Wahl zum Europäischen Parlament am 9. Juni Großes Interesse bei den jungen Erstwählern
Nettetal · Im Werner-Jaeger-Gymnasium konnten die Schüler bei der Juniorwahl schon mal üben. Auch an der Gesamtschule haben sich die Erstwähler-Jahrgänge intensiv auf die Europawahl am Sonntag vorbereitet.
Eine Generalprobe für die Europawahl ist die Juniorwahl am Werner-Jaeger-Gymnasium. An fünf Tagen konnten Schüler der Klassen sieben bis zehn wählen gehen. Denn auch zur Europawahl am Sonntag sind erstmals Wähler ab 16 Jahren zugelassen. Wegen den Abiturprüfungen ist die Juniorwahl eine Woche nach vorne gerutscht. Doch die Ergebnisse der Wahl müssen noch ausgezählt werden und dürfen erst nach der Wahl am Sonntag veröffentlicht werden - um das Ergebnis nicht zu beeinflussen oder vielmehr das Wahlverhalten bei der „richtigen“ Wahl.
Dabei richtig war im Gymnasium schon fast alles. Ein Klassenraum wurde als Wahllokal eingerichtet, es gab zwei Wahlkabinen für die geheime Wahl, eine Wahlurne - und der Clou: Es gab echte Wahlzettel mit allen 34 Parteien oder Vereinigungen, die im Kreis Viersen am 9. Juni bei der Europawahl antreten. Die Parteien mit den meisten Stimmen bei der vorherigen Wahl stehen oben auf dem langen Wahlzettel. Danach kommen die neuen Parteien alphabetisch geordnet. Das Bündnis Sahra Wagenknecht ist also ziemlich nach unten gerutscht, die Letzte Generation, die ebenfalls erstmalig antritt, ist erst ganz unten zu finden. Aber selbst langjährige Wähler werden verblüfft sein. Es treten auch Parteien oder Vereinigungen an, von denen man vorher noch nie etwas gehört hat, etwa die Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung oder die Partei Menschliche Welt.
Juniorwahlen gibt es bundesweit bereits seit über 20 Jahren. Das Werner-Jaeger-Gymnasium beteiligt sich zum zweiten Mal. Die Landtagswahl 2022 war das erste Mal. Geschichtslehrer Marcus Marosz und sein Kollege Julian Meyers haben alles vorbereitet. Die Europawahl war Thema im Politik- und Geschichtsunterricht. Bei der Juniorwahl mitzumachen, wurde niemand gezwungen. Aber die Quote war schon beim Termin vor den Landtagswahlen sehr gut. Die Wahlen beschäftigen die Jugendlichen sehr. Auf jeden Fall erhält Marcus Marosz viele Rückmeldungen, dass die Schüler das Thema auch zu Hause in der Familie diskutieren. Im Unterricht wurde über die Organe der Europäischen Union gesprochen, und natürlich über die Parteien, die sich zur Wahl stellen - auch wenn nicht alle 34. Und man schaute sich den Wahlomaten an. Spannend wird es sein, dass Ergebnis der Juniorwahl dann am Ende mit dem der Europawahl am Sonntag zu vergleichen.
Für Lena (15) ist die Juniorwahl nur eine Übung, sie darf noch nicht richtig wählen. Charlotte dagegen ist 16 und freut sich, am Sonntag wählen gehen zu können. „Es ist schon spannend, Zukunft mitzugestalten können“, findet Charlotte. Lena hat sich die Wahlwerbung im Fernsehen intensiv angesehen.
Die Europawahl war auch an der Gesamtschule Thema im Unterricht, etwa im Sowi-Kurs der Stufe elf von Leo Gielkens. Zora, Assia und Nico sind alle bereits 17. Für sie ist die Europawahl am Sonntag die erste Wahl. Zora fordert dazu auf, wählen zu gehen, damit nicht die rechten Parteien gewinnen. In ihrer „Bubble“ sei man eher links, sie erschrecke sich immer, was in den sozialen Medien an rechten Posts zu lesen sei. Auch für Nico ist die Meinungsfreiheit in der Bundesrepublik wichtig. Die sehe er bei den Rechten in Gefahr. Assia ist beeindruckt von der Bedeutung der Wahl am 9. Juni: Es gebe viele umstrittene Themen. Mit der Wahl habe man ein Stück Mitspracherecht. Die Europawahlen gelten für eine riesige Fläche, nicht nur für eine Stadt oder ein Land. Nico hält Bundestags- und Europawahl für gleich wichtig. Ob die Erstwähler wahlentscheidend sein werden? Assia ist sich da nicht sicher, wieviele der Jungen wirklich wählen gehen werden. Europa ist für sie Demokratie, mit dieser Selbstverständlichkeit sind alle aufgewachsen. Die Europäische Union ist für Nico eine extrem große Gemeinschaft, die den wissenschaftlich-technischen Fortschritt vorantreibe. Im Parlament dürften nicht fossile Energien weiter unterstützt werden. Die EU ist für Zora die große Gemeinschaft, die für Verbesserung arbeite. Sie setzt auf viele junge Erstwähler, die den Fortschritt und Demokratie wählen.
Zur Europawahl 2024 gibt es im Vorfeld wieder den Wahl-O-Mat, den Interessierte unter diesem nebenstehenden QR-Code finden.