Brüggen: Ein Experte für die Jesus-Figur
Der 70-jährige Herbert Karner aus Brüggen will eine brutal zerstörte Schnitzerei restaurieren.
Brüggen. Die Polizei vermutete zuerst einen Kunstdiebstahl: Irgendwann am Sonntag haben Unbekannte eine Jesus-Figur brutal von ihrem Kreuz in der Brüggener Sektion Genrohe gerissen. Die Arme blieben am Kreuz hängen, während der Korpus, der mit Scharnieren befestigt war, von den Tätern mitgenommen wurde.
Weil diese Arme viel jünger sind als der Rest der Figur, kam man auf den Gedanken mit den Kunstdieben: Sollten sie gewusst haben, was das Wertvollste an der 80 Zentimeter großen Figur war? Während die Polizei ermittelte, suchten Anwohner ein Rübenfeld ab. Und tatsächlich fanden sie den Korpus.
Herbert Karner will sich nun um die beschädigte Schnitzerei kümmern. Der 70-Jährige ist gelernter Schreiner, hat schon viele Arbeiten für die Gemeinde Brüggen gefertigt. Er war es auch, der die Figur Ende 2006 schon einmal liebevoll restauriert hatte.
Nun hatte er sich schon mit dem Gedanken getragen, einen komplett neuen Jesus fertigen zu müssen. So aber konnte er die Arme vom Kreuz abhängen und alle Teile mit nach Hause nehmen.
Der Experte ist bestürzt über die brutale Gewalt der Täter. Holzstücke sind ausgebrochen oder so weit gelockert, dass er sie ersetzen muss - eine filigrane Arbeit, für die es einen Profi wie ihn braucht. "Zum Glück habe ich noch passendes Holz", sagt er. Glück vor allem deswegen, weil ihm, als er vor rund vier Jahren mit seiner Arbeit begann, noch nicht klar gewesen war, wie marode die Figur war. Er musste schließlich viel Holz ersetzen.
Karner dokumentierte jeden Schritt der Restauration - und wären tatsächlich Kunstdiebe am Werk gewesen, hätten von ihm angefertigte Bilder bei der Suche helfen können.
Nun will er dafür sorgen, dass die Figur bald wieder an ihrem alten Platz hängt. Hildegard Karner weiß schon, wo sie ihren Mann ab sofort suchen muss: im Keller, bei der Arbeit.