Die Unternehmen müssen mehr ausbilden
Firmen sollen stärker auf Jugendliche zugehen, fordern Agentur für Arbeit, Kreishandwerkerschaft und die IHK.
Niederrhein/Nettetal. Die Ausbildungsbereitschaft der Wirtschaft am Niederrhein ist nahezu auf dem Niveau des Vorjahres geblieben. Doch die Unternehmen müssen sich noch mehr anstrengen, um für Jugendliche interessant zu sein und so den Fachkräftebedarf in Zukunft decken zu können.
Dieses Fazit zogen am Montag Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, Kreishandwerkerschaft Niederrhein und Agentur für Arbeit Krefeld bei einer Konferenz in Nettetal-Leuth zum Thema regionaler Ausbildungsmarkt.
Bei der IHK waren zum Stichtag 30. September 4700 Ausbildungsverträge eingetragen. Die Zahl lag damit drei Prozent unter der des Vorjahres. „Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen bleibt positiv“, findet Frank Lorenz, IHK-Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung.
Im Bereich der Kreishandwerkerschaft wurden 1478 neue Lehrverträge abgeschlossen, fast genauso viele wie im Jahr zuvor. „Das zeigt: Das Handwerk ist attraktiv für junge Menschen“, sagt Jens Wenglarz, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft.
Ingo Zielonkowsky sieht dennoch Handlungsbedarf. „Beim Ausbildungsplatzangebot muss insgesamt noch mehr kommen“, sagt der Leiter der Agentur für Arbeit Krefeld, die auch für den Kreis Viersen zuständig ist. Dem stimmen Lorenz und Wenglarz zu: Die Unternehmen müssten sich anstrengen, um auch mittelfristig gewappnet zu sein.
Denn auch wenn die Agentur für Arbeit in den vergangenen zwölf Monaten 13 Prozent mehr Bewerber auf Ausbildungsstellen verzeichnete, werde „das Bewerberaufkommen zurückgehen. Immer mehr Jugendliche streben eine weiterführende schulische Bildung an oder wollen studieren“, sagt Lorenz: „Diese Entwicklung macht uns Sorgen.“
Deshalb müssten die Unternehmen schon jetzt perspektivisch denken. „Ausbildung ist der beste Weg, um Fachkräftemangel zu beheben“, sagt Zielonkowsky. „Und es dauert ja auch drei oder dreieinhalb Jahre, bis Azubis ihre Lehre beendet haben.“ Es gebe einige gute Beispiel-Firmen, doch noch längst nicht genug.
Die Betriebe müssten verstärkt auf sich aufmerksam machen: auf Jugendliche zugehen, mit Schulen zusammenarbeiten, gezielte Praktika ermöglichen und vor allem besser informieren. So sind beispielsweise viele der mehr als 200 Ausbildungsberufe kaum bekannt.
Etwa 40 Prozent der Bewerber konzentrieren sich auf die beliebtesten zehn Ausbildungsberufe wie Mechatroniker oder eine kaufmännische Lehre. Auch über ausbildungsbegleitende Hilfen wissen viele nicht Bescheid.
„Man muss den jungen Leuten bei der Berufsorientierung helfen, sie durch den Dschungel an Informationen führen“, sagt Lorenz. So könne auch die Abbruchquote von derzeit knapp 30 Prozent verringert werden.