Diskussion um die Netteseen Sollen Seen ausbaggert werden?
Nettetal. · Leo Beskes macht sich Sorgen um die Nette-Seen. Er spricht sich gegen eine natürliche Verlandung aus. Der gebürtige Breyeller ist auf der Suche nach Mitstreitern, um einen Verein für den Erhalt der Seen ins Leben zu rufen.
Die Stadt Nettetal wirbt mit dem Slogan „Nettetal, die Seenstadt am Niederrhein“. Die Nette-Seen sind das Aushängeschild der Stadt. Doch genau diese Seen sieht Leo Beskes in Gefahr. Der 63-Jährige sorgt sich, dass die Seen immer mehr verlanden und damit der Freizeitwert der Wasserflächen schrumpft. Der gebürtige Breyeller hatte aus diesem Grund Vereine und Gewerbetreibende, die unmittelbar mit den Seen in Kontakt stehen, zu einer Informationsveranstaltung in das Restaurant am Großen De-Witt-See eingeladen.
„Ich wünsche mir einen Zustand vom Großen De-Witt-See, wie er vor 50 Jahren war. Ein See zum Schwimmen und Paddeln ohne Grünalgen. Das beinhaltet in meinen Augen ein Ausbaggern. Der Schlamm muss raus. Ich hoffe Mitstreiter zu finden, dass die Seen erhalten bleiben. Ich mag Naturschutz, aber er muss Sinn machen“, sagte Beskes. Von Seiten der Zuhörer schloss sich Ralph Patzer, erster Vorsitzender vom WSV De-Witt-See, dem Wunsch einer Ausbaggerung der Seen an. „Die Seen führen immer weniger Wasser. Wir versuchen seit längerem eine Ausbaggerung zu erreichen, erhielten aber bislang immer nur abschlägige Bescheide“, sagte Patzer. Auch eine reguläre Inbetriebnahme der alten Badeanstalt macht in seinen Augen Sinn.
Vor 50 Jahren gab es ein großes Fischsterben in den Seen
„Der Wassersport mit Segeln und Kanu geht nicht mehr und Angeln macht aufgrund der Algen keinen Spaß. Alles sieht zwar idyllisch aus, aber es kommt am See inzwischen auch zu Geruchsbelästigungen“, sagte Karl Kummer, der das Café & Restaurant De-Witt-See führt und Angler als auch Wassersportler ist. Er ist der Meinung, dass, wenn die Stadt mit den Seen wirbt und damit Touristen anziehen möchte, sie sich auch für den Erhalt der Seen einzusetzen hat. Kummer ist sich indes sicher, dass eine gemeinsame Nutzung in Sachen Freizeit und Naturschutz möglich ist. Es gilt nur, das Gleichgewicht zwischen beiden zu finden.
Das Thema Schadstoffe in den Seen gehörte im Zusammenhang einer möglichen Ausbaggerung ebenfalls zu den Themen. Durch die einstige Textil- und Lederwarenindustrie kam es seinerzeit zu Einleitungen von giftigen Abwässern in die Seen. Beskes erinnerte an ein großes Fischsterben vor 50 Jahren, bei dem Angler, Anwohner und Wassersportler tonnenweise tote Fische und Wasservögel aus den Seen holten.
Großer De-Witt-See: Verband setzt auf natürliche Verlandung
Man sei sich sicher, dass diese Schadstoffe inzwischen im Schlamm der Seen gebunden sind. „Es müsste eine Expertise erstellt werden, wie der Schlamm aussieht“, sagte Norbert Becke. Einfach losbaggern hält der zweite Vorsitzende vom ASV Seerose für unmöglich. Er ist sich sicher, dass das eine ökologische Katastrophe für die Seen auslösen würde. Becke spricht sich für eine wissenschaftlich fundierte Lösung aus, die nicht emotional geleitet sein dürfe.
Beim Netteverband sei indes keine Ausbaggerung geplant, erklärte der Verband. Beim Großen De-Witt-See setzt der Netteverband auf eine natürliche Verlandung, die schon immer im Randbereich und an den Einlaufbereichen stattfindet. Durch die mittlerweile hochwertigen Kläranlagen wird wenig Schlamm in den See getragen. Die natürliche Verlandung erfolgt durch absterbendes organisches Material wie Laub und Wasserpflanzen. „Bis sich eine Schicht von zehn bis 20 Zentimeter aufbaut, vergehen Jahrzehnte“, betont Thomas Schmitz, Geschäftsführer des Netteverbands.
Ob eventuell in einigen Jahren mit einer Entschlammung eingegriffen werden müsse, steht in den Sternen. Wobei sich die Frage stelle, wer die Kosten tragen würde. Eine Verlandung mit dem Ziel, ein komplettes Naturschutzgebiet zu erschaffen, wie es Beskes voraussieht, ist laut Netteverband nicht geplant. Auch der Bezirksregierung Düsseldorf ist ein solches Projekt nicht bekannt. Beskes möchte nun einen Verein ins Leben rufen, der sich unter dem Titel „Erhalt der Nette-Seen“ für eine Ausbaggerung einsetzt.