Studieren im Ausland Eine Nettetalerin zwischen Feuer und Eis

Kaldenkirchen/Reykjavík. · Autorin Rebecca Dormels studiert in Paderborn und verbringt aktuell vier Monate in Island.

Die Kaldenkirchenerin Rebecca Dormels verbringt vier Monate in Island. Das Foto zeigt sie im botanischen Garten von Reykjavík.

Foto: Rebecca Dormels

Reykjavík, die nördlichste Hauptstadt der Welt. Hier werde ich vier Monate wohnen, studieren und Erfahrungen sammeln. Während meine Familie und Freunde in Deutschland in der Sonne schwitzen, gehe ich mit Winterjacke und Schal in die Stadt. Zwölf Grad ist hier im August die Durchschnittstemperatur. In Island redet man von „Gluggaveđur“, also Fensterwetter. Das heißt, man guckt aus dem Fenster und denkt, dass schönes Wetter ist, doch draußen erwarten einen Wind und Kälte.

Die „Blaue Lagune“ ist ein Thermalfreibad.

Foto: Martin Röse

Warum gerade Island? Es ist kalt, windig, regnerisch und vor allem teuer. Aber man muss sich nur ein paar Bilder ansehen und ist überzeugt: Es gibt Geysire, Wasserfälle, Vulkane und Gletscher. Nicht umsonst spricht man vom Land aus „Feuer und Eis“. Da ich meinen Master an der Universität Paderborn in Literatur- und Kulturwissenschaft mache, ist Island auch durch seine alten Sagen und Mythen interessant. Die Universität in Island bietet nicht viele Kurse auf Englisch an, aber ich kann eine Forschungsarbeit schreiben.

Die Insel bietet zahlreiche einsame Buchten.

Foto: Martin Röse

Ich will genügend Isländisch lernen, um mich zurechtzufinden. Dafür können die Isländer meist sehr gut Englisch. Isländisch klingt teilweise sehr rau, aber es gibt auch lustige Wörter. Bank heißt „banki“ und Kaffee „kaffi“. Der Föhn hat den Namen „hárblásari“.

Blaue Stunde am See Tjörnin in Reykjavík.

Foto: Martin Röse

Wirklich billig ist in Island kaum etwas. Das günstigste Bier in Reykjavík gab es für umgerechnet sechs Euro. Die Supermärkte haben riesige Kühlräume, wo vor allem der beliebte Skyr, isländischer Joghurt, gelagert ist. Auch Eis essen Isländer gerne – egal zu welcher Jahreszeit. Das Fleisch ist dagegen so teuer, dass man es sich kaum leisten kann. Das hängt auch damit zusammen, dass viel importiert werden muss. Ein Euro entspricht ungefähr 138 isländischen Kronen.

„Mit Blubb“: Blick in eine heiße Quelle.

Foto: Martin Röse

Einen richtigen Kulturschock habe ich noch nicht erfahren. Trotzdem sind einige Dinge anders als zu Hause. Die Dozenten spricht man mit Vornamen an. Das liegt auch daran, dass die Nachnamen aus dem Vornamen des Vaters abgeleitet werden. Wenn man weiblich ist, wird einfach „-dóttir“, Tochter, drangehängt und bei Männern „-son“. Ich wäre somit Rebecca Heinzdóttir.

Ein Wasserfall in Reykjadalur mitten in den Bergen von Island.

Foto: Rebecca Dormels

Heiße Bäder sind zu jeder Jahreszeit besonders beliebt

Besonders beliebt und zu jeder Jahreszeit zugänglich sind heiße Bäder. Auch wenn es draußen eiskalt ist, gibt es heiße Quellen, in die sowohl Touristen als auch Einheimische gerne gehen. Die bekannteste ist wohl die Blaue Lagune, „Bláa Lóniđ“. Ein weiteres Muss in Island ist Wandern. Es gibt Wanderrouten für mehrere Tage, an Wasserfällen und warmen Quellen vorbei. Regenfeste Kleidung ist dabei immer von Vorteil.

Island ist sehr dünn besiedelt. Mönchengladbach hat ungefähr doppelt so viele Einwohner wie Reykjavík, und Reykjavík ist die größte Stadt in ganz Island. Ein lustiger Fakt ist, dass es auf der Insel mehr Schafe als Einwohner gibt.

Man muss also auf schlechtes Wetter und Kälte vorbereitet sein in Island. Eine so schöne Landschaft sieht man trotzdem kaum irgendwo anders auf der Welt. Übrigens ist es nicht ungewöhnlich, auf Deutsche zu treffen. Island scheint ein sehr beliebtes Reiseziel zu sein.