Mangel an Halbtagesplätzen in Kitas
Die Nachfrage an 25-Stunden-Plätzen ist höher als das Angebot. Aus Kostengründen wird nur ein Drittel des Bedarfs abgedeckt.
Nettetal. Jährlich wird der Bedarf der Eltern an einem Betreuungsangebot für ihre Kinder abgefragt. Nun wird deutlich, dass Angebot und Nachfrage teilweise sehr stark auseinanderliegen. Während die Stadt den Bedarf an 35-Stunden-Plätzen nahezu komplett abdecken kann, hapert es im Bereich der 25 Stunden. Demgegenüber gibt es mehr 45-Stunden-Plätze als benötigt werden. „Letztere sind lukrativer für die Einrichtungen“, erläutert Armin Schönfelder, Erster Beigeordneter. Jochen Müntinga vom Jugendamt ergänzt: „Je höher die Betreuungsstunden sind, desto mehr Personal wird benötigt.“ Die halben Stellen hingegen seien aber schwieriger abzudecken. Zumal es vor allem dann problematisch wird, wenn ein Mitarbeiter ausfällt.
Für das Kindergartenjahr 2016/2017 hat die Stadt insgesamt 1287 Plätze bereitgestellt. Diese verteilen sich auf 51 Plätze für 25 Betreuungsstunden pro Woche, 469 Plätze für 35 Stunden und 767 Plätze für 45 Stunden. Eine durchschnittliche Berechnung der Bedarfsanzeige der Eltern hingegen zeigt an, dass statt der 51 sogar 158 Plätze im Bereich der 25-Stunden-Betreuung benötigt würden. Das ist somit mehr als das Dreifache. Bei den 35 Stunden wären es 524 Plätze, sprich vier Prozentpunkte mehr. Es fehlten somit 55 Plätze. Bei der längsten Betreuungsmöglichkeit mit 45 Stunden hingegen könnten laut der Ermittlungen 162 Plätze eingespart werden.
Da der Ist-Zustand sich deutlich von den Wünschen der Eltern unterscheidet, will die Politik zusammen mit den Institutionen über eine Verbesserung beratschlagen. „Es ist ungerecht, wenn man deutlich mehr Stunden buchen muss, als man benötigt“, so Müntinga. Er betont aber, dass letztlich die Kindertageseinrichtungen das letzte Wort haben. Wer einen jeweiligen Betreuungsplatz erhält, entscheiden die Träger der Kitas selbst. Das Angebot an 25-Stunden-Plätze gibt es in Nettetal erst seit zwei Jahren wieder. Und das obwohl es das klassische Modell ist, das bis vor wenigen Jahren als einziges existierte. Die Über-Mittag-Betreuung kam erst in den letzten Jahren auf .
Im Jugendhilfeausschuss betonte die Politik zudem, dass das bisherige Angebot viel zu starr sei. Andreas Zorn (Wir in Nettetal): „Wichtig ist zu schauen, was die Kinder wirklich an Betreuung benötigen.“ Zudem kam der Wunsch auf, dass die Zeiten flexibler zu gestalten sein sollten. Damit Eltern ihr Kind an einem Tag länger, am anderen dafür kürzer in der Kita lassen könnten. „Diese Flexibilität ist bisher nur bei Tagesmüttern möglich“, sagt Müntinga.
Ein weiteres Problem mancher Eltern stellt sich, wenn sie beruflich länger gebunden sind als die Öffnungszeiten der Kitas. „Für die sogenannte Randzeitenbetreuung können wir uns eine Kombination aus Kita und Tagespflege vorstellen“, sagt Müntinga und erläutert: „Das könnte dann nach der Kindertagesstätte noch weiter von einer Tagesmutter betreut werden, bis die Eltern das Kind abholen können.“ Das gilt vor allem für Eltern, die in anderen Städten arbeiten und somit einen weiteren Fahrtweg haben oder im Schichtdienst arbeiten. Deshalb ist es Wunsch der Politik, einen Kriterienkatalog für die Vergabe der Betreuungsplätze gemeinsam mit den Institutionen zu erstellen, etwa ob jemand alleinerziehend ist, lange berufstätig ist sowie soziale Aspekte.