Brauchtum in Nettetal Hoppeditz erwacht aus dem Tiefschlaf
Nettetal · Hunderte Karnevalisten wohnten am Wochenende dem Hoppeditz-Erwachen in Lobberich bei. Und die Karnevalsgesellschaft Alles det met kürte das neue Kinderprinzenpaar Justus I. und Saniye I.
(mei/hb) Aus dem Corona-Tiefschlaf wieder erwacht ist nach anderthalb Jahren der Hoppeditz, der vom Balkon des alten Lobbericher Rathauses aus den Beginn der närrischen Session 2021/22 verkündete. In sein „Nettetaler Helau“ stimmten 2x 111 närrisch gestimmte Vertreter der Karnevalsvereine aus allen Ortsteilen begeistert mit ein, denn „es muss endlich mal wieder losgehen“, rief Michael Zillekens aus, der Präsident des Karnevalskomitees Lobberich (KKL), das traditionell diesen Karnavalsauftakt veranstaltet.
So tief kann der Schlaf aber nicht gewesen sein, denn Hoppeditz Maximilian Timmermanns hatte immerhin mitbekommen, dass beim Bürgermeister der Nachname ausgewechselt worden ist. Beim nun grünen Christian fand er gar nicht passend, dass dieser immer noch einen Verbrenner fährt, und gab ihm deshalb mit auf den Weg: „Als Grünen wollen wir Dich auf dem Fahrrad sehen!“ Ein großes Lob erhielt der Lobbericher Kaufmann Robert Hellmann, dass er die Kaldenkirchener „Mühle“ gekauft hat und den Karnevalisten damit eine Feierstätte erhält. Dass Prinzenpaare in Nettetal inzwischen fast Seltenheitswert haben und nun nach der Solo-Prinzessin ein Solo-Prinz und dann sogar ein Dreigestirn folge, fand der Hoppeditz ganz interessant: „Wir müssen den Umbruch auch als Chance sehen“.
Prinzessin Silvia I. fühlte sich in der „Mega-Session“ gar nicht so allein, denn „ich hatte immer die Hofdamen in meiner Begleitung – und meine Eltern.“ Prinzessin-Vater Horst Peschkes, gerade 80 geworden und mit seiner Gerta selbst Prinz im Jahre 1981, stand auch jetzt neben ihr auf dem Musikwagen. Der künftige Solo-Prinz Alexander Heymann hörte aufmerksam zu; er wird im Januar proklamiert.
Unter die „Rieser“ hatte sich auch Leuths neuer Ortsvorsteher Willi Ridder mit Mütze, Fliege und blauem Jakett gemischt, während Nettetals Bürgermeister Christian Küsters noch barhäuptig in der Menge stand. Er muss jetzt noch Karneval lernen, den er bisher nur als Zugzuschauer vom Straßenrand aus kannte. Immerhin baumelten an seiner Jacke schon die Embleme zweier Karnevalsgesellschaften.
Das Wetter meinte es mit den nach der 3G-Regel überprüften Karnevalisten so gut, dass auch die Tanzmariechen der KG „Fidele Heide“ eine kesse Sohle aufs Marktplatzparkett legten. Dies alles betrachtete wohlwollend der Wenkbüll, an dessen Arm noch eine etwas verbeulte Martinslaterne hing.
Am Samstag startete auch die KG Alles det met in die neue Karnevalssession. Im sehr gut besuchten Saal „Zur Mühle“ eröffnete die Große Garde den Abend mit dem Hoppeditztanz. Traditionell wird mit diesem Tanz der Hoppeditz aus seinem Schlaf geweckt. Erstmals als neuer Hoppeditz stand Carolin Wiewiora mit den Mädels auf der Bühne. Sie stellte sich kurz dem Publikum vor. Nach der Begrüßung übergab Sitzungspräsindet Norbert Geraats an seinen Nachfolger Yannik Steger, der gekonnt durch das Programm führte. Zuerst wurde das alte Kinderprinzenpaar der KG, Juli I. und Max I. verabschiedet. Nach dem großen Auftritt der Bambini wurden Justus I. (van Kempen) und Saniye I. (Eruysal) zum Kinderprinzenpaar proklamiert. Nach anderthalb Jahren Corona-Pause freuen die beiden sich sehr, dass es jetzt endlich losgeht. Mit ihrem Lied zur einer bekannten Kölner Melodie heizten sie dem Publikum so richtig ein.
Zu Gast waren auch die Brachter Wasserratten mit ihrer Kinderprinzessin Nora I., sowie der zukünftige Prinz der Stadt Nettetal, Alexander Heymann von der KG Löther Rieser. Zu Ehren aller zeigte die Minigarde ihren Tanz. Auch die Juniorengarde, die Große Garde und Solomariechen Dana begeisterten das Publikum. Am Samstag habe das 2G-Konzept gut funktioniert und alle Gäste hätten sich vorbildlich an die Regeln gehalten, so Carmen Lappen von der KG Alles det met.