Rassismus an Grundschule in Breyell?
Die Mutter einer Drittklässlerin habe sich schon mehrmals an die GGS Breyell gewendet, aber keine Antwort bekommen.
Nettetal. Jeden Tag, sagt Merian*, müsse sie sich in der Grundschule anhören, dass sie hässlich sei, aussehe wie Durchfall, ein verbrannter Pfannkuchen, eine schwarze Missgeburt. Was der Unterschied zwischen der Zehnjährigen und ihren Mitschülern ist? Merian hat dunkle Haut. Ihr Vater ist Brite afrikanischer Herkunft.
Die Schülerin sitzt am Esstisch in einer Wohnung in Nettetal und streichelt der Katze über den Kopf. „Schulisch ist alles okay“, sagt ihre Mutter Miriam. Vor einem Jahr ist sie mit ihren Töchtern aus London zurück in ihre Heimatstadt gezogen. Miriam, helle Haut, blonde Haare, blaue Augen, weiß nicht weiter.
Anfangs dachte sie noch an ein Missverständnis. „Merian und ihre kleine Schwester kamen weinend vom Spielplatz“, erinnert sie sich. „Ein Kind hatte gesagt, dass Neger dort nichts zu suchen hätten.“ In der Schule sei Merian schwarze Schokolade genannt worden. Dann habe es geheißen: Wie kannst du so hässlich auf die Straße gehen? Geh dich waschen. Jedes Mal sei es schlimmer geworden. „Am Elternsprechtag habe ich den Klassenlehrer angesprochen“, sagt Miriam. „Es hat danach aber keine Aufklärung gegeben.“
Die 35-Jährige zählt ein halbes Dutzend Vorfälle auf, bei denen Merian vergangenes Schuljahr von älteren Mitschülern übel beleidigt worden sei und nach denen die Mutter auf Konsequenzen gehofft habe. „Meist ist aber nicht mehr passiert, als dass die Schüler zur Strafe etwas abschreiben sollten.“ Am Montag sei es besonders schlimm gewesen, tags darauf ließ Miriam ihre Tochter zu Hause, „damit sie Luft holen kann“.
Sie informierte die Schule nach eigener Aussage telefonisch über den Vorfall. „Bei mir hat sich keiner danach gemeldet“, sagt Miriam. Es habe ein Gespräch zwischen Verwaltung und Schulleitung stattgefunden, sagte Stadtsprecher Jan van der Velden am Mittwoch. Er bestätigte auch, dass es an der Gemeinschaftsgrundschule Breyell, wo Merian derzeit die dritte Klasse besucht, einen Vorfall im Rahmen der Betreuung der Offenen Ganztagsschule gegeben habe, „bei dem eine Schülerin von sechs Mitschülern beleidigt wurde“. Die Schüler seien umgehend zur Rede gestellt worden. „Nachdem sie wenig Einsicht für ihr Verhalten zeigten, wurden sie aus der normalen Betreuung isoliert und die sofortige Erarbeitung einer schriftlichen Aufgabe zu einem anti-rassistischen Thema veranlasst.“
„Der Klassenlehrer sagte, dass von den Schülern ein Entschuldigungsschreiben kommen soll und dass es eher Mobbing als Rassismus sei“, sagt Miriam. „Gut, aber alles hat seine Grenzen.“ Am Freitag solle es jetzt ein persönliches Gespräch zwischen der Grundschulleitung und Merians Mutter geben. „Mir ist wichtig, dass grundlegend etwas passiert, dass sie Anti-Rassimus-Konzepte vorlegen“, sagt sie. „Ich kann versuchen, Merian von zuhause aus zu stärken, aber auf Dauer reicht das nicht.“