Nacht der Bibliotheken
Acht Frauen und ein Mann stöberten nach Herzenslust in den Regalen.
Breyell. Einmal über Nacht in der Bibliothek eingeschlossen sein und lesen können, was man will — dieser Traum erfüllte sich für acht Frauen und einen Mann. Die eingefleischten „Lese-Ratten“ nahmen an der Aktion der Nettetaler Stadtbücherei teil, die im Rahmen der „Nacht der Bibliotheken“ stattfand. Unter dem Motto „Total verknallt in Bibliotheken“ erlebten sie Stunden der Literatur zwischen Bücherregalen und auf Feldbetten.
„Das hat einen Hauch von Abenteuer“, findet Ursula Hufschmidt aus Brüggen. Noch beim abschließenden Frühstück spricht sie mit Begeisterung von „diesem Gefühl zwischen all diesen Geschichten“ und von „der Ruhe, nach Herzenslust auswählen zu können“. Sie nutzte den Abend und die Nacht für Werke von Hermann Hesse, Liebesgedichte und Kurzgeschichten.
Die „Faszination Bücher“ entdeckte Gabi Vogts aus Hinsbeck ganz neu: „Das war schon immer ein Kindheitstraum von mir, so lange stöbern zu dürfen, wie ich will. Wenn mir was gefallen hat, bin ich einfach hängengeblieben. Und das Lesen mit Taschenlampe im Nachtlager hatte etwas Verbotenes, eben so wie früher.“ Nur an Horror-Literatur traute sie sich nicht ran: „Das lese ich Zuhause, wo ich mich auskenne.“
Die Aktion begann nach 18 Uhr — zu einer Zeit, wenn Leiter Ulrich Schmitter die Stadtbibliothek freitags normalerweise schließt. Der „Herbergsvater“ begrüßte seine Gäste mit einem Glas Sekt und einem Rundgang: „Wollen Sie in der Sachbuch- oder in der Roman-Abteilung nächtigen?“
Nach dem gemeinsamen Essen starteten DVD-Schauen, Hörbuch-Kreis oder eben das individuelle Stöbern. „Wir konnten uns niederlassen, wo wir wollten. Hilfe war da, wo sie benötigt wurde“, lobt Hufschmidt das sechsköpfige Bibliotheks-Team.
Sylvia Heimes hatte ein ganz besonderes Nacht-Erlebnis: „Gegen ein Uhr morgens tönten einige Karnevals-Spätheimkehrer in der Gasse herum. Da habe ich mir für einen kurzen Moment überlegt, mich ans Fenster zu stellen und sie zu erschrecken.“
Letztlich ließ sie aber von diesem Plan ab und konzentrierte sich auf die angenehmen Seiten der Aktion: Rotwein, dicke Bücher und die ganz große Auswahl.
Das einzige „Doppelzimmer“ belegten die Eheleute Sylvi und Florian Rieger. „Das war ihre Idee“, sagt der Ehemann, der für Tommy Jaud, Frank Schätzing und Reiseliteratur auf einen Fußball-Fernsehabend verzichtete.
Am Samstagmorgen waren alle glücklich — und fragten nach einer Wiederholung. Schmitter: „Bei der nächsten Nacht der Bibliotheken machen wir auf jeden Fall mit — egal womit.“