Wandbild in Acryl Wenn die Hauswand zu Kunst wird

Breyell. · Ein Fenster von Waltraud Linnenbergers Haus wurde zugemauert. Trotzdem kann sie dort bald eine tolle Aussicht genießen.

Waltraud Linnenberger freut sich darauf, dass das Wandbild fertig wird. Von einer Bank aus will sie die Aussicht in Ruhe genießen.

Foto: Emily Senf

Wenn sich Waltraud Linnenberger auf die kleine weiß-grüne Bank in ihrem Garten setzt, guckt sie zwar auf eine nur wenige Meter entfernte Hauswand, aber ihr Blick geht doch ins Weite. Denn dort, wo sich einst ein Fenster befand, das später zugemauert wurde, entsteht derzeit wieder ein Fenster – in Acryl. Zu sehen sein werden darin unter anderem die Kirchtürme in Breyells Ortsmitte, der „Alte Lambert“ und Linnenbergers Elternhaus, in dem sich im Erdgeschoss einst die Bäckerei Nethen befand.

Vor gut fünf Jahren kauften Linnenberger und ihr Mann Rainer (75) das Haus ihrer Tante nicht weit entfernt vom Lambertimarkt. Eines der ursprünglichen Fenster war zugemauert worden, für die Fugen des Klinkers hatte man aber nie die richtige Farbe gefunden, berichtet die 58-Jährige. „Wir haben einen Zaun an die Wand gemacht und wollten sie begrünen, aber mit Kübeln klappte das nicht so richtig“, erinnert sich Linnenberger. Die Idee, dort stattdessen ein schönes Bild zu haben, sei jahrelang in ihrem Kopf eingeschlossen gewesen.

Dann entdeckte sie den Krefelder Künstler Frank Bosch, der für Elisabeth und Heinz-Willi Terporten aus Brüggen-Lüttelbracht ein Garagentor in Erinnerung an ihre Bullenmast bemalt hatte. „Ich dachte mir: Wow, das ist es“, sagt Linnenberger. Also kontaktierte sie den Künstler, der Besuchte sie und legte schon kurze Zeit später los.

Linnenberger wuchs in Breyell auf und fühlt sich dem Stadtteil sehr verbunden. Dadurch spielt auch das Haus ihrer Familie mit der ehemaligen Bäckerei für sie eine große Rolle. Ihre Eltern führten die Bäckerei Nethen – Linnenbergers Mädchenname – 35 Jahre, bevor sie ihr Bruder übernahm und selbst 25 Jahre leitete. Bei dem Kennenlerntreffen mit dem Künstler liefen sie durch den Ortskern und besprachen, was auf dem Bild zu sehen sein soll. Damit es passte, wurde der Kiependraeger in Richtung Lambertimarkt verschoben, Linnenbergers Elternhaus ein bisschen gedreht. „Die Perspektive stimmt nicht ganz, aber egal“, sagt Linnenberger und lacht. „Ich mag es, dass das Bild aussieht, als ob man reinsteigen könnte.“

Zunächst hat Bosch die Stelle der Hauswand weiß verputzt und eine optische Fensterbank angelegt. Die ist wichtig, denn darauf könnten Linnenbergers zwei Katzen Oki und Jule sitzen. Die gehören für die 58-Jährige zur Familie und damit ins Bild, aber an welcher Stelle, das soll zuletzt entschieden werden. Mit einem Beamer warf Bosch das Bild, das er nach Linnenbergers Wünschen gestaltet hatte, an die Hauswand und zeichnete die Konturen mit einem schwarzen Edding ein. Nun füllt er das Bild mit Acrylfarbe und Leben, Ende nächster Woche könnte er fertig werden.

Nach dem letzten Pinselstrich möchte Linnenberger auf das Gemälde an ihrer Hauswand anstoßen. Und dann „ist das demnächst mein Profilbild bei Whatsapp“, sagt sie und lacht. Zudem denkt sie darüber nach, das Bild zwar nicht regelmäßig, aber zumindest für eine Gelegenheit Interessierten zugänglich zu machen. Und ansonsten setzt sie sich einfach auf ihre Bank und genießt den Blick.