130 Schüler experimentieren am WJG

Experimentiertage sollen Grundschüler aus Nettetal und Umgebung spielerisch an Naturwissenschaft heran führen.

Lobberich. Man nehme Backpulver, Essig, Streichhölzer, zünde eine Kerze an — und dann volle Deckung! Doch das Schulgebäude steht noch: „Ach was, nein, hier kann nichts passieren, es sind alles harmlose Experimente“, klärt Lehrerin Barbara Prümen über die Versuche im Chemieraum auf. Harmlos vielleicht, aber spannend, ja aufregend ist es allemal für die Grundschüler, was da abgeht am Experimentiertag im Werner-Jaeger-Gymnasium.

„Das blubbert nicht mehr“, stellt Tobias fest. Tatsächlich, das gerade noch explosiv wirkende, weil sprudelnde und zischende Gemisch hat sich beruhigt. Zusammen mit seinem Experimentierpartner Ruben hält Tobias den durchsichtigen Bottich vorsichtig übers Glas mit der Kerze. Als die Flamme erlischt, machen die kleinen Forscher große Augen hinter den dicken Schutzbrillen. Sie staunen und notieren ihre Beobachtungen. Von den Chemielehrern erfahren die Grundschüler, dass ein Gasgemisch wie Kohlstoffdioxid eben schwerer ist als Luft und im Absinken die Kerze auslöscht.

„Spielerisch erleben die Kinder, dass Naturwissenschaften wie Chemie, Biologie oder Physik Spaß machen können. Gleichzeitig lernen sie unsere Schule kennen“, sagt Prümen. Die Unterstufenkoordinatorin am WJG gibt zu, dass sie selbst als Lehrerin für Deutsch und Geschichte immer wieder staune, welche nicht nur für Kinder verblüffenden Experimente sich ihre Kollegen einfallen lassen. Das machen sie schon seit sieben Jahren: „Immer vor und nach den Herbstferien laden wir die Viertklässler aus Nettetal und Umgebung für einen Nachmittag ein, das Interesse ist riesig.“

Mehr als 130 Kinder sind diesmal an zwei Nachmittagen dabei. Durchaus erwünschter Nebeneffekt laut Prümen: „Erfahrungsgemäß sehen wir manche Kinder später wieder, weil sie an unserem Gymnasium angemeldet werden.“ Kommt da ein bisschen Werbung, Konkurrenzkampf unter den weiterführenden Schulen? Will man dem Trend entgegenwirken, dass etliche Nettetaler Grundschüler zu Gymnasien in Nachbarkommunen gehen? „Politik, nein! Unser Aktionstag hat eine kleine Tradition, wir stellen unser Gymnasium vor. Von außerhalb Nettetals kommen eigentlich nur Grundschüler, die in unserem Einzugsgebiet wohnen“, stellt Prümen klar. Allerdings legt sie Wert auf die Feststellung, Naturwissenschaft sei am WJG nur ein Schwerpunkt: „Geisteswissenschaft, musische Fächer spielen bei uns eine genau so wichtige Rolle.“ Die Experimentiertage stellten eben nur beispielhaft einen Bereich des Schullebens vor.

Barbara Prümen, Lehrerin

Dieser Bereich freilich hat es in sich. Im Physikraum etwa lassen die kleinen Tüftler Puffreis mittels eines aufgeladenen, weil an Wolle geriebenen Stabes in Luft steigen. „So erleben die Kinder, dass physikalische Gesetze etwas mit unserem Leben, mit dem Alltag zu tun haben“, meint Sabine Mertens. Die Physiklehrerin wird bei den Experimenten von älteren Gymnasiasten unterstützt: „Meine Assistenten!“

An einem der Tische versuchen Luisa und Vienna, einen Papierclown mit angeklebten Murmeln über ein Seil balancieren zu lassen. Als er herunterpurzelt, seufzen die Mädchen: „Schon wieder!“ Geduldig variieren sie den Murmel-Klebepunkt so oft, bis ihr Clown im Gleichgewicht überm Seil hält. Kommentar Prümen: „Die Kinder sind alle sehr konzentriert, sie wechseln jeweils in Gruppen von einem Raum in den nächsten, bekommen hinterher alle eine Teilnahme-Urkunde.“

Im Chemieraum haben derweil Ruben und Tobias ihr Experiment erfolgreich wiederholt. Beide sind stolz darauf. Vom Tisch nebenan lächeln Kira und Laura rüber: Die Kaldenkirchener Grundschülerinnen haben ihr Kohlenstoffdioxid-Experiment ebenfalls geschafft — und sogar schon ihr Untersuchungsprotokoll ausgefüllt. Alle Experimente haben geklappt, die kleinen Forscher sind stolz, und das Schulgebäude steht auch noch.