Tod von Luca: Einsatzkräfte sagen aus
Der Lebensgefährte von Lucas Mutter ist wegen Totschlags angeklagt. Am gestrigen dritten Prozesstag äußerten sich auch Bekannte des Angeklagten und von Lucas Mutter.
Viersen. Etwa um 9.30 Uhr treffen die Rettungskräfte in der Wohnung der 24-jährigen Amanda Z. in Dülken ein. Auf dem Boden im Kinderzimmer liegt ihr Sohn Luca, er ist bewusstlos. Ihr Lebensgefährte Martin S. versucht, den Fünfjährigen mit einer Herzdruckmassage zu reanimieren. Ein Rettungsassistent löst Martin S. ab, Amanda Z. steht aufgelöst im Türrahmen und schaut zu. Luca hat sich eingenässt und erbrochen, im Mund ist etwas Blut zu sehen — so schilderten es gestern vor dem Mönchengladbacher Landgericht vier Einsatzkräfte, die den Jungen am Tag seines gewaltsamen Todes im vergangenen Oktober als erste medizinisch versorgten.
Am dritten Prozesstag befragte der Richter neben den Ersthelfern auch Bekannte der Familien von Amanda Z. und Martin S. sowie dessen Bruder. Martin S. habe ihnen erzählt, Luca sei an Erbrochenem erstickt, gaben mehrere von ihnen bei der Vernehmung an. „Das kommt mir komisch vor“, sagte der Richter am Ende der Verhandlung — führte dies aber nicht weiter aus. Die Staatsanwaltschaft klagt Martin S. an, Luca brutal gegen den Kopf und in den Bauch geschlagen, außerdem gewürgt zu haben. Luca sei an den Misshandlungen gestorben. Martin S. muss sich wegen Totschlags und Körperverletzung in zwei Fällen vor dem Schwurgericht verantworten. Amanda Z. ist wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen durch Unterlassung angeklagt.
Schon im Flur habe jemand gerufen: „Kommen Sie schnell!“, berichtete gestern die Unfallchirurgin, die Luca im Kinderzimmer behandelte. Nach 30-minütiger Herz-Lungen-Massage hätten die Einsatzkräfte entschieden, den Jungen ins Krankenhaus zu transportieren.
Richter am Ende der Verhandlung über die Aussagen von Bekannten der Angeklagten
Im Schockraum hätten Anästhesist und Kinderärzte gewartet, doch sie konnten Luca nicht retten. Ob der Junge schon am Einsatzort tot gewesen sei, fragte der Richter. „Vom objektiven Eindruck, ja“, sagte die Ärztin. Er habe nicht mehr selbstständig geatmet, der Puls nicht mehr geschlagen. Das Elektrokardiogramm (EKG) habe eine so genannte Null-Linie gezeigt, hatte zuvor einer der Feuerwehrmänner ausgesagt, die bei dem Einsatz vor Ort waren.
Während Martin S. an jenem Morgen im Oktober auf die Einsatzkräfte ruhig wirkte, beschrieben sie Amanda Z. als aufgebracht, beinahe hysterisch. Später im Krankenhaus, als sie vom Tod ihres Sohnes erfuhr, soll die Mutter ähnlich reagiert haben. Der Unfallchirurgin soll sie zuvor erzählt haben, um drei Uhr morgens sei Luca zum letzten Mal lebend gesehen worden, sagte diese aus.
Ob Amanda Z. oder Martin S. zuletzt Kontakt zu ihm hatten, wusste die Ärztin gestern nicht mehr. Bei der Polizeivernehmung hatte sie noch angegeben, es sei Martin S. gewesen. Der Richter fragte die Einsatzkräfte, welche Körperflüssigkeiten sie an Luca fanden: Der Junge habe sich eingenässt und erbrochen, sagten sie.
Später berichtete eine Freundin der Familie von Amanda Z., sie habe gehört, am Schlafanzugoberteil des Jungen seien Spermaspuren gefunden worden. Auf diesen Teil der Aussage ging der Richter jedoch nicht ein.