Treffen der „Konfi-Gruppe 48“

Sieben Frauen und Männer feierten gestern Gnadenkommunion.

Foto: Prümen

Lobberich/Hinsbeck. Sie stammt aus Pommern, hat ihre Jugend in Lobberich verlebt, hielt sich einige Jahre in Südafrika auf und wohnt heute+ in Mülheim an der Ruhr: Christa Brech bekennt im Rückblick: „Lobberich wurde uns zur Heimat.“ Doch wieder dort leben, will die 85-Jährige vorerst nicht: „Ich habe solch’ eine schöne große Wohnung.“ Gestern besuchte sie aber Lobberich — zur Gnadenkonformation in der dortigen evangelischen Kirchengemeinde. Eine derartige Feier hat Pfarrerin Elke Langer noch nicht erlebt. Bei einer Goldkonformation vor einiger Zeit waren noch zwei ehemalige Konfirmanden da. Aber dass nun sieben „auf eine bunte Lebenszeit mit Gott“ zurückblicken, sei außergewöhnlich.

Dass die Feier zustande kam, ist der Beharrlichkeit von Hermann Süssenbecker zu verdanken, der immer noch eifrig die Kontakte unter den Frauen und Männern pflegt, die Pfarrer Paul-Wilhelm Schmidt 1948 im ehemaligen Betsaal an der heutigen Elisabethstraße konfirmierte. „20 bis 25 werden es damals wohl gewesen sein“, erinnert er sich. Den guten Zusammenhalt erklärt er damit, dass in der Nachkriegszeit feste Freundschaften entstanden. „Wir kannten uns alle nicht und haben uns nach den Gottesdiensten zu Gesprächen auf der Straße getroffen.“

Für Christa Brech war damals „die Kirche unser einziger Treffpunkt“, zumal Evangelische im katholischen Rheinland nicht gerade enthusiastisch willkommen geheißen wurden. Aber sie lernte sich durchzusetzen — auch, als sie die Klosterschule in Mülhausen besuchte. Trotz „evangelisch und Flüchtling“ hat sie das Abitur geschafft.

Christa Hensel und Ingolf Schmidt haben in Lobberich die Schulbank gedrückt. „Es war damals ganz schlecht“, erzählt sie, denn für alle Kinder stand in dem Gebäude an der Jahnstraße (heute Steegerstraße) nur ein Raum zur Verfügung. „Aber wir haben es überstanden“, meint der gebürtige Schlesier Schmidt, der heute in Krefeld lebt. Hermann Süssenbecker, gebürtiger Breslauer, war der Kirche auch beruflich verbunden. Er hatte mit seiner Frau Marianne die Küster- und Hausmeisterstelle, ab 1962 war er hauptamtlicher Jugendleiter, ehe er sozialpädagogische Aufgaben in Mönchengladbach und Krefeld annahm.

Inge Klatt, die ebenfalls aus Breslau stammt, kam zunächst auf dem Bauernhof Steeger in Hinsbeck-Oirlich unter. „Wir haben uns untereinander geholfen“, erzählt die zeitweilige Küsterin der Gemeinde, die dadurch zahlreiche Kontakte zu anderen Familien aufbaute. Heute wird sie von ihrer Tochter umsorgt. Schon 1945 war Ruth Just in ihrer Heimat Sudentenland konfirmiert worden, ehe sie Ende 1948 nach Hinsbeck kam. Dort wurden Evangelische manchmal schief angeschaut, „weil wir beim Tischgebet kein Kreuzzeichen machten“, erinnert sie sich. Als 13-jährige kam Gerda Brendges ganz allein 1953 zu einer Tante nach Hinsbeck, denn ihre Mutter war nach Sibirien verschleppt worden. Sie stammt aus Ostpreußen, hat einige Zeit bei Pastor Schmidt den Hauhalt geführt und bei Rokal/Pierburg gearbeitet, „weil ich ja Geld verdienen musste“. Ihre drei Kinder sind ihr heute „eine große Hilfe“.