Vorstoß in Nettetal Stadtsportverband will offene Turnhallen in den Ferien
Nettetal · In den Ferien ist mehr Zeit als gewöhnlich, Sport zu treiben. Doch dann steht man an den Turnhallen oft vor verschlossenen Türen. Das soll anders werden, wünschen sich die Vereine. Woran es bislang gehapert hat und was die Stadt vorschlägt.
Klettern, Wasserski, Trampolinsspringen – das Jugendzentrum Spielecafé Kaldenkirchen bemüht sich bei seinen Ferienaktionen für Kinder, dem Nachwuchs in der unterrichtsfreien Zeit im Sommer viel Bewegung zu verschaffen. Das Programm dafür wird jedes Jahr aufs Neue eigens organisiert. Bewegung hält auch der Nettetaler Stadtsportverband für eine gute Beschäftigung in den Schulferien – und zwar nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch für Senioren und und Menschen, die Rehasport auch gerne während der Ferienzeit treiben möchten. Oder weitertreiben, denn für die Nettetaler Sportvereine sind Bewegungsangebote nicht die Ausnahme, sondern das Regel-Angebot. Klingt einleuchtend, dumm ist nur: Während der Schulferien sind die Turn- und Sporthallen im Stadtgebiet kaum zu nutzen, weil in der Regel geschlossen. Der Stadtsportverband sähe das gerne geändert. Er hat sich im Namen aller die Hallen nutzenden Vereine mit einem Antrag an die Stadt gewendet, um in den Ferien mehr Hallen-Nutzungszeiten zu bekommen.
Derzeit hält es die Stadt Nettetal nach eigenen Angaben mit den Sporthallen wie folgt: Die großen Wettkampfhallen Speckerfeld, Ravensstraße und Dreifeldhalle am Werner-Jaeger-Gymnasium sind in den ersten drei Wochen der Sommerferien – und auch in den Weihnachtsferien – nicht verfügbar. Ansonsten könnten Wettkampfbetrieb und die Vorbereitung darauf weitergehen, sagt die Stadt. Die kleineren Turnhallen sind in den Ferien jedoch grundsätzlich geschlossen. Und das alles vor dem Hintergrund, dass die Wettkampfhalle Süchtelner Straße seit Frühjahr 2022 schon für den Sport komplett ausgefallen ist, weil die Stadt darin eine Notunterkunft für Geflüchtete eingerichtet hat. Für Sportvereine heißt das: Trainings in den Sommerferien wenn möglich ins Freie verlegen, sich dabei vielleicht auf Kraft- und Konditionstraining verlegen – oder eben pausieren.
Auf taube Ohren stößt der Wunsch des Stadtsportverbands bei der Stadt nicht. Man habe selbst schon einmal über eine Öffnung der Hallen in den Ferien nachgedacht, sagt die Verwaltung. Und gegrübelt habe man nicht erst seit der Corona-Pandemie, in der Schulen und Vereine auf Sport verzichten mussten und nach der es erheblichen Nachholbedarf gegeben habe.
Doch beim Nachdenken hat man sich offenbar auch immer an die Kosten gedacht. „Bisher waren die Hallen in den Ferien insbesondere zu, weil die Hausmeister dann ihren Urlaub antreten mussten, die Hallen in dieser Zeit grundgereinigt und auch notwendige Reparaturarbeiten durchgeführt werden konnten. Die durchgängige Nutzung wurde außerdem nicht verfolgt, weil dies zu höheren Kosten für die laufenden Reinigungen und fürs Personal geführt hätte“, legte die Stadtverwaltung in der jüngsten Sitzung des Sportausschusses dar. Nach Auskunft des Nettebetriebs müssten pro Jahr mit etwa 38.000 Euro zusätzlichen Kosten für Hausmeister und Reinigung gerechnet werden.
Da auf Renovierungsarbeiten und Reparaturen in den Hallen nicht verzichtet werden könne und es zulasten des Schulsports ginge, würden diese Arbeiten außerhalb der Ferien verrichtet, kann es nach Ansicht der Stadt nicht um „eine Öffnung um jeden Preis“ gehen. Aber wäre bereit, die Sportvereine in den Ferien beim Betrieb der Hallen mit ins Boot zu nehmen, sich um längere Öffnungszeiten zu bemühen und die Vereine in dieser Zeit etwa mit der Reinigung der Hallen zu betrauen, so lange diese dann geöffnet sind.
Eine Idee, die der Stadt Reinigungskosten ersparen würde und der sich der Stadtsportverband nicht grundsätzlich verschließen will. „Wir sind gesprächsbereit“, sagt Jürgen Hendricks, Vorsitzender des Verbands, „wir müssen darüber sprechen, wie weit Vereine die Pflege übernehmen und wie wir das unterstützen können.“ Schließlich, so Hendricks, seien die Vereine um Hallenzeiten sowieso arg verlegen. Auch wenn die Halle an der Süchtelner Straße einmal nicht mehr als Notunterkunft gebraucht werde, sei sie wohl kaum gleich wieder für den Sport nutzbar. Nach so langer anderweitiger Nutzung seien sicher Renovierungsarbeiten nötig.