Prozess gegen Lkw-Fahrer beginnt
Der 48-jährige Angeklagte soll im Dezember auf der A 61 betrunken in ein Polizeiauto gefahren sein. Eine Polizistin starb.
Viersen. Vor der zweiten Großen Strafkammer des Landgerichts Mönchengladbach beginnt am Dienstag, 12. Juni, der Prozess gegen einen Lkw-Fahrer, der im betrunkenen Zustand einen Unfall verursacht haben soll. Dabei starb eine junge Polizistin.
Der Unfall auf der Autobahn 61 bei Viersen sorgte im Dezember bundesweit für Entsetzen: Die dreiköpfige Besatzung eines Streifenwagens der Kreispolizeibehörde Viersen hatte am 27. Dezember spätabends helfen wollen, einen Lkw aus der Ukraine zu stoppen, der von den Niederlanden über die A 61 nach Deutschland eingereist war. Schon in den Niederlanden soll der Laster aufgefallen sein, weil er Schlangenlinien fuhr.
Das Polizeiauto befand sich an jenem Abend auf dem Standstreifen zwischen den Auffahrten Viersen und Mackenstein, als der Lastwagen den Streifenwagen rammte. Die 23-jährige Polizistin, die auf der Rückbank saß, starb noch an der Unfallstelle. Ein 22-jähriger Polizeianwärter und die 48-jährige Beamtin, die am Steuer des Wagens gesessen hatte, wurden schwer verletzt. Nach dem Unfall schwebte die Fahrerin wochenlang in Lebensgefahr.
Die Polizei Mönchengladbach richtete eine Mordkommission ein. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass er mit Absicht aufgefahren sei, erklärte eine Polizeisprecherin damals. Die Mordkommission nahm die Ermittlungen auf und vernahm den 48-jährigen Lkw-Fahrer. Wegen des dringenden Verdachts des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr, der fahrlässigen Tötung und der fahrlässigen Körperverletzung wurde der Mann einem Haftrichter vorgeführt, der Untersuchungshaft anordnete.
Der Tod der 23-jährigen Polizistin bewegte viele Menschen, die vor der Viersener Polizeiwache Blumen und Kerzen niederlegten und auch im Internet ihre Anteilnahme ausdrückten. Seit 2013 stand die junge Frau im Dienste der Polizei in Nordrhein-Westfalen, seit dem Jahr 2016 war sie bei der Kreispolizeibehörde Viersen tätig. Anfang Januar wurde sie in ihrer Heimatstadt Gronau in Westfalen beigesetzt. Rund 1200 Menschen nahmen bei der Trauerfeier Abschied von ihr, unter ihnen waren auch viele Kollegen der Viersener Polizei.
Fünf Monate nach dem Unfall befindet sich der Lkw-Fahrer immer noch in Untersuchungshaft. Dem Mann wird vorgeworfen, „vorsätzlich im Straßenverkehr ein Fahrzeug geführt zu haben, obwohl er aufgrund Alkoholgenusses dazu nicht in der Lage war, und dadurch den Unfall verursacht zu haben“, wie ein Sprecher des Landgerichts erklärte. Eine Blutprobe hatte bei dem Fahrer mehr als zwei Promille ergeben. Der Lkw-Fahrer ist nun angeklagt wegen Gefährdung des Straßenverkehrs in Tateinheit mit fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung. Für fahrlässige Tötung sieht das Gesetz eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren vor.
In der Vernehmung hatte der 48-jährige Mann gesagt, sich nicht an das Geschehen erinnern zu können. Bei Untersuchungen hatte es keine Hinweise auf einen technischen Defekt an seinem Lkw gegeben.
Für den Prozess sind insgesamt sechs Verhandlungstage angesetzt.