Hund und Mensch rasen durch Parcours

In Viersen fand die Qualifikation zur Agility-WM statt. In vier Läufen mussten die Teams die Hindernisse bewältigen.

Viersen. „Weiter! Slalom! Zurück! Tunnel!“ So schnell, wie Andrea Junge Kommandos und Handzeichen gibt, so flott rast Sira auch über den Parcours. Mit Leichtigkeit springt die vierjährige Papillon-Hündin über Hürden, jagt durch den Tunnel, wendet sich an den zwölf Slalomstangen entlang, rast den Laufsteg hinauf und setzt durch den Reifen.

Ab und zu ist vor Begeisterung und Aufregung ein kurzes „Wuff“ zu hören. Bei keinem Hindernis kennt die Hündin ein Zögern. Kaum über das Ziel gelaufen, springt sie ihrer Besitzerin auf die ausgestreckten Arme. Ein breites Lachen liegt auf dem Gesicht von Junge. „Super“, lobt die Gifhornerin aus Niedersachsen. Sie ist selbst noch ganz außer Atem, schließlich musste sie ebenso durch den Parcours rennen, wie es Sira tat. Viel Zeit zum Verschnaufen hat sie nicht. „Ich starte mit zwei Hunden“, verrät Junge, während sie Sira in der Hundebox verstaut und den zwei Jahre älteren Mio herausnimmt.

Inzwischen ist schon der nächste Hund in dem 170 Meter langen Parcours mit seinen 20 Hindernissen, der auf dem großen Gelände des Vereins der „Freundlichen Hunde Viersen“ aufgebaut ist, am Start. Unter den aufmerksamen Augen des englischen Richterehepaares Lucie und Paul Hinchley geht es auf Schnelligkeit über die Hindernisse. Fehler an diesen werden als Minuszeiten angerechnet.

Die Agility-Veranstaltung dient der Qualifikation zur World Agility Open. Genauer: In Viersen findet die Qualifikation für das deutsche Nationalteam statt. „Wir haben 80 Starter, die aus ganz Deutschland kommen, von München bis Hamburg“, berichtet Harald Schmitz, Teammanager für das Team Germany. Aus diesem Teilnehmerfeld schaffen 16 den Sprung in die Mannschaft, die dann im Mai nächsten Jahres im englischen Addington für Deutschland an den Start gehen.

Harald Schmitz, Teammanager der deutschen Nationalmannschaft

Entsprechend groß ist die Aufregung bei Startern und Zuschauern. „Man hofft schon, dass man in den beiden Tagen die Aufnahme ins Team schafft“, sagt Tobias Freund. Der Viersener betreibt seit 16 Jahren Agility-Sport und hat bereits WM-Erfahrung. Dieses Mal hat es für ihn allerdings nicht gereicht. Andrea Junge hat es hingegen mit beiden Hunden geschafft.

Doch zunächst muss die Qualifikation in Viersen geschafft werden. Vier Läufe stehen an, in denen sich die Teilnehmer messen. Dazu gehören der bekannte Agility-Lauf und das Jumping, bei dem mit Hindernissen ohne Kontaktzonen gearbeitet wird. Dazu kommen zwei weitere Bereiche, „Gambler“ und „Snooker“. Beim „Snooker“ mit seinen vier roten Hürden und den weiteren Hindernissen können maximal 70 Punkte gesammelt werden, wenn Zeit und Punkte stimmen. Beim „Gambler“ besteht ein Parcours aus zwei Teilen. Den ersten Teil laufen Hund und Halter gemeinsam, wobei sie die Geräte, die alle eine unterschiedliche Wertigkeit haben, innerhalb eines Zeitfensters selber kombinieren können. Im zweiten Teil wird der Hund hingegen auf Distanz geführt. „Keine einfache Sache“, weiß Kerstin Willerscheid aus Erfahrung. Sie startet mit ihrer zweijährigen June. „Aber es macht riesig Spaß, auch wenn mal etwas nicht klappt“, bemerkt Anja Bachem.

Inzwischen ist Paul Hinchley mit dem Messrad auf der Rasenfläche unterwegs. Der Parcours wird für die nächste Klasse umgebaut. Es gilt, die Abstände zwischen den Hindernissen genau abzustimmen. „Es ist im Prinzip wie im Springsport. Nur, dass statt Pferden Hunde über die Hindernisse gehen“, sagt Schmitz, bevor er sich wieder unter die Zuschauer reiht.