Bundesverdienstkreuz für Nettetalerin Auszeichnung für Streitschlichterin

Nettetal · Als Schiedsfrau für Lobberich, Breyell und Schaag hat sie 287 Streitfälle bearbeitet – und dabei eine ungewöhnlich hohe Erfolgsquote erzielt.

Annelies Michalzyk bekam das Bundesverdienstkreuz.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

. (fsch) Annelies Michalzyk (80) aus Nettetal hat für ihr langjähriges Engagement als Schöffin und Schiedsfrau das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen. Die Nettetalerin hat sich knapp drei Jahrzehnte lang als Schöffin am Amts- und Landgericht Krefeld und ab 1990 als Schiedsfrau in Nettetal ehrenamtlich engagiert. „Ich war in meinem Ehrenamt sehr erfolgreich“, sagt die 80-Jährige stolz. Die Zahlen bestätigen das: In ihrem Schiedsamt-Bezirk Lobberich, Breyell und Schaag hat sie 287 Streitfälle betreut. Dabei ist es ihr in 87 Prozent der Fälle gelungen, den Streit zwischen den betroffenen Parteien zu schlichten.

„Den Gerechtigkeitssinn habe ich von meiner Mutter geerbt“, ist sich Michalzyk sicher. Mitten in der Natur auf einem Bauernhof in der Nähe der westfälischen Stadt Soest ist sie aufgewachsen und hat oft beobachtet, wie ihre Mutter bei kleinen Streitigkeiten im Ort vermittelt hat. „Schon als Kind konnte ich mich gut in andere Menschen hineinversetzen und zwischen zwei Parteien vermitteln“, sagt sie. Nach ihrer kaufmännischen Ausbildung zog es sie nach Düsseldorf. Dort lernte sie ihren Mann Bruno Michalzyk kennen. 1978 kam das Ehepaar nach Nettetal. Dort machten sie sich mit einem Schreinerbetrieb selbstständig. Neben den familiären Verpflichtungen als Mutter zweier Töchter arbeitete Michalzyk als Sekretärin in dem Handwerksbetrieb.

„Nachdem mein Mann mit nur 61 Jahren gestorben ist, habe ich die Verantwortung und Leitung der Schreinerei übernommen“, erzählt die Nettetalerin. Doch mit der Zeit etablierte sich die Schreinerei und die engagierte Frau hatte mehr Freizeit. Den ganzen Tag in der Sonne liegen und entspannen? Das kam für Michalzyk nie infrage. Die Nettetalerin übernahm ihre beiden Ehrenämter als Schöffin und Schiedsfrau. Besonders häufig musste die Schiedsfrau zwischen Nachbarn schlichten: „Neben dem klassischen Nachbarrecht, wie dem Parken vor der Haustüre, dem Streit am Zaun oder Unordnung im Garten, standen auch heftigere Fälle auf der Agenda.“ Teilweise waren auch Bedrohungen oder Sachbeschädigungen im Spiel. „Ich bin mit den Parteien ruhig und diplomatisch umgegangen“, berichtet Michalzyk. Jede Partei durfte bei ihr ausreden und ausführlich seinen Standpunkt erläutern. „Ich denke, mit dieser Art habe ich auch diese hohe Erfolgsquote erreicht.“ Ihr wurde nach einem geschlichteten Streit viel Dankbarkeit entgegengebracht: „Teilweise standen die Menschen mit Tränen in den Augen vor mir, weil der Nachbar sie wieder freundlich grüßte.“