Tönisvorst Denkmalschutz für Ortskern?
Der Landschaftsverband möchte Teile von St. Tönis schützen. Das hätte für Haus-Eigentümer erhebliche Konsequenzen.
Tönisvorst. Eine gute und eine schlechte Nachricht für neue und alte Hauseigentümer. Die gute betrifft diejenigen Häuslebauer, die bald in Vorst-Nord bauen möchten. „Da ist nichts mehr im Boden drin, was für unliebsame Überraschungen sorgen könnte“, sagte im Planungsausschuss die Archäologin und Grabungsleiterin Melanie Eigen vom Essener Unternehmen „Archbau“.
Die schlechte Nachricht betrifft die Eigentümer, die Immobilien am Kirchplatz oder im Zentrumsbereich von St. Tönis haben. Diese beiden Areale sollen wahrscheinlich bald zu Denkmalbereichen erklärt werden. So will es das Rheinische Denkmalamt.
Einige Planungsausschussmitglieder schütteln fassungslos den Kopf, als Fachbereichsleiter Marcus Beyer von der Absicht des Landschaftsverbandes und des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege sprach, die beiden Bereiche unter einen besonderen Schutz zu stellen. Was dies heißt, hatte kürzlich der Eigentümer des ehemaligen Modegeschäftes Pohl an der Hochstraße erfahren. Er durfte für seinen beabsichtigten Neubau nicht die Kellerräume abreißen, da dort auf der Suche nach Teilen einer Wallanlage Grabungen erfolgen mussten.
Beyer berichtete von seinem jüngsten Gespräch mit Verantwortlichen des Landschaftsverbandes. „Das ist schon mal der erste Hinweis an alle Eigentümer, was ihnen blühen kann, wenn sie bei einer Ausweisung als Denkmalbereich Veränderungen in der Bausubstanz vornehmen oder Teilbereiche neu überplanen möchten.“ Beyer konnte sich den Schlenker zum Umbau der alten Schule am Kirchplatz nicht verkneifen: „Dies wäre bei einer Denkmalsatzung nicht so ohne weiteres genehmigt worden.“ Dennoch sei in einem Punkt bei dem Gespräch ein gutes Ergebnis erzielt worden: Der Investor des Mertenshofes wolle, wie von der Fachbehörde gefordert, die Denkmalschutzbestimmungen erfüllen und beachten.
Derzeit prüft die Verwaltung die Auswirkungen, komme es zu den eingeschränkten Festsetzungen in St. Tönis. Christiane Tille-Gander (CDU) und Johannes Funck (SPD) fragten nach, welchen Spielraum dann überhaupt noch die Kommune in den Bereichen habe. Auch das wird geprüft.
Christiane Tille-Gander wollte weiter wissen, was passiere, wenn das Rheinische Denkmalamt und die Stadt unterschiedliche Auffassungen hätten. „Das muss die Oberste Denkmalbehörde, das Ministerium, entscheiden“, antwortete Bayer. Sorge hat der Vorsitzende des Planungsausschusses, Hans-Joachim Kremser (SPD), er meinte: „Unser städtebaulicher Ansatz, so am Kirchplatz, darf keinesfalls in seiner Entwicklung eingeschränkt werden.“
Eingangs hatte Melanie Eigen generell über alle Grabungen im nördlichen Bereich von Vorst berichtet. Zuletzt war eine Fläche von etwa 5,5 Hektar streifenweise untersucht worden. Es wurden neben Gräberfeldern mit etwa 500 Bestattungen zwar Indizien gefunden, die für kleine Siedlungen schon in der Eisenzeit sowie für eine mittelalterliche Hofstellen mit Brunnenanlagen und großen Viehtränken sprechen. Aber eine großflächige römische Siedlung sei nicht entdeckt worden. Diese Siedlung könne, so Melanie Eigen, in der Nachbarschaft gewesen sein; ihr weiterer Kommentar: „Wir werden in einer Größenordnung von etwa fünf Hektar einen weiteren Siedlungsraum zu erwarten haben.“ Nachfragen wurden dazu nicht gestellt.