Lobberich Was Ersthelfer im Notfall wissen müssen
Lobberich. · Im vergangenen Jahr gaben die Malteser in den Seenstadt fast 1500 Kurse.
Thomas Prehm beginnt mit dem Klassiker: Ein Kind hat sich am Herd verbrannt, was tun? Die Gruppe um den 60-Jährigen herum macht Vorschläge: „Ruhe bewahren, nur dann ist man Herr der Lage“ und „Kühlen“. „Ja“, sagt Prehm, aber das Wichtigste, das jeder Ersthelfer zunächst tun sollte, sei noch nicht genannt worden: „Ich muss erst mal gucken: Was kann mir passieren?“, sagt der Kursleiter. Kann der Helfer zum Beispiel auf dem Inhalt, der aus dem Topf gekippt ist, ausrutschen und sich schlimmstenfalls den Kopf anschlagen? Prehm erklärt: „Wenn ich mich verletze, kann ich nicht mehr helfen.“
Der 60-Jährige ist Erste-Hilfe-Trainer bei den Maltesern. Der Hilfsdienst bietet regelmäßig Grund- und Aufbaukurse für Ersthelfer an. An diesem Tag sind sechs Personen in die Vereinsräume an der Van-der-Upwich-Straße in Lobberich gekommen. Sie alle haben bereits den Grundlehrgang hinter sich und frischen ihr Wissen etwa alle zwei Jahre auf, weil sie beispielsweise Ersthelfer in dem Betrieb sind, in dem sie arbeiten. Ab drei Angestellten muss eine Firma einen Ersthelfer benennen, die Kosten für die vorgeschriebenen Aus- und Weiterbildungskurse übernimmt die Berufsgenossenschaft.
„Es ist jedes Mal wieder ungewohnt“, sagt Ersthelfer Hermann Paas. „Man weiß ja auch nicht, wie man im Ernstfall reagiert.“ Gerade hat der 54-Jährige den Defibrillator an der Übungspuppe „Anne“ angebracht, Prehm drückt mit beiden Händen 30 mal auf den Brustkorb, beatmet zweimal, wiederholt und hält inne. Paas drückt den Knopf des Defibrillators, im Ernstfall würde nun ein Stromstoß durch den Körper am Boden gehen, damit im besten Fall das Herz eigenständig wieder zu schlagen beginnt. „Ich bin froh, dass in unserem Betrieb noch nichts passiert ist“, sagt Paas.
Bei bewusstlosen Personen greift das Disko-Schema
Den verbrühten Arm des Kindes haben die Teilnehmer inzwischen gedanklich gekühlt. Ob mit lauwarmem oder kaltem Wasser sei egal, sagt Prehm: „Ich nehme, was da ist.“ Dann erläutert er, was zu tun ist, wenn eine bewusstlose Person gefunden wird: „Man geht nach dem Disko-Schema vor: gucken, ansprechen, dann erst anfassen.“ Das dafür dann aber energisch. „Fassen Sie die Person an beiden Schultern an, schütteln diese kräftig und sprechen Sie sie laut an“, sagt Prehm. „Wer dabei ist weg zu dämmern, kann dadurch zurückkommen.“ Hilft das aber nicht und spürt der Ersthelfer auch keinen Puls mehr, ist die Herz-Lungen-Wiederbelebung dran. Das Wichtigste dabei: „Hören Sie nicht auf, bis der Rettungswagen da ist“, sagt Prehm. „Ohne Sauerstoff ist eine Person nach fünf Minuten hirntot.“ Zwar könnten in solchen Fällen nur wenige Menschen gerettet werden, aber „ein einziger reicht doch“, sagt Prehm. Und wie sieht es bei verletzten Motorradfahrern aus – Helm abnehmen oder aus Sorge vor einer Wirbelsäulenverletzung lieber nicht? Prehm: „Was ist die Alternative? Wenn ich nichts tue, erstickt er, also Helm ab.“
In den Malteserkursen geht es um die Seitenlage bei Bewusstlosen, Knochenbrüche, Verbände und wie eine Person beispielsweise aus einem Auto gezogen wird. Die Übungsleiter arbeiten ehrenamtlich oder auf Honorarbasis. Rentner Prehm aus Hinsbeck hat dafür eine erweiterte Ersthelfer-Ausbildung absolviert, dessen Kosten die Malteser übernommen haben. „Wir suchen immer neue Ausbilder“, sagt Astrid Völkel, Leiterin der Ausbildung beim Malteser-Kreisverband. Neben Kursen für Ersthelfer und Führerscheinaspiranten gibt es unter anderem Erste Hilfe bei Kindernotfällen und bei Sportunfällen sowie den Kurs „Abenteuer helfen“ für Kindergartenkinder und Schüler. „Darin lernen sie spielerisch zu helfen, etwa Pflaster aufzukleben und einen Verband anzubringen“, sagt Völkel und schmunzelt: „Das sind die Kurse mit den motiviertesten
Teilnehmern.“
Der nächste Erste-Hilfe-Kurs im Nettetaler Zentrum der Hilfe, Van-der-Upwich-Straße 29, ist am Dienstag, 6. August, von 9 bis 17 Uhr. Anmeldung unter Telefon 02152/9590150 oder per E-Mail an: