Gemeindeverband: Nicht alle Kirchen unter einem Dach
Ein Gemeindeverband Krefeld-Viersen soll die Verwaltungsarbeit der Pfarreien regeln. Sechs Gemeinden verweigern die Gefolgschaft.
Niederrhein. Es erinnert ein wenig an den Kampf von Asterix und Obelix gegen die Römer, auch wenn es in diesem Fall nicht um ein gallisches Dorf, sondern um sechs katholische Gemeinden am Niederrhein geht und man sich in diesen auch nicht gegen Rom, sondern gegen Aachen auflehnt.
Die Rede ist vom Kirchengemeindeverband Krefeld-Kempen/Viersen, der gestern eine Bilanz seiner bisherigen Arbeit vorstellte, und gut einer Handvoll Pfarreien in Krefeld und im Kreis Viersen, die diesem nicht beitreten wollen.
Der Hintergrund: Durch den Fusionsprozess im Bistum Aachen hatten sich die Kirchengemeinden des Verbandsgebietes von 81 auf 47 reduziert. Inzwischen lassen 41 davon ihre Verwaltungsarbeit im Finanz-, Personal-, Liegenschafts- und Baubereich im dafür vom Bistum Aachen ins Leben gerufene Verwaltungszentrum in Viersen-Bockert erledigen. Das entspricht einer "Beitrittsquote" von etwas über 87 Prozent, wie die Verantwortlichen vorrechnen.
Doch was sind die Gründe dafür, dass es nicht 100 Prozent sind? Der Viersener Pfarrer Stephan Gedden, Vorsitzender des Kirchengemeindeverbands, nennt als ein Motiv den Widerstand gegen "eine bistümliche Linie".
Für diese Annahme könnte sprechen, dass sich auch die Hülser Gemeinde St. Cyriakus unter den sechs Unwilligen befindet: Besonders die Katholiken im nördlichsten Stadtteil Krefelds sind bekannt dafür, nicht gerade die treuesten Gefolgsleute von Bischof Heinrich Mussinghoff zu sein. Und Verband und Zentrum gelten "als rechte Hand Aachens", werden als "vom Bischof installiert" angesehen, ist aus dem Kreis der Verwalter zu hören.
Diesen geht es nun darum, die fehlenden Gemeinden vom Gegenteil zu überzeugen. "Es geht nicht um Macht", sagt Hildegard Trosky-Michalek, Leiterin des Verwaltungszentrums. Man mache nur das, was die Kirchengemeinden wollen. Ralph Hoepfner aus Krefeld, stellvertretender Vorsitzender im Verbandsausschuss, betont, dass die Kontrolle immer noch in den Gemeinden bleibe. "Sie haben jederzeit Zugriff auf ihre Finanzdaten", so Trosky-Michalek.
Für Pfarrer Gedden allerdings ist das Thema Beitritt oder Nichtbeitritt ein "absoluter Nebenschauplatz seit dem 1. Januar 2010". Seit diesem Tag werden nämlich die wichtigen Personalangelegenheiten aller Gemeinden - einschließlich der sechs fehlenden - in Viersen geregelt. Es habe erreicht werden können, dass alle 1300 Mitarbeiter der Kirchengemeinden pünktlich am 31. Januar, also am ersten Termin nach der Umstellung, ihre Gehälter erhalten hätten, heißt es dazu vom Verwaltungszentrum.