Müllumlade: Kreis prüft Alternative

Die Entsorgungsgesellschaft Niederrhein signalisierte erstmals, Teile ihrer Anlage an den Kreis Viersen zu verpachten.

Nettetal. In die Debatte um das umstrittene geplante Wertstoff- und Logistikzentrum (WLZ) des Kreises Viersen kommt Bewegung. Bei einem Gespräch zwischen Vertretern der Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN) und dem Abfallbetrieb des Kreises Viersen (ABV) habe die EGN zum ersten Mal die Bereitschaft signalisiert, ihre wirtschaftlichen Aktivitäten am Standort Viersen-Süchteln zu reduzieren und Teile der Anlage an den ABV zu verpachten, teilte ein Sprecher des Kreises gestern mit. Aus dem Nettetaler Rathaus hieß es dazu: „Sollten die diesbezüglichen Verhandlungen erfolgreich sein, wäre das WLZ in Kaldenkirchen nicht mehr notwendig, und die Gebührenzahler im ganzen Kreis Viersen könnten entlastet werden.“

Gegen den geplanten Zehn-Millionen-Euro-Neubau gibt es in Nettetal starke Widerstände. Die Gegner der Bürgerinitiative „Venete — so nicht“ fürchten durch den Bau auf dem Venete-Gelände eine erschwerte Ansiedlung von Gewerbebetrieben; sie glauben auch, dass es durch die Rekommunalisierung des Abfallbetriebs zu höheren Abfallgebühren kommen könnte. Und sie bemängeln, dass die Entsorgungswege weiter werden, sollte der Müll künftig in Kaldenkirchen statt in Süchteln sortiert und umgeladen werden. Der Kreis Viersen hingegen argumentiert, durch die Rekommunalisierung des Abfallbetriebs und interkommunale Zusammenarbeit ließen sich die Gebühren stabil halten.

Erleichtert reagierte gestern Nettetals Bürgermeister Christian Wagner (CDU) auf die Nachricht: „Der Landrat hat zugesichert, im Interesse der Sache die sicher nicht einfachen Verhandlungen mit der EGN zu führen. Wir in Nettetal vertrauen darauf, dass somit sowohl für die Bürger in Nettetal als auch im gesamten Kreis Viersen die bestmögliche Lösung erreicht wird.“

Ein Sprecher des Kreises erklärte gestern, der Abfallbetrieb habe bereits in der Vergangenheit die EGN nach einem Verkauf ihrer Anlage in Süchteln gefragt. „Diese Frage wird nach wie vor von der EGN verneint.“ Es sei unsicher, ob eine Pacht rechtlich möglich sei. Geklärt werden müsse auch, ob ein Betrieb der Müll-Umlade-Station in Süchteln wirtschaftlich genauso sinnvoll ist wie ein Neubau in Kaldenkirchen. Und: Auch technische Fragen seien zu klären.

Da der Ausgang der Gespräche ungewiss sei und der Abfallbetrieb des Kreises die Entsorgungssicherheit gewährleisten muss, werde der Kreis parallel zu den Gesprächen mit der EGN das Neubauprojekt im Gewerbegebiet Venete weiter verfolgen.

Anlass des Gespräches von EGN und dem Abfallbetrieb des Kreises Viersen war ein Schreiben der EGN an die Bürgerinitiative, in dem die EGN eine Weiterführung des Vertrages zwischen dem ABV und der EGN zur Nutzung der Umlade-Anlage in Süchteln über das Jahr 2024 hinaus als rechtlich möglich dargelegt haben soll. Der Kreis vertritt die Auffassung, dass eine Fortführung des Altvertrages über 2024 hinaus gegen das Vergaberecht verstoßen hätte. „Dem konnte die EGN nichts entgegenhalten“, so ein Sprecher des Kreises. Die EGN wollte sich auf Anfrage bislang nicht zu dem Inhalt des Briefes äußern.