Jazz und Soul zum Mitfiebern
Toktoktok glänzen in Hinsbeck mit einer Beatles-Hommage.
Nettetal. Schwitzen in schwüler Luft, Mückenstiche — na und? Heiß war’s im Zirkuszelt der Hinsbecker Jugendherberge am Samstagabend, noch heißer die Musik von der Bühne: Die Band Toktoktok bot mitreißenden Jazz und Soul zum Mitfiebern und zum Träumen. „Revolution 69“ hieß das Programm — eine Hommage an die Beatles, die zur Galashow einer Band geriet, die noch mehr mit eigenen Stücken beeindruckte.
Schon der Auftakt ließ ahnen, was aufs Publikum zukommen würde: „All the lonely people“ hauchte, betete die begnadete Sängerin Tokunbo, Drummer und Multi-Instrumentalist Morten hechelte, wisperte dazu mit dem Saxophon. Stimme und Sax im Duett, der Beatles-Song „Eleanor Rigby“ so soulig, schöner kann er nicht klingen. Kann er doch: Als Bass und Keyboard einsetzen, fetzten sie die Nummer rockig-ruhig, ohne den Charakter einer getragenen Balladen zu zerstampfen — genial.
Das war Jazz, das war Soul, das war Funk — das war vor allem Tokunbo: Mit ihrer dunklen, leicht rauchigen Stimme modulierte sie jeden Ton zum Erlebnis. Stieg sie in die oberen Sphären der Tonleiter auf, schien sie federleicht abheben zu wollen. Kreischte dabei ekstatisch und doch unglaublich melodiös. Sang mit dem ganzen Körper, wiegte, schmiegte sich in die Fahrrinne des Rhythmus, wedelte mit den Armen das Auf und Ab der Melodien wie Wellen in die Luft. Ein Genuss.
Nicht minder gut die anderen Drei, Könner allesamt, jeder für sich wie im Zusammenspiel. Bei aller jazzigen Freiheit stimmte jeder Ton, jeder Takt exakt. Nichts zu mäkeln. Dabei immer für eine Überraschung gut: Der Beatles-Klassiker „Come together“ erst bluesig im Duett, bei den Zugaben dann von allen Vieren als Funkrock-Nummer interpretiert, bei der sich Drums, Bass und Keyboard so richtig austobten.
Leise Töne hingegen beim meditativ interpretierten „Dear Prudence“ — zum Träumen schön. Das Publikum, zumeist im gesetzten Alter — Beatles-Generation also — dankte den Künstlern mit Zwischenapplaus, Mitklatschen und mitunter gar Mitsingen, auch bei Toktoktok-eigenen Songs. Solche flocht die Band öfter ein — Höhepunkte eines ohnehin tollen Konzerts, vor allem durch die wunderbare Nummer „Oh Lord“. Wen juckten da schon die Mückenstiche in schwüler Luft? jbh