Nettetal Zug erfasst Pkw — Mann schwer verletzt
Der Mann fuhr an der Grenze zu Venlo auf die Schienen. Die Strecke war mehr als zwei Stunden gesperrt.
Nettetal/Venlo. Ein schwerer Unfall auf der Bahnstrecke zwischen Kaldenkirchen und Venlo forderte am Sonntagabend einen Schwerverletzten. Die Strecke war mehr als zwei Stunden gesperrt. Schwierig gestaltete es sich, etwas über den Hergang und die Hintergründe zu erfahren. Es hakt ganz offensichtlich bei der Kommunikation zwischen den Behörden auf beiden Seiten der Grenze.
Die Eurobahn twitterte kurz vor 22 Uhr, dass der „RE 13 aufgrund von Notarzteinsatz am Gleis zwischen Kaldenkirchen und Venlo“ in Richtung Venlo ausfallen werde. Genannt wurden gleich zwei Zugnummern. Kurze Zeit später kam auch die Twitter-Nachricht, dass der Gegenzug von Venlo nach Kaldenkirchen entfallen werde und ein „Busnotverkehr“ eingerichtet werde.
Von Kaldenkirchen her, so ein weiterer Tweet knapp eine Stunde später, werde der RE 13 normal in Richtung Mönchengladbach fahren, angepasst an den Busnotverkehr von Venlo her.
Am Bevrijdingsweg in Venlo, nur wenige Meter hinter der Grenze von Deutschland aus gesehen, hatte ein Autofahrer just in dem Augenblick, als sich ein Güterzug aus Deutschland näherte, die Gleise überfahren. Der Lokomotivführer bremste zwar, konnte den Zusammenstoß aber nicht verhindern. Der Autofahrer wurde schwer verletzt aus den Trümmern seines Fahrzeugs geborgen. Nach Auskunft des Mediadesks der Polizei Limburg in Maastricht handelte es vermutlich um einen Suizidversuch.
Normalerweise sind solche Unfälle nicht Gegenstand der Berichterstattung. Allerdings kam es nicht nur zu Störung den des Bahnverkehrs auf der Strecke, auch der Bahnübergang am Dellerweg/Schwanenhaus in Leuth war längere Zeit blockiert: Die letzten Waggons des Güterzugs standen hier auf den Gleisen.
Nachfragen zum Unfall bei verschiedenen Dienststellen waren zunächst vergebens. Die Bundespolizei in Kleve, die die Öffentlichkeitsarbeit auch für den hiesigen Raum betreut, war zunächst vollkommen überfragt. Der Vorgang war nicht bekannt. Keine Auskunft geben konnte auch die Pressestelle der Kreispolizei Viersen. Ein Unfall auf der Bahnstrecke war bei der Behörde nicht verzeichnet worden. Wenn der Unfallpunkt sich im Nachbarland befinde, sei das auch nicht weiter verwunderlich, weil ausschließlich die niederländischen Stellen damit befasst seien.
Dann meldete sich die Bundespolizei noch einmal. Näheres wisse sie nicht, aber der freundliche und hilfsbereite Beamte hatte herausgefunden, dass die Notfallleitstelle Duisburg den Unfall um 21.39 Uhr gemeldet hatte. Mindestens fünf Waggons des Güterzuges ragten nach Deutschland hinein. Mehr konnte er aber nicht mitteilen.
„Kein Vorgang“ hieß es auch bei der Koninklijke Marechaussee in Venlo. Dort wurden ebenfalls Aufzeichnungen im Computersystem gesucht, aber nicht gefunden. Da half dann auch der Hinweis nicht, dass Beamte erkennbar an Ort und Stelle waren. Doch die Marechaussee, die dem Verteidigungsministerium unterstellt ist und unterem die Staatsgrenze überwacht verfügte über keine Aufzeichnungen.
Erst die Polizei für die Provinz Limburg in Maastricht konnte Auskunft geben. Man habe, wie gewöhnlich bei Selbstmordversuchen, keine Information an die Öffentlichkeit gegeben. Das ist verständlich und üblich. Dennoch wirft der Vorfall Fragen auf, die jüngst auch den Landtag in Düsseldorf beschäftigten.
Auf Initiative der CDU-Fraktion war dort über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Polizei debattiert worden. Beispiele aus dem hiesigen Raum, die Landrat Peter Ottmann noch auf Bitten des Abgeordneten Dr. Marcus Optendrenk geliefert hatte, bestreitet der Innenminister nicht. Er betrachtet sie aber nicht als Beweis dafür, dass es generell bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit hakt.