Regen verzögert Ernte: Bei Bauern liegen die Nerven blank

Niederrhein. Viele Landwirte am Niederrhein warten sehnsüchtig auf den Sommer. Mehr als die Hälfte des Weizens steht noch auf dem Feld und muss dringend gedroschen werden, teilen die Kreisbauernschaften Neuss-Mönchengladbach und Krefeld-Viersen mit.

„Die Nerven liegen blank“, sagt Wolfgang Wappenschmidt, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Neuss-Mönchengladbach. „Die Bauern warten dringend auf trockene Tage. Die Getreidebestände sind reif, teilweise sogar schon überreif.“

Während das trockene Frühjahr das Wachstum des Weizens hemmte, bedeutet der nasse Sommer eine weitere Herausforderung. Die Körner sind zu nass. So können sie nicht gelagert werden. An den wenigen freundlichen Tage konnten sie nicht ausreichend trocknen. Der Regen verhindert die kontinuierliche Arbeit auf den Feldern und macht die Ernte zur Hängepartie.

„Das können die Verbraucher auch an der Landschaft sehen: Normalerweise würden die Mähdrescher auf einem Feld in einem Zug durchfahren und den gesamten Bestand ernten. In diesem Jahr wurde oft auf einem Feld mit dem Dreschen begonnen und die Arbeiten mittendrin unterbrochen, als Regen einsetzte“, sagt Wappenschmidt. In wenigen Wochen müsse auch mit der Rapsaussaat begonnen werden. Daher könnte es zeitlich sehr eng werden, die Ernte einzufahren und weitere anstehende Bodenarbeiten rechtzeitig zu verrichten.

„Das prognostizierte Wetter rund um den Siebenschläfertag scheint sich zu bewahrheiten“, so der Vorsitzende. In der ersten Juliwoche war es wechselhaft und so ist das Wetter getreu der Bauernregel „Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, ist es sieben Wochen lang bestellt“ auch die folgenden Wochen geblieben. „Jetzt hoffen wir auf einen warmen Spätsommer“, so Wappenschmidt.

Auch bei Triticale, Roggen und Hafer sind noch erhebliche Mengen zu ernten, teilt die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen mit. Die Getreidepreise bewegen sich trotz der schwierigen Ernte noch etwa auf dem Vorjahresniveau, vor allem weil aus Südosteuropa sehr gute Ernteergebnisse gemeldet werden.

Drastisch gestiegen sind dagegen infolge der Frühjahrstrockenheit die Preise für Heu und Stroh. Der Preis für Heu liegt um 40 bis 50 Prozent über dem Vorjahr, gutes Stroh ist zurzeit fast so teuer wie die Körner. Allerdings wird es durch das nasse Wetter auch immer schwieriger, Stroh in guter Qualität zu ernten.