Railterminal: Der erste Zug ist unterwegs

Nach zwei Jahren Planung startete gestern der erste Güterzug nach Italien. Hans Cabooter will den Umschlagplatz zügig erweitern und zehn Millionen Euro investieren.

Foto: Busch

Kaldenkirchen. „Ich bin ein sehr glücklicher Mann“, sagte Hans Cabooter schlicht bei der Eröffnung des Railterminals Kaldenkirchen vor geladenen Gästen aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft. Gestern startete dort mit einem lauten „Tuuuut“ der erste Zug mit vier Waggons in das italienische Domodossola. Geht es nach Cabooter, soll der neue Railterminal „zügig ausgebaut werden“. Seine Investitionen schätzt der Logistiker aus Venlo auf rund zehn Millionen Euro, sagt aber: „Wir investieren jeden Tag in Kaldenkirchen.“ Langfristig sollen die zwei Lade- und das Abstellgleis um weitere Gleise erweitert werden. Ende 2018 soll das neue KV-Terminals fertig sein.

Der niederländische Unternehmer arbeitet seit Oktober 2014 an dem Vorhaben, den ehemaligen Güterbahnhof Kaldenkirchen erneut in einen Umschlagplatz für Güter umzuwandeln. „Eigentlich wollte ich direkt im Dezember anfangen“, erinnerte er sich. Wohlgemerkt: im Dezember 2014.

Dass es bis Dezember 2016 dauern würde, damit hätte er nie gerechnet. Planungen, Genehmigungen und Vorbereitungen des seit Jahrzehnten brachliegenden Geländes nahmen mehr Zeit in Anspruch als Cabooter geschätzt hatte. Ein Jahr lang wurde das Gelände hergerichtet, Gebäude abgerissen und Bäume gerodet. Außerdem sorgten unter anderem eine Brandstiftung in einem leerstehenden Gebäude, ein gekapptes Kabel sowie Fledermäuse und Eidechsen dafür, dass sich der Start des Railterminals immer wieder verzögerte.

Nettetals Bürgermeister Christian Wagner (CDU) zeigte sich bei der offiziellen Eröffnung zufrieden, mit Hans Cabooter einen „engagierten, zupackenden Unternehmer“ gefunden zu haben, der bereit gewesen sei, in den Standort Kaldenkirchen zu investieren. Wagner erinnerte daran, wie wichtig die Bahnstrecke Venlo-Kaldenkirchen bereits vor 150 Jahren für die Entwicklung der gesamten Region gewesen sei. Dass nun in Kaldenkirchen ein Umschlagplatz für Güter vom Lkw auf die Schiene entstehe, sei ein „Rückschritt in die Zukunft“ und — in Anlehnung an Ragdy van der Hoeks Buch „Over de Grens“ - vergleichbar mit „over die Grens 2“.

Während Cabooter den Güterverkehr abwickelt, organisiert die Firma CargoBeamer den Zugverkehr. Das Besondere an diesem Konzept erläuterte Hans-Jürgen-Weidemann, Vorstandsvorsitzender der CargoBeamer AG: „Mit einem Kran werden Sattelanhänger eines Lastwagens in eine Wanne gehoben.“ Dies geschehe automatisch per Kran. Anders als andere Logistiker arbeite CargoBeamer nicht mit Containern, sondern mit Wannen. „Durch die Wannen können wir jeden Lkw bahnfähig machen und von der Straße auf die Schiene bringen“, sagte Weidemann. Ein Ziel für Kaldenkirchen sei, die aktuelle Anzahl von 45 Wagen um weitere 30 zu steigern.

Als Vertreter der Deutschen Bahn und deren Sparte DB Netz erinnerte Carsten Wiener an die erfolgreiche Zusammenarbeit mit hans Cabooter bis zum jetzigen Inbetriebnhame und vollzog einen offiziellen Akt: „Ich übergebe heute die Infrastruktur der DB Netz an Cabooter.“ Auch in Zukunft wolle man ihn bei seinen weiteren Vorhaben, sofern möglich, unterstützen.

Der Venloer Unternehmer verfügt nun über eine Fläche von 20 Hektar am Bahnhof Kaldenkirchen. Sein Zeitplan für die Zukunft in Kaldenkirchen sieht so aus: „Ab Januar werden hier fünf bis sechs Runden laufen.“ Im April sollen es mit zehn Runden bereits doppelt so viele sein.

Dann geht der Logistiker von „20 Güterzügen pro Woche“ aus, die das niederrheinische Kaldenkirchen in Richtung Italien verlassen.