Kempen Kein Geld mehr für den Deutschkurs

Die VHS bemüht sich, in St. Hubert ein Projekt fortsetzen zu können. Doch die Mittel fehlen bislang.

Foto: Kurt Lübke

St.Hubert. Die Enttäuschung steht nicht nur Salif und Sow ins Gesicht geschrieben. Ihre 15 Mitstreiter, die allesamt einen Deutschsprachkurs im St. Huberter Begegnungszentrum belegt haben, sind genauso betrübt. Mit dem gemeinsamen Unterricht ist jetzt nämlich Schluss. „Wir haben viel gelernt, Spaß gehabt und würden auch gerne weiterlernen“, sagen Salif und Sow unisono.

Ein Wunsch, den die beiden Deutschlehrer der Flüchtlinge, Ludger Nolte und Heinz Wiegers, gut nachvollziehen können. Ihnen hat der Kurs auch von Lehrerseite Freude bereitet. Ihre Schüler seien sehr wissbegierig und fleißig gewesen.

Seit Mitte August unterrichteten die ehemaligen Deutschlehrer und zugelassenen Integrationslehrer im Auftrag der Volkshochschule (VHS) Kreis Viersen die 17 Flüchtlinge. Fünf Stunden an jedem Werktag drückten die Männer aus Afghanistan, Bangladesch, dem Libanon, Nigeria und Ägypten im Alter von 18 bis 40 Jahren die Schulbank.

Sie paukten Deutsch für die sogenannte A1-Prüfung, die sie allesamt im November machten. Danach folgte der Lehrstoff für das A2-Zertifikat, den die Flüchtlinge nun zur Hälfte beherrschen.

Aber weitere Deutschkenntnisse samt einer nächsten Prüfung können sich nicht anschließen — das Angebot endet. „Wir bemühen uns den Kurs fortsetzen zu können, aber es sind noch keine weiteren Mittel freigegeben“, sagt Nina Jung, die den Fachbereich Deutsch und Integration an der VHS leitet. Der Hintergrund: Flüchtlinge aus sogenannten sicheren Herkunftsländern haben keinen Anspruch auf einen Integrationskurs. Weil sie dennoch Deutsch lernen möchten, war das Angebot gut nachgefragt.

„Wir haben den Kurs aus zwei Töpfen finanziert“, so VHS-Leiterin Bianca Goertz. Die ersten 300 Stunden liefen über das Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NRW und den Europäischen Sozialfond. Es handelte sich um einen Basissprachkurs zur Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen. Wenn Flüchtlinge, die zwar nicht aus Krisenregionen stammen, aber nachweisen können, dass sie in ihrem Heimatland nicht mehr sicher leben können, in Deutschland bleiben dürfen, ist ein solcher Sprachkurs möglich. Die weiteren 100 Stunden stammten aus Projektmitteln der Bezirksregierung.

Nolte und Wiegers, früherer Leiter der Oedter Grundschule, teilten sich den Unterricht je zur Hälfte auf. „Ich hatte schon früher für die VHS gearbeitet und von dem neuen Kurs gehört. Ich war direkt interessiert, wollte die Arbeit aber gerne mit jemanden teilen“, sagt der ehemalige Gymnasiallehrer Nolte. Deutsch als Fremdsprache begleitete Wiegers schon im Studium. Sprachkenntnisse vermitteln liegt dem einstigen Grundschulleiter. Daher stieg auch er mit ein. Die Stadt Kempen stellte die Räume im Begegnungszentrum der früheren Johannes-Hubertus-Schule zur Verfügung.

Bei einem gemeinsamen Frühstück kamen jetzt Flüchtlinge, Lehrer, VHS und Mitarbeiter der Stadt Kempen nochmals zusammen, bevor die letzten Schulstunden begannen. Alle hatten dabei die Hoffnung, dass der Kurs mit dem kommenden Jahr irgendwie fortgesetzt werden kann.