Hohe Steuereinnahmen in Nettetal Jahresbilanz der Stadt schließt besser ab als geplant

Nettetal  · Nettetals Finanzplaner waren für das Jahr 2022 von einem Defizit von 2,7 Millionen Euro im Stadtsäckel ausgegangen. Doch statt dessen gab es ein Plus – wegen einer Steuer.

Andreas Grafer ist erst seit Mai 2023 Kämmerer in der Stadt Nettetal und legte den Bericht vor.

Foto: Holger Hintzen

Die Pandemie war noch längst nicht ausgestanden und die Folgen noch frisch vor Augen, als Nettetals Kämmerei ein Minus von 2,7 Millionen Euro für das Jahr 2022 im Stadthaushalt anvisierte. Vielleicht spielte beim damaligen Finanzchef Norbert Müller auch routiniertes Understatement eine Rolle. Denn es ist ja immer schöner, hinterher verkünden zu können, dass es nicht so schlimm gekommen ist, wie befürchtet. Und schlechte Prognosen dämpfen die Bereitschaft, allzu große Sprünge zu machen. Nettetal hat das Haushaltsjahr 2022 aber tatsächlich besser überstanden als ursprünglich veranschlagt. Statt eines Fehlbetrags von rund 2,7 Millionen Euro fuhr die Stadt einen Überschuss von rund 5,6 Millionen ein. Das Jahresergebnis fiel rund 8,3 Millionen Euro besser aus als geplant.

Für den hohen Überschuss, den der seit Mai 2023 amtierende Kämmerer Andreas Grafer melden kann, sind laut Stadtverwaltung vor allem die Erträge aus der Gewerbesteuer verantwortlich. Die lagen trotz Corona-Pandemie und Krieg in der Ukraine 10,3 Millionen Euro über dem erwarteten Wert und brachten rund 28,8 Millionen Euro in die Stadtkasse – ein „Allzeithoch“, so die Stadt.

Freilich: Ein Teil der Aufwendungen, die Nettetal wegen der Corona-Pandemie und der Unterbringung von Flüchtlingen in Folge des Ukraine-Kriegs hatte, kommen in dem Rechenwerk für 2022 nicht voll zum Tragen. Sie können buchhalterisch daraus isoliert werden. Bezahlt werden muss der Betrag zu einem späteren Zeitpunkt, entweder auf einen Schlag oder über viele Jahre abgestottert.

Dieses finanztechnische Instrument wurde laut Stadt unter anderem genutzt, um einen Gewinneinbruch bei den Stadtwerken weitgehend auszugleichen. Insgesamt wurden 2020 bis 2022 rund 9,2 Millionen Euro buchhalterisch isoliert. „Bei der Abbildung von ,realen Haushalten‘ wäre demnach trotz der außerordentlich hohen Steuereinnahmen nur ein Eigenkapitalerhalt möglich gewesen. Die buchhalterischen Isolierungen haben demnach einen zusätzlichen Puffer geschaffen“, heißt es in einer Vorlage, die die Stadtverwaltung dem Rat präsentierte.

Die Summe der Kredite für Investitionen der Stadt betrug im vergangenen Jahr 62 680 206,84 Euro, das waren etwa 8,6 Millionen Euro mehr als im Jahr davor. Die Investitionskredite wurden alle bei Banken aufgenommen. Die Summe der Kredite, die aufgenommen wurde sank 2022 auf knapp 1,5 Millionen Euro. 2021 waren es hingegen noch knapp 5,9 Millionen Euro gewesen.