Gebühr für Urnengrab steigt ab dem 1. Januar um 46 Prozent
Die Urnenbestattung ist damit ab 2016 teurer als ein Reihengrab.
Nettetal. Ein Scherz nur, der aber auf makabre Weise ein Dilemma deutlich machte: „Sterben muss sich in Nettetal wieder lohnen“, meinte Ingo Heymann (CDU) zum Abschluss einer Diskussion über teilweise drastisch erhöhte Friedhofsgebühren ab dem nächsten Jahr. Der Beschluss bereitet der Politik Sorge: „Wie sollen wir den Bürgern diese Erhöhung klarmachen?“, fragte Hans-Willy Troost (FDP).
„Die Bestattung im Reihengrab wird um rund 13 Prozent teurer, aber in einem Urnengrab über 46 Prozent“, machte Harald Rothen vom Nettebetrieb einen Knackpunkt deutlich. Die Steigerung wird nicht nur mit steigenden Kosten etwa für Personal begründet — die Ursachen sind auch andere. Und sie sind nicht allein hausgemacht.
Bislang wurde bei jeder Bestattung eine „Grundgebühr“ erhoben. Doch die in dieser Gebühr enthaltene Leistungen wurden nicht immer in Anspruch genommen. Manch eine Kommune wurde deshalb gerichtlich zu Änderungen verdonnert. Soweit soll es in Nettetal nicht kommen — eine neue Bedarfsberechnung musste her.
Die Stadt bat die Kommunalagentur des Städte- und Gemeindebundes NRW um Hilfe. Herausgekommen ist ein sogenanntes Äquivalenzziffernverfahren, das die ganze Angelegenheit transparenter und gerechter machen soll, aber für den, der sie Anspruch nehmen muss, vor allem eins: teurer. Darin fließen zum Beispiel mit ein die Unterhaltungskosten für den Friedhof, Personalkosten sowie die eigentlichen Leistungen für eine Bestattung, etwa das Ausheben eines Grabes. Weiterer Kostenpunkt: Für die Stadt wurden Friedhöfe in den letzten Jahren zum Zuschussgeschäft — die Gebühren deckten die Kosten nicht. Fehlbeträge von über 200 000 Euro fließen zur Hälfte mit ein.
In der Praxis bedeutet das, um beim Beispiel Reihengrab und Urnenwahlgrab zu bleiben: Die bislang günstigste traditionelle Bestattungsart auf einem Nettetaler Friedhof, nämlich in einem Urnenwahlgrab, kostete mit Benutzung der Friedhofskapelle rund 1980 Euro und damit etwa zwölf Euro weniger als in einem Reihengrab mit Erdbestattung. Künftig kostet’s mit der Urne 2910 Euro, in einem Reihengrab nur 2267 Euro. Das neue Berechnungsmodell fand zwar Zustimmung im Ausschuss, doch Hans-Willy Troost mahnte: „Wir stehen im Wettbewerb!“ Neue alternative Bestattungsmöglichkeiten auch außerhalb der traditionellen Friedhofsmauern nämlich haben Zulauf.
Längst ist es nicht mehr unbedingt die Regel, dass Verstorbene in ihrer eigenen Kommune beerdigt werden. Für Troost ein Grund, langfristig „diese Friedhofskultur zu hinterfragen“ und zu möglicherweise „ganz anderen Lösungen“ zu kommen. Als Beispiel verwies er auf Kommunen, die nur noch „einen zentralen Friedhof in der Stadt“ haben.