Projekt „Rohrdommel“: Idylle pur an den Krickenbecker Seen
Im Naturschutzgebiet gibt es viel zu sehen. Dank dem Projekt „Rohrdommel“ brüten dort noch mehr Vögel.
Nettetal. Früh aufstehen ist für Biologin Stefani Pleines kein Problem. Schon um 5 Uhr morgens bietet sie Führungen durch das Naturschutzgebiet Krickenbecker Seen an. „Eigentlich sollten wir eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang auf dem Gelände sein, wir sind also sogar ein bisschen spät dran“, sagt sie lachend. Sie ist sich sicher: Frühaufsteher werden belohnt. „Alle Vögel, die da sind, singen morgens. Und die ersten frühbrütenden Arten wie Meise und Kleiber haben bereits Nachwuchs. Der Juni ist eine tolle Gelegenheit für eine Frühwanderung.“
Pleines erklärt den Gästen vor Ort, wie sie die einzelnen Vögel unterscheiden, und vermittelt ihnen gleichzeitig, wie schön es morgens in der Natur sein kann. Rohrammer, Teichrohrsänger, Sumpfrohrsänger und die Dorngrasmücke — sie alle stimmen dann in den Chor der Tierstimmen mit ein. „Der Sumpfrohrsänger ist gerade erst aus Afrika gekommen, der singt jetzt wie wild, um einen Partner zu finden“, erklärt die Biologin.
Dass er überhaupt am Niederrhein brütet, ist nicht selbstverständlich. Denn im Naturschutzgebiet ging das Röhricht, das der Sumpfrohrsänger dafür braucht, seit den 60er Jahren zurück. Erst im Rahmen des Projekts „Rohrdommel“ wurde von 2008 bis 2012 neues Schilf gepflanzt und die Bestände gepflegt. „Es sind immer noch Kleinigkeiten zu tun, aber bisher sind wir selber vom Erfolg des Projekts überrascht“, sagt Biologe Ansgar Reichmann, Geschäftsführer der Biologischen Station Krickenbecker Seen. „Vorher waren hier praktisch gar keine Schilfbrüter mehr, das ist jetzt ganz anders“, freut sich Reichmann.
Die Bestände von Teichrohrsängern, Wasserrallen, Zwergtauchern, aber auch von Blesshühnern und Schnatterenten haben mit Beginn des Projekts stetig zugenommen. Nur auf die Rohrdommel, den Namensgeber des Projekts, wartet Reichmann noch. „Sie wurde schon gesichtet, nur gebrütet hat sie noch nicht.“
Von der Entwicklung des Naturschutzgebietes können sich auch Besucher überzeugen, die nicht so früh aufstehen möchten. „Mitte Juni kann man junge Wasservögel beobachten, das geht auch am Nachmittag“, rät Stefani Pleines. So gibt es am Samstag, 22. Juni, von 14.30 bis 17 Uhr eine Wanderung zum Thema „Rohrdommelprojekt“.
Dabei sollten die Besucher allerdings aufeinander Rücksicht nehmen: „Auf dem Weg ist es schon eng.“ Trotzdem verspricht die Biologin „ein tolles Naturerlebnis“ — selbst für alle Langschläfer. Treffpunkt ist um 14.30 Uhr auf dem Wanderparkplatz Leuther Mühle in Nettetal.