Serie Mein Verein „Schürfwunden gehören dazu“

Nettetal. · Die Mountainbiker der „Loose Riders Nettetal“ lieben das Adrenalin, achten aber auf andere.

Etwa 30 Mountainbike-Fans sind bei den „Loose Riders Nettetal“ dabei. Gemeinsam wagen sie sich an schnelle Abfahrten oder holperige Touren.

Foto: Markus Rick (rick)

Den Hügel rauf mit Schwung, runter in weitem Sprung, dabei eine halbe Drehung in der Luft, sanft landen, bremsen und Stopp: Was Spaziergängern auf den Hinsbecker Höhen wie waghalsige Akrobatik vorkommen mag, ist für die Mountainbiker der Gruppe „Loose Riders Nettetal“ eine der leichtesten Übungen. „Eigentlich ist Nettetal zu flach für uns“, sagt Marco Bayer. Er hat die Ortsgruppe, bei den Riders „Chapter“ genannt, vor rund drei Jahren gegründet. Mittlerweile sind knapp 30 Radsportler aus der Seenstadt und Umgebung dabei.

Die Fahrer, die an diesem Tag gekommen sind, sind Männer um die 30 mit bürgerlichen Berufen wie Elektriker, Unternehmer oder Kraftfahrer. Bei ihren Treffen fachsimpeln sie über Downhill, Enduro, Freeride und Doppelbrückengabeln. „Bei den Mountainbikes gibt es verschiedene Modelle, je nachdem, ob man steil bergab fahren will oder Wert auf weite Sprünge legt“, erklärt Oliver Blaankaert. Er trägt wie die anderen ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Loose Riders – Global Alliance – Nettetal Germany“.

Die Radsportler sind als
Gruppe in vielen Bereichen aktiv

„Die ,Loose Riders’ wurden 2012 in Thailand gegründet und sind eine weltweite Bewegung“, sagt Bayer. „Chapter“ gebe es in vielen Ländern, man sei vernetzt, so könne man sich bei Reisen mit Gleichgesinnten treffen. Der Spaß stehe im Vordergrund, sei wichtiger als Platzierungen bei Wettbewerben. Bayer: „Unser Chapter Nettetal ist in Deutschland ziemlich bekannt, weil wir sehr aktiv sind.“

Übersetzt heißt „Loose Riders“ so viel wie „Freie Fahrer“. Und das treiben sie so: Gemeinsam durchs Gelände flitzen, ob in Hinsbeck oder am Weißen Stein, in der Eifel, in Belgien oder in Mountainbike-Parks, sich zu geselligen Runden und Feiern treffen, bei Spenden- und Benefizaktionen mitmachen, etwa zugunsten kranker Kinder oder verunglückter Mountainbiker. „Wir sind irgendwie eine Familie, helfen einander, und jeder achtet den anderen, ganz egal, wie schnell oder gut er mit seinem Mountainbike ist, ob einer gerne 400 Kilometer am Stück fährt oder nur kurze Strecken durch den Wald“, erläutert einer der jüngeren Fahrer.

Respekt gegenüber anderen und der Natur ist den Radlern wichtig

Zwischen elf und 60 Jahren sind die Nettetaler „Loose Riders“ laut Bayer. Wer dazustoßen möchte, könne eine Zeitlang als Anwärter reinschnuppern. Jeder müsse die Regeln beachten, die sich die „Loose Riders“ gegeben haben, obwohl sie kein Verein sind. Dazu gehöre „vor allem Respekt, sowohl untereinander als auch vor anderen draußen in der Natur“.

Ob im Wald oder durch die Heide – die „Loose Riders“ rasen ihren Regeln nach nicht querfeldein. Oliver Blaankaert: „Wir fahren nur auf Wegen und Pfaden, das ist für uns selbstverständlich.“ Zudem fahre immer einer vorneweg, um zu schauen, ob keine Spaziergänger oder Wanderer kommen. „Und wenn, dann warten wir halt.“ Trotzdem werde man immer wieder von anderen Nutzern der Natur angesprochen. „Es gibt sicher unter den vielen Mountainbikern schwarze Schafe, die rücksichtslos rasen. Wir machen das zwar nicht, werden aber trotzdem mit den anderen in einen Topf geworfen und beschimpft“, sagt Blaankaert.

Die Freude am Biken lassen sich die „Loose Riders Nettetal“ nicht nehmen, auch nicht durch Stürze oder Schäden an den Rädern, die je nach Ausführung einige Tausend Euro kosten. „Jeder von uns hat mal Schürfwunden oder Prellungen, trotz Helm und Schutzkleidung bei schnellen Abfahrten“, sagt Bayer. Aber „dieser Kick, dieses Adrenalin bei rasanten Abfahrten draußen in der Natur“ mache das wett.