. „Hier müssen Sie etwas ändern. Allerdings ist das Vorhalten von Kühlräumlichkeiten eine hoheitliche Aufgabe einer Behörde“, so Güß. „Eine Stadt muss so eine Einrichtung haben.“ Der Experte rät der Kommune dazu, Partnerschaften mit privaten Anbietern vor Ort einzugehen: „Tauschen Sie sich mit Unternehmern aus. Sie müssen herausfinden, was in Kempen benötigt wird.“
Bei den Grabarten sollte sich die Stadt nach Angaben des Experten auf „pflegevereinfachte Angebote“ zu setzen. In diesem Bereich ist im Gutachten von drei Arten die Rede: 1. pflegevereinfacht mit Gestaltungsoption (Rasengrab für Sarg oder Urnen mit Ablagestreifen, Namensnennung mit Grabstein oder Tafel); 2. pflegefrei mit hochwertiger Gestaltung (kompakte Urnen-Gemeinschaftsanlagen); 3. pflegefrei mit naturverbundener Gestaltung (Baumgräber).
Das Grünflächenamt möchte sich anhand der Empfehlungen von Plan-Rat jetzt an die konkrete Konzeption für die nächsten Jahre machen. Dafür gab es vom Ausschuss grünes Licht — nur die Grünen enthielten sich. Ralf Frese, Gärtnermeister und sachkundiger Bürger der Grünen, regte einen Runden Tisch mit den Kempener Bestattungsunternehmen an. Dieser Idee gab Stephan Kahl geringe Erfolgschancen: „Ein Runder Tisch ist eine Illusion. Die Hintergründe der Unternehmer sind rein wirtschaftlich gesteuert.“