Landwirt gegen Bauernhof-Klischees

Die Familie Tenhaef führt einen Betrieb in Vinkrath. Sohn Christoph will diesen einmal übernehmen.

Foto: Kurt Lübke

Vinkrath. Schon seit 1881 wird auf der heute denkmalgeschützten Anlage des Woutershofes in Vinkrath der Ackerboden bewirtschaftet. Vieh wird gezüchtet, Kühe werden gemolken. Derzeit kümmern sich Karin, Heiner und ihr Sohn Christoph Tenhaef gemeinsam um den Hof. Der junge Landwirt und Meister sagt beim WZ-Gespräch: „Wenn meine Eltern das Rentenalter erreicht haben, werden meine Frau Judith und ich den Betrieb weiterführen.“ Judith, eine gelernte Apothekerin, hat derzeit mit der Betreuung des gemeinsamen elf Wochen alten Sohnes Marian genug zu tun. Sie erledigt außerdem mit die Büroarbeiten.

In Grefrath wurden am Freitag Rinderzüchter geehrt.

Die Landwirte vom Woutershof, die derzeit auf rund hundert Hektar Silomais, Ackergras und Getreide anbauen, haben sich außerdem seit 1980 auf Milchkühe spezialisiert — und im Laufe der Zeit einige Auszeichnungen erhalten. Eine kam am Freitag dazu. Bei der Jahreshauptversammlung des Kreisrinderzuchtvereins Viersen-Krefeld in der Grefrather Gaststätte „Zum Nordkanal“ erhielten die Tenhaefs für ihre Herden- und Zuchtleistungen sowie für die besondere Qualität der Milch einen Preis.

Allerdings betont Christoph Tenhaef: „Ich arbeite nicht dafür, Auszeichnungen zu bekommen, sondern will mich in der Zucht verbessern, um die Milchqualität weiter zu erhöhen.“ Er zeigt die Stallungen, in denen die rund 140 Milchkühe untergebracht sind.

Der junge Landwirt, der Vorsitzender der Ortsbauernschaft Grefrath und Ortslandwirt ist, erläutert: „Die Kälber werden hier geboren, bleiben etwa sechs bis sieben Monate, verbringen ihre ,Teenagerzeit’ in einem Zuchtbetrieb in der Eifel und kommen dann im Alter von 22 oder 23 Monaten zur Milcherzeugung zu uns zurück.“

Zur Milchmenge: Im Jahr sind dies im Schnitt je Kuh rund 9000 Liter, bei einer Lebensdauer von fünf bis sechs Jahren“, so der Grefrather Landwirt. Derzeit erhalten die Tenhaefs von einer Bitburger Molkerei einen Grundpreis von 28 Cent pro Liter, es war schon mal mehr. Zuschläge gibt’s für besondere Qualitätsmerkmale.

Um 6 Uhr beginnt für den Jungbauern der Tag, werden die Stallungen frisch „aufgestreut“ und die Tiere gefüttert. Allein die Milchkühe fressen am Tag über acht Tonnen. Schade findet es Christoph Tenhaef, dass es einige „schwarze Schafe“ gebe, die beispielsweise zu viele Tiere auf engstem Raum hielten oder wegen unzureichender Qualitätsstandards in der Kritik stünden. Generell sagt er, dass die Qualitätsansprüche im Laufe der Zeit immer umfangreicher geworden seien, was Düngung, die Haltung und das Wohl der Tiere angehe.

Der Ortslandwirt hat kein Verständnis dafür, dass bei einigen Menschen das Vertrauen in die Produkte offenbar verloren gegangen sei. Hier müsse man stärker aufklären, auch intensiver den Kontakt mit der Bevölkerung suchen. Und selbst auch reagieren. Ein Beispiel: „Unser Hof grenzt an eine Wohnbebauung. Wenn es eben möglich ist, versuchen wir die wöchentliche Feldarbeit an den Freitagen zu beenden und dann beispielweise nicht mehr zu düngen.“ Allerdings müsse man dann auch mal in Kauf nehmen, wenn werktags die Gülle spätabends auf die Felder gefahren wird.“

Nicht viel anfangen kann Christoph Tenhaef mit dem TV-Format „Bauer sucht Frau“. Seine Begründung: „Es werden viele Klischees gezeigt, die mit einer modernen Landwirtschaft nichts zu tun haben.“