Wasserqualität an den Netteseen Ärger über Zustand des Wittsees

Nettetal. · Gewässerschutz steht nur auf dem Papier: Im Landschaftsschutzgebiet Ferkensbruch werden Abwässer ungeklärt in die Nette geleitet. In den 1960er Jahren haben Textilabwässer die Nette vergiftet. Der Ferkensbruch wurde ausgebaggert.

Im Bereich der Fischtreppe an der Nette berichten Bürger über ungeklärte Einleitungen in das Gewässer.

Foto: L.B.

(hb) Baden in den Netteseen? Allein der Gedanke daran bringt den Rentner auf die Palme. Er ist am Wittsee aufgewachsen, war bei den Anglern und kennt sich gut aus im Gelände. Seinen Namen will er nicht nennen. Er ist heute wieder oft an den Seen unterwegs und weist darauf hin, dass der Ferkensbruch sauber aussieht, während der Kleine Wittsee teilweise mit Grünalgen belegt sei. Zwischen beiden Seen wurde für viel Geld eine Fischtreppe angelegt. „Sehen Sie hier irgendeinen Fisch oder ein anderes Lebewesen?“, fragt der Rentner. Unter Gestrüpp sind Rohrenden verborgen, aus denen, so vermuten die Beschwerdeführer, ungeklärte Abwässer in die Nette geleitet werden. Zeugen hätten das bereits mit Fotos dokumentiert.

Auf Beschwerden hin sind Stadt und Kreis inzwischen tätig geworden. Dem Kreis Viersen ist das Thema Ferkensbruch bekannt. Man sei den Hinweisen nachgegangen, es gab auch schon Begehungen vor Ort. Da es sich um ein laufendes ordnungsbehördliches Verfahren handelt, möchte der Kreis keine weiteren Auskünfte geben. Auch die Stadtverwaltung, die mit dem Kreis und dem Netteverband in Kontakt steht, macht keine Aussagen, weil die Bauaufsicht der Stadt derzeit gegen illegale Bauten im Landschaftsschutzgebiet am Ferkensbruch vorgeht.

Der Beschwerdeführer glaubt, dass die Wasserqualität im Wittsee schlechter sei als im Ferkensbruch, worauf die Grünalgen hinweisen. Auch habe der Bestand an Fischen und Wasservögeln drastisch abgenommen. Der Wittsee sei völlig verschlammt, die Wassertiefe, früher einmal mit 3,50 Meter angegeben, betrage heute gerade mal 60 bis 70 Zentimeter.

Aktuell ist keine Entschlammung des Wittsees geplant

Ein Sprecher des Netteverbandes bestätigt, dass der Wittsee verschlammt ist. An den Rändern betrage die Wassertiefe in der Tat 70 bis 80 Zentimeter, in der Mitte an den tiefsten Stellen aber immer noch zwei Meter. Auch sei Anfang der 90er Jahre eine Entschlammung vorgesehen gewesen. Doch wegen Bedenken der Naturschützer sei das nicht durchführbar gewesen. Heute sei kurz- und mittelfristig keine Entschlammung mehr geplant. Der Schlamm müsste dann untersucht werden, ob er vor Ort gelagert oder zu einer Deponie abtransportiert werden müsse. Das sei unheimlich teuer. Der Sprecher des Netteverbandes erinnert sich auch noch daran, dass 1963 bis 1965 der Ferkensbruch entschlammt wurde. Damals sei die Nette schon mal öfters rot oder gelb gefärbt, eine schädliche Folge der Textilindustrie in Lobberich.

Das passt zu den Erzählungen des Beschwerdeführers. In den 1960er Jahren sei ein Auffangbecken einer Textilfärberei an der Breyller Straße leck geworden, die Abwässer hätten die Nette vergiftet. Der Rentner erzählt, wie er als 14-Jähriger mit Anglern und Anwohnern tonnenweise tote Fische und Wasservögel aus dem Wittsee geholt habe. Abends waren Hände und Unterarme gerötet und juckten.