Menschen in Nettetal Nettetalerin gewinnt Steno-Wettbewerb

Nettetal · Die Nettetalerin Verena Caspers macht Eisschnelllauf, spielt Schlagzeug, brachte sich das Stricken bei und spielt Badminton im Verein. Jetzt wurde die Abiturientin Landesjugendmeisterin im Kurzschriftwettbewerb.

Verena Caspers mit ihrer Urkunde.

Foto: Vestischer Steno-Club

Diese junge Frau kann sich der Ehre rühmen, ziemlich einzigartig zu sein – zumindest in einem Bereich: Die Nettetalerin Verena Caspers ist im September Landesjugendmeisterin im Kurzschriftwettbewerb geworden. In ihrer Altersgruppe war sie allein auf weiter Flur. Denn die Kunst der Stenografie ist in der jüngeren Generation ein wenig in Vergessenheit geraten. Der Verein Vestischer Steno-Club mit Sitz in Marl, dem Caspers angehört, hat es sich zur Aufgabe gemacht, eben diese Kunst zu fördern. Er bietet Kurse und Veranstaltungen zur Stenografie an und beteiligt sich an Wettbewerben.

Verena Caspers hat gerade am Werner-Jaeger-Gymnasium Abitur gemacht, nun bereitet sie sich auf das Studium der Chemie in Aachen vor. Und ist bereit für neue Herausforderungen – das war sie offenbar immer schon. Bis zum letzten Jahr war sie aktiv als Eisschnellläuferin, während des Corona-Lockdowns, als ihr das Netflix-Schauen langweilig wurde, dachte sie: „Koordinativ bin ich ja ganz gut. Fängste mal mit Schlagzeug an“. Gesagt, getan. Das Fazit: „Das macht verdammt viel Spaß“. Außerdem liest Caspers viel, spielt Badminton im Verein, brachte sich das Stricken bei und hat ganz offensichtlich riesiges Vergnügen an all ihren Aktivitäten.

Aber wie ist sie aufs Stenografieren gekommen? Zufall, wie so vieles im Leben. Beim Eisschnelllaufen gab es einen Kumpel, dessen Mutter das Stenografieren beherrschte. Verena Caspers sah, wie sie etwas notierte und war fasziniert von dieser „Geheimschrift“.

Sie erhielt Übungshefte und brachte sich mit Hilfe der Mutter ihres Freundes das Stenografieren bei. Scheint alles recht einfach zu sein. Bloß üben muss man viel. „Aber dabei kann man auch Filme schauen“, erklärt Caspers lachend. „Irgendwann ist es wie normales Schreiben. Und das Lernen lässt einem klar werden, wie das damals war in der 1. Klasse, als man schreiben lernte.“

Nun also ein großer Erfolg bei den Meisterschaften. „Mit 110 Silben war ich schon ziemlich schnell“, sagt sie. Zum Vergleich: in normaler Schreibschrift schafft man 30 bis 40 Silben pro Minute. Jetzt beherrscht sie die erste Stufe, die Verkehrsschrift. Aber sie macht weiter. Mit der Eilschrift. „Das wird wieder so ein Späßchen wie am Anfang“, weiß sie.

Aber wozu braucht man heute noch Stenografie? Im Bundestag zum Beispiel, wo die Reden stenografiert werden. Caspers selbst macht sich Notizen in Kurzschrift, Steno ist eben zeit- und platzsparend. Und man kann herrlich die jüngeren Schwestern ärgern: Schließlich weiß niemand so genau, was Verena an öffentlichen Tafeln in der Familie so notiert hat.

Zum Ende unseres Gesprächs verabreden wir, uns wieder zu unterhalten, wenn Verena Caspers einen Job als Bundestagsstenografin bekommt. Das halten wir jetzt mal schwarz auf weiß und in Langschrift fest.