Notaufnahme in Nettetal Krankenhaus-Personal blickt Silvester gelassen entgegen

Nettetal · Verbrennungen, Hand- und Gesichtsverletzungen durch Böller – in manchen Kliniken hat die Notaufnahme in der Silvesternacht damit viel zu tun. Michael Leenen, Chef der Patientenaufnahme des Städtischen Krankenhauses, berichtet, wie es in Nettetal zugeht.

Dr. Michael Leenen – hier mit der Pflegerischen Leiterin Sabine Götz – sieht der Silvesternacht ziemlich gelassen entgegen.

Foto: Krankenhaus Nettetal

Schon vor 0 Uhr wird kräftig angestoßen, der Alkoholpegel steigt, ebenso der Übermut – in solchen Situationen kommt es in der Silvesternacht leicht zu üblen Verletzungen: Wenn Böller nicht rechtzeitig weggeworfen werden oder nicht genügend Abstand gehalten wird, haben die Ärzte in den Notaufnahmen vieler Kliniken oft Verletzungen an Händen und im Gesicht zu behandeln. Steht also auch dem Team im Städtischen Krankenhaus Lobberich eine arbeitsreiche Nacht bevor?

Wissen kann das natürlich niemand. Aber Michael Leenen, ärztlicher Leiter der Zentralen Patientenaufnahme in Lobberich, sieht der Nacht ziemlich gelassen entgegen. „In den vergangenen Jahren hatten wir nicht viel mit Verletzungen durch Böller zu tun“, berichtet Leenen. Das mag auch damit zu tun haben, dass in den vergangenen beiden Jahren wegen der Corona-Pandemie Feuerwerke durch Verkaufsverbote für Raketen, Kracher und sonstige Knall- und Lichteffekte stark eingeschränkt waren. Aber nach Leenens Erfahrungen – er ist dieses Jahr an Silvester nicht im Dienst – ist die letzte Nacht des Jahres in Nettetal traditionell nicht die, in der das Team in der Notaufnahme am meisten zu tun hat. Übers Jahr verteilt hat die Nettetaler Notaufnahme etwa 20 000 Patienten – macht statistisch gesehen etwa 55 Fälle täglich. Däumchen drehen werden Leenens Kollegen daher wohl auch an diesem Tag nicht.

An Feiertagen beim Kochen
mit dem Messer verletzt

Je ein Arzt für den chirurgischen und für den internistischen Notdienst werden in der Nacht im Einsatz sein, dazu ist ein Notarzt am Krankenhaus stationiert. Im Fall der Fälle können Vertreter der medizinischen Fachabteilungen hinzugerufen werden, ebenso Kräfte aus dem OP-Bereitschaftsdienst.

Typische Feiertagspatienten sind laut Leenen zum Beispiel solche, die sich beim Kochen Schnittverletzungen zugezogen haben. Ein Bild, das auch von den Weihnachtsfeiertagen in der Notaufnahme bekannt ist. Womöglich sind Hektik und Feiertagsstress für solche Unfälle verantwortlich. Vielleicht sind aber an solchen Tagen auch einige Köche am Werk, die im Alltag nicht sonderlich in den Küchenarbeiten geübt sind.

Stichwort Küche: Die Feuerwehr warnt vor den Folgen falscher Löschmethoden, wenn Fett im Fondue-Topf oder in der Fritteuse in Brand geraten ist. Auf keinen Fall mit Wasser löschen, warnen Brandexperten. Denn das Wasser verdampft dann sofort. Mit dem Dampf wird Öl aus dem Behälter geschleudert und es kann zu explosionsartigen Verbrennungen – und schweren Verletzungen – kommen. Richtig sei: Dem Feuer den Sauerstoff entziehen, indem man seitlich einen Deckel auf den Topf schiebt, die Fritteuse schließt oder den Behälter mit einer Löschdecke abdeckt.

Rechnen muss die Notaufnahme an Silvester auch mit Problemen, die durch hohen Alkoholkonsum entstanden sind. Je später der Abend, desto größer die Gefahr, dass der Alkohol zu Kreislaufproblemen führt. „Am Neujahrstag sind wir da aber noch häufiger frequentiert“, sagt Leenen. Manches zeigt sich eben erst und wird dem Betroffenen richtig bewusst, wenn der Rausch ausgeschlafen ist. Beispiel: Erst Stunden, nachdem man in betrunkenem Zustand mit dem Fuß umgeknickt ist, macht sich das geschwollene Gelenk so richtig schmerzhaft bemerkbar.

Wie in allen Notaufnahmen landauf landab kommen auch in die des Nettetaler Krankenhauses Patienten, die eigentlich keine akuten Notfälle sind und denen auch in der laut Kassenärztlicher Vereinigung Nordrhein an Wochenenden und Feiertagen von 8 bis 23 Uhr geöffneten Notdienstpraxis für den ambulanten Bereitschaftsdienst der niedergelassenen Ärzte am Allgemeinen Krankenhaus am Hoserkirchweg 63 in Viersen geholfen werden könnte. Oder nach dem Feiertag bei einem niedergelassenen Arzt. Andererseits: Leenen möchte auch niemanden davon abschrecken, sich im Zweifelsfall an die Notaufnahme des Nettetaler Krankenhaus zu wenden – und das auch an Feiertagen. Denn zum Helfen und Retten sind Ärzte ja da und berufen.