Die Erfüllung eines großen Wunsches
Andreas’ Traum: ein eigenes Auto. Die Lebenshilfe Viersen hat ihm diesen nun erfüllt.
Viersen. Manchmal kann Glück so einfach sein. Es müssen nur Menschen da sein, die anpacken, von einer verrückten Idee nicht nur träumen, sondern sie dann auch realisieren. Andreas ist 61 Jahre alt. In seinem Leben gibt es einen großen Traum: ein eigenes Auto.
Eins, das er hegen und pflegen kann, polieren und mit ihm auf große Tour gehen. Er hat keine überzogenen Ansprüche. Hauptsache vier Räder, ein Lenkrad - und ganz wichtig — eine Hupe. Andreas lebt im Haus der Lebenshilfe in Viersen-Süchteln, schon lange. Seine Erinnerung beschäftigt sich hauptsächlich mit Autos. Mit seinem Vater, der ihn auf den Schoß nahm und ihn lenken ließ.
Wenn die Mitarbeiter zur Arbeit kommen, bietet er ihnen an, ihre Autos zu waschen. Und doch bleibt da immer der Traum vom eigenen Wagen. Es war Rita Houben, Angehörige eines der anderen elf Bewohner des Hauses, die sich daran machte, dass dieser Traum Wirklichkeit werden solle. Sie wandte sich an ihre Nachbarin und Freundin Dörte Zielinski. Die wiederum hatte bis vor einiger Zeit bei der Firma Bröker gearbeitet und damit gute Kontakte zu dem Abschleppunternehmen, das auch für den ADAC tätig ist.
Markus Reichenbach und Uwe Bludau von der Firma Bröker waren sofort angetan, als sie von dem Ansinnen hörten, sicher, dass sie hier als wahrhaft gelbe Engel helfen könnten. Denn Autos, die zu lange ohne Kennzeichen im öffentlichen Verkehrsraum stehen, bekommen zunächst den Aufkleber vom Ordnungsamt, dass sie zu entfernen sind, und irgendwann landen sie dann auf dem Hof der Firma Bröker, bevor irgendwann die Schrottpresse droht.
Dem dunkelblauen Golf Automatik ist die Presse nun erspart geblieben. Er steht, auch wenn nicht mehr fahrtüchtig, als der ganze Stolz von Andreas und den anderen Bewohnern auf der Terrasse des Lebenshilfe-Hauses. Auf dem Hof der Firma Bröker haben die Mitarbeiter dafür gesorgt, dass der Wagen nicht mehr schädlich für die Umwelt sein kann. Sie haben alle Betriebsflüssigkeiten abgelassen und die Batterie entnommen. Deshalb funktioniert die Hupe nicht. Das hat Andreas schon festgestellt.
Auch da hat er wieder Glück gehabt. Denn Hausleiter Klaus Simons ist zwar Erzieher, hat aber in seiner Jugendzeit sein Taschengeld mit Hilfen in der Autowerkstatt verdient und kennt sich aus. Er hat Pläne geschmiedet, wie mit einem kleinen Netzteil eine Mini-Hupe installiert werden kann, die drinnen im Auto kräftig hupt, draußen aber die Nachbarn nicht stört.
Auch die Beleuchtung soll wieder zum Leben erweckt werden. Dass der Wagen wieder glänzen wird, steht außer Frage. Andreas wird schon dafür sorgen. Und die paar Kratzer, die an den Radkästen entstanden sind, weil der Golf ein paar Zentimeter zu breit für den Weg in den Garten der Lebenshilfe war, wird er wegpolieren können.
„Sonst können wir auch schöne Chrom-Aufkleber besorgen“, sagt Klaus Simons. Andreas sitzt derweil schon auf dem Fahrersitz und „chauffiert“ die ersten Passagiere. Vielleicht geht es in seiner Fantasie nur zum Einkaufen, vielleicht in den Urlaub. Das weiß Andreas noch nicht genau. Er muss erst einmal verarbeiten, dass sein Herzenswunsch endlich nach so vielen Jahren erfüllt worden ist.